Die Todesotter. Hans Heidsieck

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Die Todesotter - Hans Heidsieck

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noch nicht gesehen habe?

      Nein. Weder die Herrschaften noch das Personal hatten das junge Mädchen erblickt. Was jedoch nichts zu bedeuten habe, da man Viola des öfteren tagelang nicht zu Gesicht bekam. Sie pflegte selten den Haupteingang zu benutzen. Meistens betrat sie das Grundstück vom Garten her.

      Leonas Unrute wuchs. Irgend etwas, das fühlte sie deutlich, stimmte hier nicht.

      Sie kehrte zu dem Häuschen zurück. Von der Veranda aus konnte man in Violas Schlafzimmer blicken. Leona ging die kurze Treppe hinauf und hielt Umschau. Das Fenster war nicht völlig geschlossen. Die junge Späherin drückte es vollends auf.

      Da sah sie in höchstem Erstaunen, daß Viola in dem Zimmer auf ihrem Bett lag.

      Ohne Bedenken stieg Leona über Sims und Blüstung und drang in das Zimmer ein.

      Der Hausmeister hatte die tote Schlange herumgezeigt und war im Begriff, sie in den Hof zu bringen, um den Kadaver dort in einem Abfalleimer verschwinden zu lassen.

      Unterwegs hielt ihn der Tierpfleger Pucci an. „Zeige mal her das Biest! Ich habe eben ein wenig abseits gestanden und konnte es nicht recht sehen.”

      „Was ist daran schon zu sehen!” versetzte der Hausmeister mürrisch und schickte sich an, seinen Weg fortzusetzen. „Eine Schlange wie jede andere.”

      Pucci tippte sich an den Kopf. „Hast du eine Ahnung! Wie jede andere! Weißt du, wie viele verschiedene Arten es gibt?”

      „Wenn du fachsimpeln willst, mußt du zu Doktor Ricardi gehen.”

      „Zeig mal die Schlange her!”

      Der Hausmeister hielt das Tier dem Pfleger so dicht vor den Kopf, daß es fast die Nase des Mannes berührte.

      „Da hast du sie! Kannst sie dir sauer einlegen lassen oder auch um den Hals hängen, wenn du willst! — Warum starrst du das Vieh denn so an?”

      Tatsächlich hatte Pucci die Augen weit aufgerissen. Dann schüttelte er den Kopf. Aber das einzige, was er hervorbrachte, war: „Sehr merkwürdig!”

      „Was ist merkwürdig?” fragte der Hausmeister, „wieso kommt dir diese Schlange merkwürdig vor?”

      „Ach — ich vergleiche sie in Gedanken mit einer anderen. Legst du großen Wert darauf, sie auf den Müll zu werfen?”

      „Was heißt das?”

      „Ich möchte sie haben.”

      „Brate sie meinetwegen und friß sie auf!” rief der Hausmeister, warf dem anderen das tote Tier vor die Füße und ging davon.

      Pucci nahm einen Zeitungsbogen aus seiner Tasche, raffte die Schlange auf und wickelte sie vorsichtig, als ob sie etwas besonders Kostbares sei, in den Bogen ein.

      Eine Minute später ließ er sich bei Doktor Ricardi melden.

      Ricardi hatte sich nach der Aussprache mit dem Professor rasieren lassen, um dann gleich in sein Zimmer zurückzukehren. Er hatte verschiedene wichtige Arbeiten vor, in die er sich mit Eifer versenkte. Auf diese Weise kam er am besten über alles hinweg.

      Es klopfte. Pucci trat ein.

      „Verzeihen Sie, wenn ich störe, Herr Doktor — — — ich wollte Ihnen bloß etwas zeigen. Es handelt sich um die Todesotter, die bei Ihnen entwichen war.”

      Ricardi wandte sich mürrisch um, erhob sich und trat mit fragender Geste auf den Mann zu. „Ja — also was ist mit ihr? Ich hörte, daß sie erschlagen wurde.”

      Der Pfleger packte die Schlange aus. „Das ist sie jedenfalls nicht, nicht wahr?”

      Der Doktor starrte die Schlange an. „Nein, natürlich nicht. Es war eine Todesotter. Dies ist eine ganz andere Gattung.”

      „Deshalb bin ich gekommen, Herr Doktor. Dies ist das Tier, das als Todesotter herumgezeigt wurde, — als die in Ihrem Zimmer erschlagene Todesotter.

      Ricardi erblaßte. „Aber das ist ja — — ich verstehe das nicht.”

      „Mir ist es auch schleierhaft. Irgend etwas stimmt da doch nicht.”

      „Nein. Gewiß nicht. — — Kommen Sie, kommen Sie! Das muß aufgeklärt werden. Wir wollen gleich zum Professor gehen.”

      Mit diesen Worten zog Doktor Ricardi den Mann zur Tür hinaus.

      Leona war an das Bett ihrer Freundin getreten. „Viola!” rief sie, „wach auf!”

      Ihr war unheimlich zu Mute. Sie wußte, sie fühlte schon, daß ihr Rufen vergeblich war. Viola konnte sie nicht mehr hören. Sie lag steif und still, rührte sich nicht mehr — war tot.

      In der ersten Aufregung wußte Leona nicht, was sie anfangen sollte. Tausend Gedanken berührten sie, drangen jedoch kaum bis zu ihrem Bewußtsein vor. Die furchtbare seelische Spannung, in die sie so unerwartet geraten war, löste sich endlich in einem markerschütternden Schrei.

      Dunkel entsann sie sich, daß sich die Freundin ja gestern schon nicht ganz wohl gefühlt hatte. Viola hatte über starke Rückenschmerzen geklagt. Leona hatte ihr noch empfohlen, zum Arzt zu gehen. Daß sie jedoch jetzt tot sein sollte, erschien dem jungen Mädchen unfaßbar.

      Nachdem sie sich einigermaßen gesammelt hatte, alarmierte sie die Bewohner der Villa. Von hier aus wurde der Arzt verständigt, der sofort kam.

      Leona fragte ihn, als er den Totenschein ausgestellt hatte, wie es denn möglich sei, daß ihre Freundin so plötzlich sterben konnte.

      Der Arzt blickte nachdenklich vor sich nieder. „Eigentlich”, sagte er, „war dieser Ausgang nicht zu erwarten. Gestern abend ist die Signorina noch bei mir gewesen. Sie hatte über Rückenschmerzen geklagt, auch schien sie mir etwas benommen zu sein. Es handelte sich um einen Grippeanfall, der meines Erachtens zu ernstlichen Besorgnissen keinerlei Anlaß gab. Ein tödlicher Ausgang kommt in derartigen Fällen, namentlich in einer so kurzen Zeitspanne, nur äußerst selten vor.”

      „Aber hier ist er eingetreten! Haben Sie Viola genau untersucht?”

      „Selbstverständlich. Eine Herzlähmung hat ihrem Leben ein Ende gemacht. — Hat Ihre Freundin Verwandte hier?”

      „Nur einen Onkel. Das ist mein Chef, der Professor da Costa vom zoologischen Institut. Andere Verwandte besaß Viola nicht mehr. Ihre Eltern sind früh gestorben, Geschwister hatte sie keine. Sie stand eigentlich recht allein, bis sie sich vor zwei Tagen verlobte. Mein Gott — — und jetzt kommt es so!”

      Der Doktor legte seine knochige Hand auf die Schulter des jungen Mädchens. „Sie sind ihre Freundin gewesen?”

      „Ja. Von der Schule her schon. Wir haben wie Geschwister zusammen gelebt.”

      Leona sank vor dem Lager nieder und brach in Tränen aus.

      Die Herrschaften aus der Villa nahmen sich der Verzweifelten an. Leona suchte vergeblich zu begreifen, was geschehen war. Es lag wie ein Schleier vor ihren Augen. Viola tot? — Unfaßbar!

      Der Onkel mußte benachrichtigt werden, fiel

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