Die Todesotter. Hans Heidsieck

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Die Todesotter - Hans Heidsieck

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      „Vorläufig nicht. Schließlich kann er ja mal woanders genächtigt haben. Ich habe das in früheren Zeiten sogar ziemlich oft getan. Wenn er freilich bis zur Mittagszeit nicht zurück ist — — na, darüber werden wir dann noch sprechen .....”

      Da Costa legte den Hörer hin und starrte den Prokuristen an. „Er ist nicht zu Hause. Können Sie sich das erklären, Conti?”

      „Nein, Herr Professor.”

      „Ich auch nicht.”

      „Vielleicht —” Conti kam nur zögernd damit heraus, — „vielleicht hängt es mit der Schlange zusammen.”

      Da Costa horchte auf. „Meinen Sie? — Hm. Das wäre allerdings nicht beruhigend.”

      Es war ein strahlender Tag, der über der Mittelmeerküste emporstieg. Die Sonne tauchte den Hafen von Genua, die Stadt und die Vororte in ein gleißendes Licht.

      Ein wahrhafter Frühlingstag. Überall blühte es in den Gärten, hoben sich taubenetzte, buntfarbige Kelche dem Licht entgegen, — in einer prachtvollen Üppigkeit, wie man sie nur in diesen südlichen Ländern kennt.

      Froh ihres Daseins, unbekümmert und unbeschwert jubilierte die tausendstimmige Vogelwelt in den lachenden Morgen hinein. Das silbern schimmernde Meer lag fast spiegelglatt. Schwer beladene Fischerboote kehrten von einer nächtlichen Fahrt zurück. Aus der Ferne vernahm man das gleichmäßige Knattern ihrer Motore.

      Bunte Segel spiegelten sich auf der leuchtenden Flut.

      Wer diesen Morgen erlebte, hatte es leicht, sich in einer gehobenen Stimmung zu fühlen und die Welt als ein Paradies anzusehen. Er konnte schwerlich auf den Gedanken kommen, daß auch an solchen Tagen das Schicksal seinen Weg ehern weitergeht und, ohne Rücksicht auf das Wohlbefinden des Einzelnen, seine dem Menschen ewig unerforschlichen Aufgaben erfüllt.

      Der kleinen, hübschen, schwarzlockigen Leona Bastinelli lagen solche Betrachtungen jedenfalls fern, als sie in ihrer anmutig wiegenden Gangart die Promenade in Pegli entlangschritt, um ihre Freundin Viola zu besuchen, die gerade jetzt einige Tage Ferien hatte.

      Leonas Gedanken kreisten um die letzten Ereignisse, die, wie sie meinte, geeignet waren, in ihr bisher wenig erfreuliches Schicksal eine entscheidende Wendung zu bringen.

      Es handelte sich um die Verlobung Violas, die vor zwei Tagen dem jungen Colonna ihr Jawort gegeben hatte.

      Eine gewisse Schadenfreude stieg in dem Mädchen auf. Doktor Ricardis Hoffnungen, die er sich bis zum letzten Tage gemacht hatte, sind nun durch Violas raschen Entschluß endgültig zerschlagen worden. Wie konnte man überhaupt so verbohrt sein und glauben, die Neigung eines Menschen gewinnen zu können, der deutlich zeigte, daß seine Wahl schon getroffen war?!

      In seiner blinden Verliebtheit hatte er gar nicht bemerkt, wie ihm, während ihm Viola mehr und mehr entglitt, auf der anderen Seite die hübsche Freundin der Angebeteten eine immer stärker werdende Neigung entgegenbrachte. — —

      Leona erschrak vor sich selbst. Hatte sie eben nicht einen Seufzer ausgestoßen — so laut, daß es deutlich zu hören war?

      Sie streifte die unangenehmen Gedanken ab und gab sich der Hoffnung hin, daß nun alles bald anders werde. Vielleicht würde auch sie in Kürze, wie Viola, heiraten und glücklich sein.

      In diesem Gedanken stieß sie einen Jubelruf aus. So langte sie in der besten Stimmung vor einem Häuschen an, das wie ein Schmuckkästchen in ein Meer duftender Rosen gebettet war. Es war das zu einer großen Villa gehörige Gartenhaus, dessen südliche Fenster einen prachtvollen Blick auf die See hinaus boten. Drei Räume besaß es. Für Viola war das übergenug. Ihre Bescheidenheit und Anspruchslosigkeit stand in einem gewissen Gegensatz zu dem, was sie sich tatsächlich hätte leisten können.

      Leona strebte mit tänzelnden Schritten dem Hause zu.

      Antonio war ein Klubdiener, wie er sein soll: zurückhaltend, aufmerksam, ruhig — und vor allem diskret. Er kannte jede Schwäche der vielen Herren, die in ‚seinem Hause’ verkehrten, in dem er viel eher die Rolle eines liebenswürdigen Gastgebers, als die eines Dieners zu spielen schien.

      Alles im Leben — so philosophierte Antonio — war eine ewige Wiederholung. Abend für Abend fanden sich die gleichen Gruppen über den Karten zusammen; Abend für Abend fachsimpelten drei Juristen am ‚Paragraphentisch’, und Abend für Abend trank der alte Kapitän Cato gerade so viel, daß er noch eben allein nach Hause fand.

      Unerhört aber und aller göttlichen Ordnung zuwiderlaufend erschien es dem guten Antonio, wenn sich einmal etwas ereignete, was mit den Gebräuchen des Hauses nicht in Einklang zu bringen war.

      So etwas war am gestrigen Abend geschehen. In Doktor Ricardi, diesen sonst so ruhigen und so sympathischen Menschen mußte der Teufel gefahren sein. Niemand kannte ihn bisher anders, als friedlich beim Schach mit einem Partner in einer Ecke hockend, wobei er bisweilen Bekannten ein freundliches Wort spendete. Manchmal auch unterhielt er sich mit einem Kollegen von der Universität über zoologische Fragen. Dabei trank er mit Maßen. Man hatte ihn niemals auch nur angeheitert gesehen.

      Und gestern?

      Gestern hatte er eine Flasche nach der anderen auffahren lassen. Alle, die an den Tisch traten, hatte er eingeladen. Man steckte die Köpfe zusammen; man fragte ihn, was denn los sei. Welches Glück war ihm zugestoßen? Hatte er in der Lotterie gewonnen? Fiel ihm vielleicht eine Erbschaft zu? Oder war ihm seine Frau durchgebrannt?

      Aber er hatte ja gar keine Frau!

      Sämtlichen Fragen wich er mit einem überlegenen Grinsen aus. Seine Züge waren verzerrt, seine Bewegungen hatten etwas Marionettenhaftes. Sein Blick war starr.

      Als der Alkohol bei ihm zu wirken begann, war er plötzlich verschwunden. Zwei Stunden später tauchte er wieder auf, ließ neue Flaschen kommen, lud neue Gäste ein. Endlich konnte er sich nicht mehr aufrecht halten. Er saß und redete wirres Zeug. Er habe heute Abschied zu nehmen; Abschied von einer Lebensperiode.

      Manche ahnten, was vor sich ging. Der junge Gelehrte tat ihnen leid.

      Lallend begann er von Schlangen zu sprechen, und daß zwischen Schlangen und Frauen wirklich manchmal viel Ähnlichkeit herrsche. Er machte fade Witze darüber, — und damit verriet er sich.

      Nach und nach zogen sich die anderen Gäste von ihm zurück: sie waren froh, von ihm loszukommen. Er achtete ihrer nicht mehr. Ob er zu ihnen sprach oder zu der tausendkerzigen Krone, die über ihm hing, war ihm gleichgültig.

      Endlich hockte er, völlig in sich zusammengesunken, aber immer noch redend, allein in der Ecke.

      Die meisten Gäste hatten das Haus verlassen. Es war schon spät.

      Da kam Antonio und nahm sich des Einsamen an. Behutsam hob er ihn auf den Stuhl zurück, von dem er gesunken war. Dabei traf ihn Doktor Ricardis gläserner Blick. „An — Anto—nio!” lallte er, „Gu—gute Seele, bring — bring mir noch eine Fla — Flasche Wein!”

      Antonio, aus Erfahrung schöpfend, benutzte diese Flasche als Lockmittel, um den Betrunkenen in ein anderes Zimmer zu bringen. Dieses Zimmer war leer von Gästen und enthielt eine Couch. Mit viel Takt und Geschicklichkeit brachte Antonio seinen ‚Patienten’ dahin, daß er sich auf dieser Couch niederließ.

      Fünf Minuten

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