Die Todesotter. Hans Heidsieck

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Die Todesotter - Hans Heidsieck

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Ob man von Doktor Ricardi was wisse? Wie, bitte? Ricardi befindet sich dort?

      Da Costa atmete hörbar auf. „Rufen Sie ihn doch gleich an den Apparat.”

      Antonios freundliche Stimme erwiderte: „Ich möchte ihn lieber ausschlafen lassen. Er hatte sich gestern abend ein wenig übernommen. Da blieb mir nichts anderes übrig, als ihn hier zu beherbergen, Herr Professor.”

      „Es hilft nichts, Antonio. Wecken Sie ihn — ich muß ihn unbedingt sprechen.”

      „Ist es wirklich so dringend?”

      „Ja! Es handelt sich um — — aber das kann ich Ihnen telefonisch nicht sagen. Jedenfalls ist Gefahr im Verzuge.”

      „Warten Sie, Herr Professor — — ich hole ihn!”

      „Gefahr im Verzuge — Gefahr im Verzuge” — murmelte Antonio immerfort, während er in das Zimmer eilte, in dem sich der Doktor befand.

      Ricardi mußte gerade erwacht sein. Vielleicht von dem Läuten des Telefons. Er blinzelte mit den Augen, rieb sich über die Stirn.

      „Wo bin ich — —? Du lieber Himmel —!”

      „Kommen Sie mit mir, Herr Doktor. Der Professor wartet am Telefon. Es ist Gefahr im Verzuge!”

      Ricardi sprang mit einem Satz hoch. Taumelnd schritt er der Tür zu. Antonio führte ihn zum Apparat.

      „Herr Professor!”

      „Sind Sie es wirklich, Doktor? Ihre Stimme klingt ja so fremd.”

      „Mag schon sein, Herr Professor. Ein wenig rauh, wollten Sie wahrscheinlich sagen. Das hat seine Gründe. Ich muß um Entschuldigung bitten.”

      „Beantworten Sie mir sofort eine Frage, Doktor! Wo steckt die Todesotter?”

      Doktor Ricardi fuhr einen Schritt zurück, starrte den Apparat an, als begreife er nicht, was eben gesprochen wurde. Endlich erwiderte er, fast belustigt, als habe der Professor nur einen Scherz gemacht: „Selbstverständlich ist sie in meinem Zimmer in dem Blechkasten eingesperrt.”

      „Nein. Eben nicht. Die Schlange ist fort. Der Kasten stand offen. Ich glaubte, Sie hätten sie vielleicht mitgenommen.”

      Vier, fünf Sekunden verstrichen, bis Doktor Ricardi sich so weit gefaßt hatte, daß er antworten konnte. „Ich habe die Schlange nicht. Wenn der Kasten tatsächlich offen stand, muß ihn ein Fremder geöffnet haben. Hat man denn das Tier nicht im Zimmer gefunden?”

      „Nein. Niemand weiß, wo es steckt. Es wird sich in irgend einen Winkel des Hauses verkrochen haben. Die Aufregung, die hier herrscht, werden Sie sich vorstellen können. Kommen Sie bitte sofort!”

      Der Passagierdampfer ‚Genova’, ein stolzes Schiff neuerer Bauart, brach sich durch eine mäßig bewegte See seine Bahn.

      Das letzte Tageslicht, blaß verglimmend, wich der anrückenden Nacht.

      Doktor Colonna, der Schiffsarzt, wurde vom Capitano angerufen, der auf der Kommandobrücke die Instrumente verglich. „Kommen Sie noch ein wenig zu mir herauf, Dottore!” sagte der Kapitän. Dann deutete er in die Ferne, wo sich an dem sonst klaren Himmel düstere Wolken zusammenballten. „Ich fürchte, wir werden in dieser Nacht noch ein Wetter bekommen!”

      Colonna stieg mürrisch die eiserne Treppe hinauf. Er haderte mit dem Schicksal. Seine Gedanken kreisten um Viola. Vorgestern hatte er sich mit ihr verlobt, und er hatte damit gerechnet, einige Tage an Land bleiben zu können. Aber schon am folgenden Tage hatte er wieder mit auslaufen müssen. Der Urlaub war schon bewilligt gewesen, — da wurde seine Vertretung krank, und es blieb ihm nichts anderes übrig, als diese Fahrt nun doch wieder mitzumachen. Das Ziel des Dampfers war Kairo.

      Gewiß — Dienst ist Dienst, — aber wenn es so kam, machte es keinen Spaß mehr. Warum hatte nur der Kollege gerade jetzt krank werden müssen!

      „Colonna — Sie träumen ja?!” hörte er plötzlich die rauhe Stimme des Kapitäns.

      Er fuhr sichtlich zusammen. „Verzeihen Sie, Capitano —”

      Der lächelte. „Oh — ich verstehe schon, — wenn man sich gerade mit einem hübschen Mädchen verlobt hat, kommt einem die See nur noch salzig vor. Ja ja, das war Pech, mein Lieber, daß Sie nun doch gleich wieder fort mußten. Aber nach unseren persönlichen Wünschen geht es ja leider nicht, — oder wenigstens doch nur selten. Daran müssen wir uns gewöhnen. Wie man sich damit abfindet, — daran erkennt man den inneren Kern eines Menschen.”

      „Verzeihen Sie, Capitano — aber ich glaube, mein Kern ist noch ziemlich weich.”

      Beide lachten. Aber Colonna wurde gleich wieder ernst. Er versuchte vergeblich mit dem ‚sich abfinden’ fertig zu werden, — obwohl er doch eigentlich sonst recht vernünftig war, — viele Jahre und eine reiche Erfahrung, wie etwa der Kapitän, hatte er allerdings noch nicht auf dem Buckel.

      Er blieb einsilbig und verdrossen. Der Capitano fand diesmal nicht den erwünschten Unterhalter an ihm.

      Colonna zog sich auch bald mit einer knappen Entschuldigung in seine Koje zurück. Er träumte mit offenen Augen von seiner Braut. Dabei dachte er mit dem Gefühl einer tiefen Genugtuung darüber nach, wie sich alles entwickelt hatte.

      Jeder Außenstehende würde behauptet haben, daß hier das Schicksal keine außergewöhnliche Leistung vollbracht habe. Dem jungen Verliebten kamen jedoch die Dinge besonders romantisch vor.

      Er hatte Viola vor zwei Jahren kennen gelernt. Damals trat sie als Sekretärin in das große Speditions- und Lagerhaus seines Vaters ein. Professor da Costa, dessen Nichte sie war, hatte sie dem Vater empfohlen. Der alte Colonna gab viel auf diese Empfehlung und fuhr auch nicht schlecht dabei.

      Da Costa hätte seine Nichte gern bei sich beschäftigt; er hielt dies jedoch nicht für das richtige.

      Ottone Colonna wurde erst auf sie aufmerksam, als der Assistent des Professors, Doktor Ricardi, dem jungen Mädchen in der auffälligsten Weise den Hof zu machen begann. Plötzlich entdeckte Ottone, daß hier etwas nicht in Ordnung sei, — ohne gleich den Grund seiner seltsamen Aufregung zu erkennen.

      Heute wußte er ihn: es war Eifersucht. Durch die Schwärmerei eines anderen war er selbst zum Schwärmer gewordeh. Auch er begann nun dem eigenartig hübschen Mädchen seine Neigung zu schenken und — diesen Umstand fand er besonders romantisch — ihre Wahl fiel auf ihn. Er war der Glückliche, der als Sieger aus diesem Rennen hervorging; der gute Assistent hatte das Nachsehen.

      Diese Ereignisse batten sich in aller Ruhe und Friedfertigkeit abgespielt. Allerdings machte Ricardi bis zuletzt noch Versuche, den verlorenen Posten zurückzugewinnen. Aber das half ihm nichts. Violas Herz, ihr strahlendes Lächeln, das glückliche Aufblitzen ihrer Augen galten ja doch nur ihm.

      Wie sich Ricardi wohl damit abfinden mochte? Er mußte inzwischen von der Verlobung erfahren haben. Leicht war es bestimmt nicht für ihn.

      Colonna verspürte eine angenehme, erschlaffende Müdigkeit. Er spann seine Träume weiter und schlief alsbald, von den schönsten Bildern umgaukelt, ein.

      Leona hatte schon mehrere Male geläutet und, als niemand öffnete, an die Tür geklopft. Es blieb still im Hause. Nichts regte

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