Das Evangelium nach Lukas. Ambrosius von Mailand

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Das Evangelium nach Lukas - Ambrosius von Mailand Die Schriften der Kirchenväter

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(52). In Glaubenssachen dürfen weder Person noch Worte der Hirten gering eingeschätzt werden (53). Das Beispiel Marias, der züchtigen, lernenden, schweigenden Jungfrau (54).

       36.

      [Forts. ] * „Es geschah aber in jenen Tagen, da ging vom Kaiser Augustus ein Befehl aus, daß der ganze Erdkreis die Vermögenserklärung abgebe"*305.

      Im Begriff, von der Geburt des Erlösers zu sprechen, halten wir es nicht für unangebracht, die Frage nach der Zeit der Geburt aufzuwerfen. Was hätte denn auch die Erklärung über weltliche Dinge mit der Geburt des Herrn zu tun, wenn wir nicht auch darin ein göttliches Geheimnis erblicken müßten? Unter dem äußeren Vorgang der weltlichen Vermögenserklärung vollzog sich nämlich eine Erklärung geistiger Art, die nicht vor dem Herrscher der Erde, sondern des Himmels abzugeben war. Diese Erklärung betrifft den Besitzstand des Glaubens im Herzen. Nach der Aufhebung des alten Besitzstandes der Synagoge wurde nämlich der neue Besitzstand der Kirche geschaffen, der kein Zwangsverfahren kennen, sondern es beseitigen sollte. Unter dem Typus des Volkes trug die Kirche geistig* ihre* Namen auf Christus ein. Nicht Ländergebiete, sondern das Gebiet des Geistes und Herzens werden hier abgeschätzt, die Grenzen nicht abgesteckt, sondern hinausgerückt und jeglicher ohne Unterschied des Alters eingetragen; denn niemand ist von diesem Zensus befreit, weil jedes Alter Christus tributpflichtig ist. Wimmernde Säuglinge bekennen ihn mit dem Martertod306, Kinder im Mutterschoß bezeugen ihn mit freudigem Aufhüpfen307. Keine Drohung, keine Grausamkeit, kein Leid braucht man bei diesem Zensus besorgen; allein nur der Glaube zeichnet jeden ein. Willst du die Zensoren Christi erfahren? Ohne Rute und Drohung, lautet ihre Anweisung308, sollen sie ihre Forderung erheben, vielmehr freundlich das Volk aufsuchen, das Schwert in die Scheide stecken309, kein Gold in Besitz haben. Durch solche Zensoren ward der Erdkreis gewonnen.

       37.

      Sodann erging, um dich zu überzeugen, daß es sich um einen Zensus nicht des Augustus, sondern Christi handelte, an den „ganzen Erdkreis" der Auftrag, sich aufschreiben zu lassen. Da Christus geboren wird, hat eine allgemeine Aufschreibung statt; da die Welt in Frage steht, steht aller Heil auf dem Spiel. Wer sonst hätte eine Aufschreibung des ganzen Erdkreises fordern können als jener, der die Herrschaft über den ganzen Erdkreis innehat. Denn nicht des Augustus, sondern „des Herrn ist die Erde und was sie erfüllt, der Erdkreis und alle seine Bewohner"310. Auf die Goten erstreckte sich des Augustus Szepter nicht, nicht auf die Armenier: Christi Szepter unterstanden sie; sie mußten doch, nachdem sie Blutzeugen Christi stellten, Christi Amtsträger aufgenommen haben. Und vielleicht werden sie darum, wie die Gegenwart lehrt, Sieger über uns, weil die Arianer die Herkunft dessen, den jene mit der Hinopferung ihres Blutes bekannten, in Frage stellten.

       38.

      [Forts. ] * „Diese Einschreibung war die erste, die erfolgte"*311. Nun aber berichten die Annalen der Geschichte von einer oftmaligen Aufschreibung, die in so manchen Gebietsteilen vorgenommen wurde. Jene nun war „die erste", doch auf geistigem Gebiete, zu der sich, weil es keine Ausnahme gibt, alle zu erklären haben, nicht auf eines Herolds, sondern auf des Propheten Ruf, der längst vorher vorausverkündete: „Ihr Völker alle, klatscht in die Hände, jauchzet Gott mit Jubelschall! Denn hocherhaben ist Gott, furchtbar, ein großer König über die ganze Erde"312. So erschienen denn auch zum Zeichen, daß es sich um den Zensus der Gerechtigkeit handelte, Joseph und Maria hierzu, d. i. der Gerechte313 und die Jungfrau, ersterer zum Schutze des Wortes, letztere zu dessen Geburt. Wo anders sollten der Gerechte und die Jungfrau bekennen als an der Geburtsstätte Christi? Denn „jeder Geist, welcher bekennt, daß Jesus Christus im Fleische gekommen ist, ist aus Gott"314. Wo aber ist nach einer höheren Auffassung die Geburtsstätte Christi als in deinem Herzen und in deiner Brust? Denn „nahe ist das Wort, in deinem Munde und in deinem Herzen"315.

       39.

      Geziemend aber war die Beifügung des Namens des Statthalters zum Zweck chronologischer Näherbestimmung: „Da Cyrinus Statthalter von Syrien war, erfolgte diese erste Aufzeichnung"316. Der Evangelist, wie es scheint, wollte damit zur Besieglung gleichsam den Konsul unserer Schrift beifügen. Denn wenn schon in Kaufverträgen die Konsuln verzeichnet werden, wieviel mehr mußte in der Urkunde über den Loskauf aller das Datum verzeichnet werden! Da hat man nun alles, was in Vertragsurkunden zu stehen pflegt: den Namen des höchsten Amtsträgers an Ort und Stelle, Tag, Ort, Betreff. Zeugen desgleichen werden gewöhnlich beigezogen: auch diese zog Christus für seine Geburt und Menschwerdung zur Beglaubigung des Evangeliums bei, da er sprach: „Ihr werdet mir Zeugen sein in Jerusalem"317.

       40.

      „Es begab sich aber, als sie daselbst waren, erfüllten sich die Tage, daß sie gebären sollte. Und sie gebar den erstgeborenen Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil kein Platz war in jener Herberge"318.

      Der heilige Lukas hat nur einen kurzen Bericht darüber gegeben, wie und wann und wo Christus dem Fleische nach geboren wurde. Will man hingegen über seine himmlische Zeugung Auskunft, lese man das Evangelium des heiligen Johannes319, der vom Himmlischen ausgehend zum Irdischen niederstieg. Da wird man finden, wann er war und wie er war und was er war, was er gewirkt hatte, was er fort und fort wirkte, und wo er war und wohin er gekommen, wie er gekommen, zu welcher Zeit er gekommen, aus welchem Grund er gekommen ist. „Im Anfang", heißt es, „war das Wort": da hat man, wann er war. „Und das Wort war bei Gott": da hat man, wie er war. Auch was er war, hat man: „und Gott", fährt er fort, „war das Wort"; was er gewirkt hatte: „alles ist durch dasselbe gemacht worden"; was er fort und fort wirkte: „das war das wahre Licht, welches jeden Menschen erleuchtet, der in diese Welt kommt"; und wo er war: „er war in der Welt"; wohin er gekommen ist: „er kam in sein Eigentum"; wie er gekommen ist: „das Wort ist Fleisch geworden"; wann er gekommen ist, darüber gibt Johannes Zeugnis, wenn er von ihm bekennt: „Dieser ist es, von dem ich gesagt habe: der nach mir kommt, ist mir vorgegangen; denn er war eher als ich"320. Über den Grund seiner Ankunft bezeugt eben Johannes: „Sehet, das Lamm Gottes, sehet, welches hinwegnimmt die Sünde der Welt!"321 Haben wir nun die zweifache Geburt kennen gelernt und die* eine* Person in beiden322, und haben wir den Grund erfahren, warum er gekommen ist, um nämlich die Sünden der untergehenden Welt auf sich zu nehmen und die Sündenmakel und den Tod aller an sich, dem Unbesieglichen zu tilgen, so ist es nur folgerichtig, daß uns jetzt auch der heilige Evangelist Lukas die Wege lehrt und zeigt, die der Herr, da er seiner Menschheit nach heranwuchs, wandelte.

       41.

      Niemand darf sich daran stoßen, wenn die Kindheit des Johannes aus einer höheren Absicht, wie bemerkt, übergangen, hingegen die Kindheit Christi, wie wir dartun wollen, näher beschrieben wurde. Nicht alle können eben sprechen: „Den Schwachen bin ich ein Schwacher geworden, um die Schwachen zu gewinnen; allen bin ich alles geworden"323. Und von keinem anderen kann so gesprochen werden: „Er ist verwundet worden um unserer Missetat willen und entkräftet worden um unserer Sünde willen"324. Er ward ein Kindlein, er ward ein Knäblein, daß du ein vollkommener Mann sein könnest; er lag in Windeln, daß du frei seiest von des Todes Banden; er lag in der Krippe, daß du am Altare stehest; er war auf Erden, daß du im Sternenbereiche weilest; er hatte kein anderes Plätzchen in jener Herberge, daß du viele Wohnungen im Himmel habest325. „Da er reich war," heißt es, „ist er euretwillen arm geworden, damit ihr durch seine Armut reich würdet"326. Meinen Reichtum also bedeutet jene Armut und die Schwachheit des Herrn meine Kraft. Für sich wählte er die Entbehrung, um allen seine überreiche Fülle zu bieten. Mich waschen jene Tränen des wimmernden Kindes rein, meine Sünden haben jene Zähren

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