Das Evangelium nach Lukas. Ambrosius von Mailand

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Das Evangelium nach Lukas - Ambrosius von Mailand Die Schriften der Kirchenväter

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nicht mit Stillschweigen zu übergehen. Dagegen verlautet über die Zeit seiner Kindheit nichts, weil er, den hemmenden Schwächen der Kindheit enthoben, infolge der Anwesenheit der Mutter des Herrn erstarkte. Wir lesen darum im Evangelium außer seiner Geburt und der Weissagung über ihn, seinem freudigen Aufhüpfen im Mutterschoße und der Stimme in der Wüste nichts über ihn; er, der über die Natur, über das (Kindes-) Alter erhaben im Mutterschoße liegend vom vollendeten „Altersmaß der Fülle Christi"289 seinen Anfang nahm, bekam eben vom Kindesalter nichts zu kosten.

      3. Namengebung des Täufers. Lobgesang des Zacharias, Luk. 1, 59―79

      

       Der Name ‚Johannes' der Elisabeth geoffenbart; die göttliche Namengebung ein Privilegium der Heiligen (31). Zacharias bekräftigt den Namen; der Glaube öffnet ihm und uns den Mund (32). Gottes positive Gnadenerweise an Zacharias (33). Die Apostrophe des achttägigen Täufers im Lobgesang des Zacharias (34). Der Frauen Weissagungen kurz: sie sollen lernen, nicht lehren (35).

       31.

       „Und seine Mutter nahm das Wort und sprach: Nein, sondern Johannes soll er heißen! Und sie erwiderten ihr: Es ist doch niemand in deiner Verwandtschaft, der diesen Namen hat. Sie winkte also seinem Vater, wie er ihn nennen lassen wolle. Und er nahm ein Täfelchen und schrieb die Worte darauf: Johannes ist sein Name! Und sie verwunderten sich alle. Sogleich aber ward seine Zunge gelöst und sein Mund aufgetan und er redete und lobte Gott "290.

      Recht bemerkenswert glaubte der heilige Evangelist vorausschicken zu müssen, daß die große Mehrzahl meinte, man solle das Kind nach dem Namen des Vaters benennen291. Es soll hieraus ersichtlich werden, daß der Mutter der Name nicht etwa wegen irgendeines unwürdigen Namensträgers mißfiel, sondern daß ihr durch den Heiligen Geist der Name eingegeben wurde, der vorher schon vom Engel dem Zacharias kund gegeben ward. Dieser war zwar stumm und konnte der Gattin den Namen des Sohnes nicht angeben; vielmehr erfuhr Elisabeth durch prophetische Eingebung, was sie vom Manne nicht erfahren hatte. „Johannes ist sein Name", d. i. nicht wir legen ihm den Namen bei, nachdem er bereits von Gott den Namen empfangen hat. Er hat bereits seinen Namen, wir brauchen ihn nur anerkennen, nicht auswählen. Dieses Vorzugs erfreuen sich verdiente Heilige, daß sie von Gott den Namen empfangen. So erhält Jakob den Namen Israel292, weil er Gott schaute. So empfing unser Herr schon vor der Geburt den Namen Jesus; und nicht ein Engel, sondern der Vater legte ihm den Namen bei: „Denn es wird offenbar werden, heißt es, mein Sohn Jesus mit jenen, die mit ihm teilhaben werden an der Freude, die übrig geblieben sind während vierhundert Jahren. Und es wird geschehen nach diesen Jahren und sterben mein Sohn Christus und sich bekehren die Welt"293. Da siehst du, daß Engel294 nur verkündigen, was sie vernommen, nicht was sie ersonnen haben. Auch ist es nicht zu verwundern, wenn die Frau auf einem Namen besteht, den sie nicht zu hören bekommen hat; denn es offenbarte ihr denselben der Heilige Geist, der auch den Engel beauftragt hatte. Sie konnte auch gar nicht in Unkenntnis sein über den Vorboten des Herrn, nachdem sie Christus prophetisch verkündet hatte.

       32.

      Mit Recht wird beigefügt, daß niemand in seiner Verwandtschaft diesen Namen trug, zum Beweis, daß er kein Familienname, sondern ein Prophetenname war. Auch den Zacharias fragt man durch Zuwinken295. Doch da ihm seine Ungläubigkeit Sprache und Gehör geraubt hatte, brachte er handschriftlich zum Ausdruck, was er in Worten nicht auszudrücken vermochte. „Er schrieb nämlich die Worte darauf: Johannes ist sein Name." Auch hier wird der Name nicht erst gegeben, sondern bestätigt. Und mit Recht „ward sogleich seine Zunge gelöst"; denn der Glaube löste sie, nachdem der Unglaube sie gebunden hatte. Laßt darum auch uns glauben, daß wir reden können!296 daß unsere Zunge, die das Band des Unglaubens bindet, durch das Wort der Vernunft297 gelöst werde! Laßt uns im Geiste die Geheimnisse schreiben, wenn wir reden wollen!298 Laßt und den Vorboten Christi „nicht auf steinerne Tafeln, sondern in des Herzens Tafeln auf Fleisch schreiben!"299 Denn wer ‚Johannes' spricht, weissagt Christus. So laßt uns ‚Johannes', laßt uns ‚Christus' sprechen, daß auch uns der Mund geöffnet werden kann, dem der schwankende Glaube in einem so großen Priester gleich einem unvernünftigen Tiere Zügel anlegte!

       33.

      [Forts. ] * „Und Zacharias, sein Vater, ward erfüllt mit dem Heiligen Geiste und weissagte und sprach"*300. Sieh, wie gut Gott ist und wie bereit zur Nachlassung der Sünden! Er gibt nicht bloß die verlorenen Gaben zurück, sondern unverhoffte hinzu. Der eben noch Stumme weissagt. Eine Großtat der Gnade Gottes ist es, wenn die ihn bekennen, welche ihn verleugnet hatten. Niemand verliere denn das Vertrauen, niemand beim Gedanken an die alten Vergehungen die Zuversicht auf die göttlichen Belohnungen! Es weiß Gott sein Urteil zu ändern, wenn du dein Vergehen gutzumachen weißt.

       34.

      „Und du, Knabe, wirst ein Prophet des Höchsten genannt werden"301.

      Geziemend richtete Zacharias, da er vom Herrn weissagte, seine Worte an den Propheten, um auch damit auf einen Gnadenerweis des Herrn hinzudeuten; um nicht als undankbar zu erscheinen, wenn er bei der öffentlichen Aufzählung der Gnadenerweise die eigenen, die er empfangen hatte und im Sohn erkannte, verschwiege. Doch vielleicht dünkt es manchen töricht und überspannt, daß er ein achttägiges Kind anredete. Wenn es uns um die Wahrheit zu tun ist, muß es uns fürwahr einleuchten, daß das Kind, welches vor seiner Geburt Marias Gruß vernommen, nach seiner Geburt auch des Vaters Stimme zu vernehmen imstande war. Es wußte der Prophet, daß eines Propheten Ohr, das vom Geiste Gottes, nicht mit dem leiblichen Alter erschlossen wird, anders hört; es hatte das Kind wie Gefühl für Freude so Sinn für geistiges Verstehen.

       35.

      [Forts. ] Auch das beachte zugleich, wie wenig Worte Elisabeths Weissagung, wie viele die des Zacharias umfaßt. Beide zwar sprachen vom Heiligen Geiste erfüllt, doch die Regel bleibt gewahrt, daß das Weib sich befleißigen solle, lieber das Göttliche zu lernen als zu lehren302. Wir finden auch schwerlich eines, dessen Weissagung über die der Mutter Gottes an Umfang hinausgegangen wäre. Selbst die Prophetin Maria, die Schwester Aarons, beendete möglichst bald die Worte ihres Lobgesanges303; eben dieselbe aber blieb, da sie zu lange mit dem Bruder plauderte, mit nichten von Strafe für ihr Reden verschont304.

      4. Die Geburt Jesu, Luk. 2, 1―20

      

       Der Zensus des Augustus typisch der Zensus Christi, bezw. der Kirche, darum geistlicher (36), universaler Art (37), der erste seiner Art (38). Christi Geburts-, bezw. der Menschen Erlösungsurkunde im Evangelium weist alle Formalitäten einer profanrechtlichen Urkunde auf (39). Lukas berichtet kurz über die menschliche, Johannes des näheren über die himmlische Geburt Christi (40). Nur die Kindheitsgeschichte Jesu bringt Lukas: Christus unsertwegen ein armseliges Kind (41); die menschliche Hülle birgt seiner Gottheit Fülle. Nicht das Wort, sondern der Sinn der Schrift entscheidet (42). Die Eselin, ein Typus der Heidenwelt, „erkannte ihren Herrn“: die Erkenntniskriterien (43). Die Weisen aus dem Morgenlande. Symbolische Bedeutung ihrer Geschenke (44). Christus der Stern (45). Christus der Weg. Lehre von den zwei Wegen (46). Allen Erdenpilgern winkt das Ziel des Himmelslohnes (47). Die Magier Nachkommen Balaams, Erben seines Blutes und Glaubens (48). Herodes ein Verfolger, aber nicht Leugner der Gottheit Christi; die ermordeten Kinder Opfer und Blutzeugen derselben (49). Die wachenden Hirten Vorbilder der Priester und Bischöfe, bezw. der himmlischen Schutzgeister der

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