Die Todesotter. Hans Heidsieck

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Die Todesotter - Hans Heidsieck

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— Für viel wichtiger halte ich aber zunächst die erneute Untersuchung der Toten.”

      „Gehen wir doch sofort wieder hin.”

      „Sind Sie denn fähig dazu?”

      „Ja, gewiß. Die Benommenheit ist vorüber. Wenn ich mich auch noch ein wenig schwach und schwindelig fühle — das macht weiter nichts. Wir fahren ja mit Ihrem Wagen hin, und die paar Schritte bis zu dem Häuschen werden mir auch nichts mehr ausmachen. Im Gegenteil, ich halte es für ganz gut, wenn ich jetzt an die Luft komme.”

      Perini fühlte seinem Kollegen den Puls. Dann nickte er. „Also schön — auch ich glaube, das verantworten zu können. Fahren wir los!”

      Leona hatte beschlossen, am Lager ihrer Freundin die Totenwache zu halten, bis die Tote zur Villa des Onkels abgeholt wurde. Einsam, in ernste Gedanken versunken, hockte sie in dem stillen Raum. Doktor Ricardi war längst gegangen, nachdem sie ihn einigermaßen getröstet hatte.

      Die Glocke schlug an. Leona fuhr unwillkürlich zusammen. „Jetzt wird sie abgeholt!” dachte sie, — und tatsächlich trat ihr ein schwarz gekleideter Herr entgegen, der mit salbungsvoller, leiser Stimme erklärte, daß er gekommen sei, um die Verstorbene einzusargen und fortzuschaffen.

      Hinter dem Herrn kam eine ältere Frau zum Vorschein, von der die Tote zunächst zurechtgemacht werden sollte.

      Leona war ihr dabei behilflich. Man entkleidete Viola, wusch sie und legte ihr ein Totenhemd an, während der schwarz gekleidete Herr nebst einigen Trägem draußen wartete, nachdem der Saig hereingebracht worden war.

      Gerade, als man Viola in den Sarg heben wollte, hörte man draußen erregte Stimmen. Gleich darauf traten die beiden Ärzte ein, die der schwarz Gekleidete hatte zurückweisen wollen.

      Doktor Viano trat auf Leona zu. „Verzeihen Sie, Signorina, daß ich hier nochmals stören muß. Dies ist mein Kollege, Doktor Perini. Wir haben Grund zu der Annahme, daß die Todesursache bei Ihrer Freundin eine ganz andere war, als ich erst annahm. Deshalb müssen Sie uns schon gestatten, noch einmal eine genaueste Untersuchung vorzunehmen. Wie ich sehe, kommen wir gerade noch zur rechten Zeit.”

      Leona blickte die Anwesenden verwirrt an. Was sollte sie erwidern? Wenn beide Ärzte eine erneute Untersuchung für notwendig hielten — —?

      Der schwarze Herr kam herein und murrte. Er sprach von einer Verzögerung, und daß er seine Zeit nicht gestohlen habe. Er schien stark beschäftigt zu sein. Wie er behauptete, warteten noch zwei weitere Tote auf ihn.

      Er mußte sich eine energische Zurechtweisung durch die beiden Ärzte gefallen lassen und wurde schließlich hinausgewiesen. Auch Leona und die Leichenfrau mußten das Zimmer verlassen.

      Nun wurde die Untersuchung ganz genau vorgenommen. Das Ergebnis war eine kaum merkliche kleine Bißwunde in der Ferse der Toten. Perini zeigte triumphierend darauf. „Sehen Sie! Meine Vermutung ist richtig gewesen!”

      „Fehlt nur noch die Bestätigung durch die Blutuntersuchung.”

      „Zweifeln Sie etwa daran, daß diese positiv ausfallen wird?”

      „Nein. Daran zweifle ich allerdings kaum.”

      Leona und die Frau durften wieder hereinkommen. Vorsichtig wurde Viola in den Saig gelegt, der Deckel wurde geschlossen, und die Träger brachten den Sarg hinaus, wo er von Leona, bevor man ihn auf das bereitstehende Auto hob, mit Blumen ausgeschmückt wurde.

      In dem Zirkus Floretti herrschte höchste Erregung, als der Schlangenbeschwörer entdeckte, daß eine größere Anzahl seiner Tiere entwichen war. Direktor Floretti packte den Mann bei der Schulter. Wie das möglich gewesen sei?

      Taratta, der sich als Inder ausgab, — in Wirklichkeit aber ein Florentiner war — hob die Schultern. Seine faltigen Züge waren verzerrt. Nervös zupfte er seinen Turban zurecht.

      „Weiß der Teufel, Herr — — das Zelt war zerschnitten, der Kasten war aufgebrochen.”

      „Und Sie haben nichts gemerkt?”

      „Nein. Ich habe nichts gemerkt, Herr.”

      „Na — und nun? Es waren doch giftige Schlangen darunter, nicht wahr?”

      „Einige, ja. Von denen sind drei Stück fort.”

      Der Direktor faßte sich an den Kopf, als ob er sich die Haare ausraufen wollte. „Um Gottes Willen — das kann ja das größte Unglück geben. Wir müssen sofort auf die Suche gehen. Ich rufe das Personal zusammen — — —”

      „Schärfen Sie aber dien Leuten ein, daß sie den Mund halten — — Fremden gegenüber, meine ich selbstverständlich. Oder es muß so dargestellt werden, als ob es harmlose Tiere seien.”

      Floretti nickte. „Natürlich. Das heißt — —”, ihm schienen Bedenken zu kommen, „das kann man auch wieder nicht tun. Dann sehen sich die Leute nicht vor. Herrgott im Himmel — das ist eine schöne Schweinerei! Wenn die Polizei Wind davon bekommt, ist es mit unserem Auftreten aus. Es kann mich meine Konzession kosten.”

      Taratta machte ein dummes Gesicht. „Wieso? Für diesen Vorfall kann man Sie doch nicht verantwortlich machen.”

      „Man wird es trotzdem tun. Und ich muß mich an Sie halten. Warum haben Sie nicht besser aufgepaßt!”

      „Ich hatte die Schlangen ordnungsgemäß in ihrem Kasten verschlossen. Deshalb muß ich mir auch jeden Vorwurf verbitten.” Taratta war aufs höchste erregt. Seine schwarzen Augen funkelten.

      Floretti ließ den Mann kommen, der die Nachtwache versehen hatte. In kurzen Worten teilte er mit, was geschehen war. Dann tobte er:

      „Wie hat sich jemand an das Zelt heranschleichen können, wenn Sie doch, wie es Ihre Pflicht war, aufgepaßt haben?”

      Der Mann, ein Artist, drehte seine Mütze zwischen den Fingern. „Ich habe aufgepaßt!” behauptete er. „Aber ich kann nicht an allen Stellen zugleich sein. Wenn ich mich drüben bei den Wagen befinde, kann hier bei den Zelten sonst was geschehen. Ich habe ja nicht bloß das Zelt zu bewachen.”

      Taratta flocht ein: in der vergangenen Nacht sei es besonders dunkel gewesen.

      Jedenfalls blieben diese Nachforschungen ohne Erfolg.

      Floretti rief einige Jungens herbei, die sich neugierig vor dem Eingang des Hauptzeltes aufgestellt hatten, um einen Blick in das Innere zu erhaschen. „Unserem Schlangenbeschwörer”, sagte er, „sind ein paar Tiere entwichen. Bis auf eine einzige sind es ganz harmlose Schlangen. Seht mal dort drüben im Park nach, ob ihr vielleicht welche finden könnt. Sucht euch aber vorher ein paar Knüppel zusammen, und wenn ihr sie findet, dann schlagt sie tot. Für jede tote Schlange, die ihr mir bringt, zahle ich euch zwanzig Lire aus.”

      Die Jungens stürmten mit Eifer los.

      Auch zahlreiche Zirkusangestellte beteiligten sich an der Jagd, nachdem der Direktor ihnen die gleiche Belohnung versprochen hatte.

      Taratta, befragt, welche Schlangen ihm denn abhanden gekommen seien, erwiderte: „Zwei Nattern, zwei Kobras und eine Todesotter.”

      „Hatten Sie mir nicht erzählt, daß diese Todesotter eine besonders

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