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um so verheerendere Wirkung bei ihm getan, als er es eben gar nicht gewohnt war.

      Sein Schädel brummte. Er fühlte sich matt und schwach. Dazu war er unlustig, mißgestimmt, ja, verzweifelt. Was er in sich hatte betäuben wollen, brach jetzt mit doppelter Gewalt wieder vor: die. Erkenntnis, daß er mit seiner Liebe zu Viola auf einem verlorenen Posten gestanden hatte. Ihre Verlobung mit dem jungen Doktor Colonna hatte ihn wie ein Schlag getroffen.

      Man hatte ihn kurzerhand vor die vollendete Tatsache gestellt. Hätte ihm Viola das Bevorstehende nicht wenigstens schon einmal andeuten können? Täglich fast hatten sie sich getroffen, wenn er das Institut und sie das gegenüberliegende Speditionshaus betrat. Sie hatten gemeinsam gesegelt und Tennis gespielt. Bei den verschiedensten gesellschaftlichen Veranstaltungen trafen sie immer wieder zusammen. Er glaubte bereits in ausgiebigem Maße ihr Vertrauen und ihre Neigung gewonnen zu haben. Jedenfalls hatte er niemals den Eindruck gehabt, ihr irgendwie lästig zu sein. Im Gegenteil — er glaubte zu fühlen, daß sieine große Neigung zu ihr nicht ganz unerwidert blieb.

      Angenehm war es freilich nicht, daß immer noch eine dritte Person zugegen sein mußte. Leona Bastinelli wich nicht von Violas Seite — die beiden Freundinnen schienen unzertrennlich zu sein. Manchmal empfand Francesco Ricardi geradezu einen Haß gegen Leona, nur weil sie da war, weil sie ihn mit Viola niemals allein lassen wollte. Er konnte nicht wissen, daß dies zwischen den beiden Mädchen verabredet war. Auch ahnte er nicht, daß es bei Leona noch einen anderen Grund hierfür gab.

      Ricardi erhob sich von seinen Büchern, gab sich einige Augenblicke mit seinen Eidechsen ab und machte sich dann bereit, das Institut zu verlassen. Ein unwiderstehlicher Drang trieb ihn nach Pegli hinaus, — dorthin, wo er oft heimlich verweilt hatte, nur, um Viola nahe zu sein und vielleicht eine ‚zufällige’ Begegnung mit ihr herbeiführen zu können.

      Auch jetzt, nachdem doch eigentlich alles vorüber war, zog es ihn dort hinaus. Es war eine Art Selbstquälerei, mit der sich unglücklich Liebende oft zu beladen pflegen.

      Leise surrend glitt sein Zweisitzer über die glatt asphaltierte Straße hin, zwischen blühenden Gärten und herrlichen Villen, die zum Teil einen schloßartigen Eindruck machten. Von Zeit zu Zeit bot sich zwischen den Häusern hindurch von der erhöhten Straße herunter ein Blick auf die See, die um diese Zeit etwas bewegt war. Die weißen Schaumkronen der Wellen unterbrachen, angenehm für das Auge, das sonst fast zu eintönige Blau der Flut.

      Tausend berauschende Düfte wehten dem einsamen Fahrer entgegen.

      In Pegli ließ er den Wagen auf einem Parkplatz stehen und schritt zu Fuß einen Weg entlang, der ihn in die Nähe Violas brachte. Verstohlen schlich er um das Häuschen herum, um sie vielleicht zu erblicken.

      Plötzlich stand Leona vor ihm.

      Der Arzt, der den Totenschein für Viola ausgestellt hatte, Doktor Viano, sprach mit einem Kollegen über den seltsamen Fall. Eigentlich — meinte er — sei dieser rasche tödliche Verlauf einer einfachen Grippe kaum zu erklären.

      Der Kollege gab zu bedenken, ob denn die Diagnose auch richtig gewesen sei?

      Doktor Viano schilderte ihm den Befund. „Ich habe nichts weiter entdecken können. Glauben Sie mir — — ich habe sie sehr gewissenhaft untersucht.”

      „Herzlähmung — sagten Sie?”

      „Ja.”

      „Sonderbar. Vielleicht wäre es gut gewesen, eine Blutprobe abzunehmen.”

      „Warum?”

      „Hm. Mir sieht die Geschichte eher nach einer Vergiftung aus, — das heißt, so weit ich die Angelegenheit nach Ihrer Schilderung beurteilen kann. Gibt es wohl eine Möglichkeit, die Tote noch einmal zu untersuchen?”

      „Kaum. Was sollte das auch für einen Zweck haben? Zweifeln Sie meine Feststellung an?” Viano warf seinem Kollegen einen mißtrauischen Blick zu.

      „Nein — ich bitte Sie! Aber Sie wissen ja, wie ich mich gerade für außergewöhnliche Fälle interessiere.”

      „Deshalb habe ich Ihnen diesen auch mitgeteilt.”

      „Also! Dann werden Sie wohl begreifen, daß ich die Tote noch sehen möchte.”

      „Ich müßte mit dem Professor sprechen.”

      „Mit welchem Professor?”

      „Da Costa. Er ist ein Onkel des Mädchens, der einzige nähere Verwandte, soviel ich weiß. Der Fall ist auch deshalb besonders tragisch, weil sich die junge Dame gerade zwei Tage vorher verlobt hatte.”

      „Kennen Sie den Verlobten?”

      „Nein. Es ist ein junger Kollege, Schiffsarzt, der sich zur Zeit gar nicht hier befindet.”

      „Traurig für ihn. Hm. Also, ich wäre Ihnen sehr dankbar, Kollege, wenn Sie es mir ermöglichen könnten — — —”

      „Ich werde mit dem Professor reden.”

      Colonna war durch irgend ein ungewisses Geräusch aus seinen bunten und schönen Träumen erwacht und reckte sich. Als er die Augen blinzelnd geöffnet hatte, bemerkte er, daß der Obersteward neben ihm stand. Was wollte dieser Mann hier?

      „Herr Doktor”, sagte der Steward, „eben wurde ein Funkspruch empfangen, der Sie betrifft. Der Herr Kapitän läßt Sie bitten — —”

      Komisch drückte der Kerl sich aus. Ein Funkspruch, der ihn, Doktor Colonna, betraf? Der Kapitän ließ ihn bitten—? Warum brachte man ihm nicht das Telegramm?

      „Ist etwas Besonderes vorgefallen?” fragte Colonna.

      Der Steward hob zuckend die Schultern hoch.—

      „Welchen Kurs haben wir?” fragte der Arzt.

      „Soviel ich weiß, steuern wir gerade Spezia an.”

      Colonna sprang auf, nickte dem Steward zu und folgte ihm durch verschiedene Gänge zur Wohnung des Kapitäns.

      Der schaute dem jungen Arzt ernst entgegen. Colonna erschrak. Lag nicht so etwas wie Mitleid in diesem Blick?

      „Eben”, sagte der Capitano, „ist ein Funkspruch gekommen, Colonna. Für Sie bestimmt. Eine sehr traurige Nachricht; ich wollte sie Ihnen persönlich — hm — —”

      Colonna flimmerte es vor den Augen. Sollte vielleicht seiner alten Mutter etwas passiert sein? Sie war schon so lange kränklich — — der Vater war immer noch rüstig und frisch.

      „Ihre Braut, lieber Doktor — hm — —” Der Kapitän zögerte weiterzusprechen. Es wurde ihm sichtlich schwer. Endlich gab er sich einen Stoß. „Ach was — — wozu soll ich Sie lange quälen — — lieber sage ich es schon gleich gerade heraus. Ihre Braut ist einem schweren akuten Grippeanfall erlegen. Ich spreche Ihnen mein herzliches Beileid aus.”

      Colonna faßte mechanisch nach der ihm dargebotenen Hand. Er schluckte. Brachte kein Wort hervor. Zu plötzlich war diese Nachricht gekommen, zu unvermittelt war er aus allen Himmeln gestürzt. Mitten aus seinen schönsten Träumen heraus.

      Endlich sagte er tonlos: „Wir steuern auf Spezia zu?”

      „Jawohl.

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