Bomba auf dem Heimkehrpfad. Roy Rockwood

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Bomba auf dem Heimkehrpfad - Roy Rockwood Bomba der Dschungelboy

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stellte fest, dass keine Knochen gebrochen waren.

      Er rieb die Handgelenke und Schläfen des Ohnmächtigen warm, doch es gelang ihm nicht, ihn zum Bewusstsein zu bringen. Als er vorsichtig ein Augenlid des Liegenden hob, stellte er fest, dass die Pupille wie unter dem Einfluss einer Droge geweitet war. Er wusste, dass die Eingeborenen ihre für den Götzendienst bestimmten Opfer mit bestimmten Betäubungsmitteln zu behandeln pflegten, und er schauderte noch bei dem Gedanken, dass sein Vater solch einer Opferung nur knapp entronnen war.

      Nachdem er den Ohnmächtigen so bequem wie möglich hingelegt hatte, eilte er zu der Stelle zurück, an der Gibo und Wafi Wache hielten. Mit einem schnellen Blick erkannte er, dass die Eingeborenen sich ein Stück flussaufwärts zurückgezogen hatten. Dort glaubten sie vor den tödlichen Pfeilen sicher zu sein, die von dem Bogen des weißen Jungen kamen. Kein normaler Bogenschütze konnte so weit schießen; aber sie wussten nicht, dass Bomba schon oft einen tödlichen Pfeil über noch weitere Entfernungen gesandt hatte.

      Bomba hatte nicht die Absicht, einen Kampf zu führen, wenn er ihn vermeiden konnte. Nachdem ihm die Rettung seines Vaters gelungen war, hielt er seine Aufgabe für erfüllt. Er tötete nie, wenn es sich vermeiden ließ.

      Wenn es jedoch darum ging, zu töten oder selbst getötet zu werden, gehorchte er dem obersten Gesetz der Wildnis — jenem grausamen Gesetz, welches bestimmt, dass nur der Stärkste und Geschickteste überleben darf. Doch Bomba war immer großmütig, wenn er es sein konnte. Trotz seines Mutes und seiner Stärke hatte er das sanfte Herz eines Kindes.

      „Sie sammeln sich zu einem neuen Angriff“, erklärte Wafi.

      „Nein“, sagte Gibo, als ein langgezogener Klagegesang in die Luft stieg. „Das ist kein Kampfsignal — das ist ihre Todesklage. Ich habe jedenfalls noch nie ein so jammervolles Kampflied gehört.“

      Bomba nickte zustimmend. Er hatte die Lage sofort erkannt. Da der Versuch der Eingeborenen, ihr auserwähltes Opfer den Flussdämonen darzubieten, gescheitert war, mussten sie einen der ihren zur Strafe für dieses Vergehen — oder sich selbst opfern. Die Flussdämonen durften nicht betrogen werden.

      Von einer Empfindung banger, atemloser Spannung befangen, beobachteten Bomba und seine Gefährten die Vorbereitungen für diesen Mord.

      Geisterhaft und unirdisch stieg der Gesang in die Höhe. Noch einmal formten die bemalten Männer jenen wirbelnden Kreis des Tanzes. Schneller und schneller bewegten sie sich, und immer näher und näher drängten sie an das Ufer heran.

      Als sie den Felsrand erreicht hatten, warf sich einer nach dem anderen in den rauschenden Strom. Sie machten keinen Versuch, zu schwimmen; sie ließen sich von der reißenden Strömung weitertragen, bis sie lautlos versanken.

      Die Flussdämonen hatten ihre Beute!

      3 In tödlicher Gefahr

      Gebannt und erschreckt waren Bomba und seine Gefährten dieser furchtbaren Opferszene gefolgt, doch sie spürten zugleich ein Gefühl von Erleichterung. Es war zwar erschreckend und furchtbar, Männer auf diese Weise sterben zu sehen, aber für den Augenblick war damit jede Gefahr für sie selbst beseitigt. Wenn die Eingeborenen sie angegriffen hätten, wären sie der Übermacht sicherlich erlegen.

      Eine Flucht wäre ebenfalls unmöglich gewesen. Mit der schweren Bürde des leblosen Körpers von Andrew Bartow wären sie nicht weit gekommen.

      Vor den anderen her eilte Bomba zu der Stelle zurück, an der sie Andrew Bartow liegengelassen hatten, und er war froh, als er sah, dass sein Vater die Augen geöffnet hatte.

      „Mein lieber Junge“, sagte Andrew Bartow mit schwacher Stimme. „Was ist geschehen? Was hatte dieser wilde Gesang für eine Bedeutung?“

      „Es war das Todeslied unserer Feinde“, erwiderte Bomba. „Wir haben nichts mehr von ihnen zu befürchten. Sprich jetzt nicht zu viel; du bist noch zu schwach dazu.“

      Er befahl Wafi und Gibo eine schattige Laubhütte zu bauen, in der sein Vater geschützt vor der sengenden Sonne liegen konnte, bis seine Gesundheit soweit wiederhergestellt war, dass er die weiten Tagesmärsche aushalten konnte.

      Die beiden machten sich sofort an die Arbeit und hatten in kurzer Zeit eine primitive Schutzhütte aus Bambusstangen, Zweigen und Schilf gras errichtet. Im Innern schufen sie aus weichem Moos und Laub eine Liegestatt für Andrew Bartow. Dann braute Gibo einen seiner stärkenden Kräutertränke, und kurz nachdem Andrew Bartow ihn getrunken hatte, sank er in einen tiefen, heilsamen Schlaf.

      Zum ersten Male hatte Bomba Zeit, über ihre Lage nachzudenken, und er machte sich klar, dass sie nicht allzu rosig war. Ohne seinen Vater und die Krieger Lowandos hätte er mit seinen Gefährten Gibo und Wafi den Weg zur Küste leicht bewältigt. Aber Andrew Bartow war von den Strapazen der zermürbenden Gefangenschaft und seiner jetzigen Erschütterung noch so erschöpft, dass er vorerst die vielen, heißen Tagesmärsche noch nicht aushalten konnte. Solange sie ihre Verbündeten, die Bemalten Jäger, bei sich gehabt hatten, war Andrew Bartow auf einer Tragbahre transportiert worden, wenn ihm das Marschieren zu schwerfiel. Jetzt — nachdem die Bemalten Jäger sich in ihrer Angst abgesetzt hatten, waren sie nur noch zu dritt, und sie hatten keine Träger mehr, die sich stundenweise ablösen konnten. Wie sollten sie unter diesen Umständen mit seinem kranken Vater zur Küste kommen?

      Unvermittelt fuhr Bomba aus seinen Gedanken hoch und schnüffelte in die Luft, als habe er eine Warnung empfangen.

      „Was gibt es, Bomba?“, fragte Gibo unruhig.

      „Ich rieche Menschen“, flüsterte Bomba. „Es kommt jemand. Haltet hier Wache bis ich zurückkomme.“

      Lautlos gleitend verschwand Bomba im dichten Busch. Mit unglaublicher Behendigkeit und fast ohne Geräusch bahnte er sich seinen Weg durch das Gewirr von Lianen, tiefhängenden Palmenzweigen und federnden Luftwurzeln. Der Geruch von Menschen wurde deutlicher, und Bombas Muskeln spannten sich unwillkürlich.

      Es verging eine weitere, spannungserfüllte Minute. Dann erkannte Bomba in der grünen Dämmerung des Dschungels vor sich die undeutlichen Umrisse einer Menschengestalt. Er zog lautlos sein Messer und sprang vorwärts, ohne ein Geräusch zu verursachen.

      Der Fremde hatte die Bewegung trotz aller Vorsicht gehört und fuhr blitzschnell herum. Mit dem wurfbereiten Speer in der Faust starrte er in Abwehrstellung seinem jungen Angreifer entgegen. Einen Augenblick verharrten sie beide in jener Schrecksekunde vor dem tödlichen Kampf.

      Dann plötzlich verzog sich das dunkelhäutige Gesicht des Mannes mit dem Speer zu einem breiten Grinsen, und er ließ die Waffe sinken.

      „Unsere Augen scheinen schlecht geworden zu sein“, sagte er. „Seit wann kämpfen Bomba und Lowando gegeneinander?“

      Bomba steckte das Messer wortlos in den Gürtel und lächelte beschämt.

      „Es ist viel geschehen in den letzten Stunden“, sagte er. „Ich war eher auf einen Feind als auf einen Freund vorbereitet. Aber wo sind die anderen Bemalten Jäger?“

      Lowando runzelte die Stirn.

      „Sie sind in unser Dorf abgezogen, denn sie wollten nicht länger auf mich hören. Sie sind wie die alten Weiber“, fügte er verächtlich hinzu. „Sie werden den Mädchen im Dorf helfen, Wasser in die Hütten zu tragen.“

      „Aber du bist gekommen“, sagte Bomba tröstend. „Und ich bin sehr

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