Die Todesotter. Hans Heidsieck

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Die Todesotter - Hans Heidsieck

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Unterhaltung wurde durch einen Mann unterbrochen, der mit lauten Rufen herbeigestürzt kam.

      „Hallo! Hallo! Ich habe eine!”

      Er hielt eine tote Schlange in der erhobenen Rechten. Es war ein Kobra, der man den Kopf zertreten hatte.

      Taratta starrte das Tier an und stieß einen Fluch aus, während Floretti dem Mann — es war einer der Clowns — die Prämie auszahlte.

      „Und wer ersetzt mir den Schaden?” fragte Taratta verzweifelt.

      „Ich denke doch, daß die Versicherung dafür einspringen wird!” tröstete ihn der Direktor, im Innersten froh darüber, daß wenigstens schon eine der entwichenen Schlangen unschädlich gemacht worden war. „Im übrigen”, fuhr er fort, „haben wir gerade hier in Genua die beste Möglichkeit, unseren Bestand zu ergänzen. Heute noch werde ich das zoologische Institut von Professor da Costa anrufen, der uns bestimmt neue Schlangen beschaffen wird.”

      In der Hafenkneipe ‚Zum lustigen Seemann’ herrschte auch nach Mitternacht noch ein reger Betrieb. In den beiden vorderen Räumen hielten sjch vorwiegend Matrosen, Transportarbeiter und andere Schiffsleute auf. In einem etwas besser ausgestatteten, hinteren Zimmer, das einen gesonderten Eingang von einer anderen Gasse her hatte, fanden sich Kapitäne von Frachtdampfern, Lotsen und Steuerleute zusammen, namentlich, wenn es galt, Mannschaften für eine Fahrt anzuheuern. In solchen Fällen brauchte man bloß in den vorderen Räumen Umschau zu halten, bis der Gewünschte gefunden war. Das Lokal wurde deshalb auch häufig ‚Die Seemannsbörse’ genannt.

      Hinter dem Schanktisch hantierte der handfeste ‚grobe Victor’ mit seiner ebenso kräftig gebauten Frau. Ein Kellner sowie zwei Kellnerinnen waren für die Bedienung da.

      Viele Matrosen hatten ihre Braut mitgebracht und benahmen sich recht ungeniert. Es wurde getanzt und gesungen. Vor allen Dingen trank man auch viel, zumal es im ‚lustigen Seemann’ einen sehr guten Wein gab. Die Gäste der vorderen Räume zogen allerdings Schnaps vor.

      Abseits an einem langen Tisch saßen zwei Männer, die offenbar hier auf jemanden warteten. Zu den Stammgästen schienen beide nicht zu gehören. Der eine, ältere, trug eine blaue Hose und eine weiße Wolljacke mit einem schwarzen Anker darauf. Sehr vertrauenerweckend sah er wirklich nicht aus. Unter den buschigen Brauen hervor blickten ein Paar harte graue Augen. Scharfe Falten standen um seinen Mund.

      Sein Begleiter, noch ein jüngerer Mensch, sah kränklich und blaß aus und räusperte sich immerzu.

      „Wenn sie nicht kommt, soll sie der Teufel holen!” sagte der Ältere in einem fremd klingenden Tonfall. Dann soll sie mich aber kennen lernen. Unpünktlich war sie ja allerdings immer schon.”

      Er sah auf die Uhr. Es war kurz vor eins.

      Der Jüngere trank sein noch halb volles Schnapsglas aus. „Wann hat sie denn hier sein wollen?”

      „Um Mitternacht. Bis eins warten wir noch.” — — —

      An einem gegenüberliegenden Tisch stieß ein Matrose sein Mädchen an: „Kennst du die beiden da drüben?”

      „Ja. Das heißt — nur den einen, den älteren. Er wird hier der ‚Brasilianer’ genannt, vielleicht, weil er tatsächlich einer ist, vielleicht auch nur, weil er eine so komische Aussprache hat. Was er eigentlich treibt, weiß kein Mensch. Wenn er betrunken ist, fängt er jedesmal furchtbar zu randalieren an. Zweimal ist er hier schon herausgeflogeh. — Ach sieh mal, jetzt kommt eine Frau an den Tisch!”

      Die beiden drüben rückten zur Seite. Der Brasilianer erhob sich und sprach aufgeregt auf die soeben Eingetroffene ein. Dann zog er sie neben sich an den Tisch, und sogleich steckten alle drei geheimnisvoll die Köpfe zusammen.

      Der Matrose blinzelte zu der Gruppe hinüber und sagte: „Was die zu besprechen haben, möchte ich gern mal belauschen! Etwas Reelles wird es bestimmt nicht sein. Übrigens scheint sich die Frau verkleidet zu haben.”

      Das Mädchen legte seine Hand auf die des Freundes. „Denselben Eindruck habe ich auch gleich gehabt”

      „Ich bin überzeugt, daß die sonst in einer ganz anderen Aufmachung daherkommt.” — —

      Was die beiden behaupteten, mochte schon richtig sein. Die Fremde hatte sich offenbar nur der Umgebung angepaßt, die sie aus irgendeinem Grunde aufzusuchen gezwungen war.

      „Nun—” fragte der Brasilianer, „hast du das Geld mitgebracht?”

      Die Frau reichte ihm unauffällig einen verschlossenen Umschlag.

      „Wie du wohl schon erfahren hast”, fuhr der Mann fort, „ist alles nach Wunsch gegangen. Die Verantwortung für das, was nun noch geschehen wird, lehne ich ab. — Im übrigen habe ich mittlerweile herausbekommen, wer hinter der Angelegenheit steckt.”

      Die Frau fuhr zusammen. „Das ist nicht wahr!” rief sie. „Woher willst du das wissen!”

      „Soll ich dir’s sagen?” Er neigte seinen Mund an ihr Ohr und flüsterte ihr einen Namen zu.

      „Wirst du den Mund halten?”

      Der Brasilianer grinste. „Es kommt ganz auf den Preis an!” erwiderte er. „Dieser Mann kann was ausgeben, ohne sich dabei anzustrengen.”

      „Du wirst ihn in Ruhe lassen — oder du bekommst es mit mir zu tun!”

      Der Brasilianer lachte rauh auf. Es war ein unheimlich klingendes Lachen. „Du! Pah — — was willst du mir anhaben? Danke Gott, wenn du von mir zufriedengelassen wirst.”

      „Jedenfalls ist das Geschäft, das wir zusammen gemacht haben, abgeschlossen. Ich gab dir eben die Summe, die ausbedungen worden war. Du hast keine Forderung mehr.”

      „Aber wenn ich vorher gewußt hätte, wer dahintersteckt, würde ich eine ganz andere Rechnung aufgemacht haben.”

      „Du scheinst unersättlich geworden zu sein!”

      „Wie du! Ohne eigene Villa geht es bei dir schon gar nicht mehr, Dienerschaft wie eine Fürstin — — Autoreisen — — eine eigene Yacht — ich möchte nur wissen — — —”

      Sie unterbrach ihn unwirsch. „Alles das geht dich gar nichts an. Habe ich dir nicht geholfen und auch dieses Geschäft wieder vermittelt? Du darfst nicht unverschämt werden.”

      „Dabei lautet dein eigener Grundsatz: Mit Unverschämtheit kommt man am weitesten!”

      Beide hatten immer lauter gesprochen. Der Begleiter des Brasilianers sagte: „Streitet euch hier doch nicht! Sollen andere auf euch aufmerksam werden?”

      Da brachen sie das Gespräch ab und redeten von anderen Dingen. Bald darauf trennten sie sich.

      Die Straßenjungen von Pegli suchten unentwegt nach den Schlangen, wobei sie sich nicht nur an die Wege der Anlagen hielten. Unbekümmert trampelten sie auch über Rasenflächen und Blumenbeete dahin, bis ein Aufseher kam und sie zur Rede stellte.

      „Verdammte Bengels — wollt ihr wohl von dem Beet herunter! Was sucht ihr denn da?”

      „Schlangen, Herr Aufseher — — giftige Schlangen. Sie sind aus dem Zirkus da drüben ausgebrochen.”

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