Die Todesotter. Hans Heidsieck

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Die Todesotter - Hans Heidsieck

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frei hatte. Sie war wegen einer starken Erkältung dem Betriebe mehrere Tage lang fern geblieben, hatte sogar das Bett hüten müssen. Heute freilich fühlte sie sich wieder wohl.

      Viola war gewiß zum Strande hinuntergegangen.

      Also machte sich auch Leona dorthin auf den Weg. Sie tänzelte einen schmalen steinigen Pfad hinunter, der sich zwischen stachligen Kakteen hindurchwand. Zwischen den Kakteen wucherte eine üppige Blumenpracht.

      Im Wasser tummelten sich bereits zahlreiche Badende, vorwiegend Fremde, die das entzückende Pegli zum Kuraufenthalt gewählt hatten. Badehäuschen und Liegestühle mit farbigen Schirmen leuchteten in verwirrender Buntheit. Die vielfarbigen Badeanzüge der Damen vervollständigten das abwechslungsreiche Bild.

      Spielende Kinder tobten lärmend am Strande entlang.

      Leona hielt überall Ausschau, aber sie konnte ihre Freundin nirgends entdecken. Viola war nicht hier.

      Etwas enttäuscht kehrte das junge Mädchen auf dem gleichen Wege zurück, auf dem es gekommen war. Der bequemere Promenadenweg, der sich etwas weiter nördlich zur Höhe hinaufwand, war ihr gar zu belebt. Sie wollte für sich allein bleiben und ungestört ihren Betrachtungen nachgehen können.

      Die Tür, die in Doktor Ricardis Zimmer führte, wurde nur einen Spalt weit geöffnet und gleich wieder zugemacht.

      Niemand befand sich in dem großen, behaglich eingerichteten Raum. Wenigstens kein menschliches Wesen. In dem Herbarium, das in der Nähe des Fensters stand, herrschte allerdings Leben genug. In ihm befanden sich prächtig schillernde exotische Eidechsen der verschiedensten Art.

      Einige Minuten waren vergangen, da wurde die Tür abermals, diesmal vollständig, aufgemacht.

      Der Hausmeister, gefolgt von Herrn Conti, trat in das Zimmer. Da Costa hatte beiden den Auftrag gegeben, noch einmal gründlich Umschau zu halten.

      Plötzlich stieß der Hausmeister einen Schreckensruf aus.

      „Die Schlange! Die Schlange! Schauen Sie — — dort in der Ecke, Herr Prokurist!”

      Auch Conti starrte das Tier an, das sich in einen Winkel des Zimmers geflüchtet und dort zusammengeringelt hatte. Es machte durchaus nicht den Eindruck, als ob es auf einen Angriff bedacht sei.

      Der Hausmeister hielt einen langen Stock in der Hand. Er begann der Schlange näher zu rücken.

      Conti suchte ihn davon abzuhalten. Aber der Mann war wie behext. „Ich schlage sie tot!” rief er. „Nur wenn sie tot ist, wird man uns glauben, daß sie unschädlich gemacht worden ist.”

      Mit diesen Worten hieb er in blinder Wut auf das Tier ein.

      Die nicht sehr große Schlange war bald erledigt. Der Hausmeister faßte den noch lange zuckenden Körper am Schwanz und hob ihn empor. Triumphierend zog er, von dem Prokuristen begleitet, davon.

      Im Hauptbüro wurde die Schlange herumgezeigt. „Die Gefahr ist vorüber. Niemand braucht jetzt mehr Angst zu haben.”

      Die meisten lächelten. Angst? Pah — Angst hatte doch überhaupt niemand gehabt!

      Ihren Mienen sah man jedoch die Erleichterung an.

      Eine Viertelstunde später kam Doktor Ricardi. Er sah elend und blaß aus. Seine sonst immer frischen und lebhaften Züge waren erschlafft. Ein schwacher Bartansatz umrahmte seinen Kinn. In der Eile hatte er keine Zeit gefunden, sich zu rasieren. Es war ihm darum zu tun, sofort mit dem Professor zu sprechen.

      Da Costa empfing ihn mit einem Lächeln. „Da kommt ja der plötzlich unsolide Gewordene!” rief er. „Nehmen Sie Platz, Herr Doktor. Wie fühlen Sie sich?”

      Ricardi ärgerte sich über die Art, wie er empfangen wurde. Auch wunderte er sich darüber, daß der Professor nicht gleich auf die Schlange zu sprechen kam. Er erkundigte sich deshalb danach, ohne auf die Frage da Costas zu antworten.

      „Oh — die Otter?” sagte da Costa ruhig, „die ist inzwischen gefunden worden. Sie hatte wohl nur einen kleinen Ausflug durch Ihr Zimmer gemacht. Wahrscheinlich wollte sie einmal eine Abwechslung haben.”

      Die ganze Art, wie der Professor sprach, paßte dem Doktor nicht. Aber er schwieg dazu. Endlich fragte er: „Hat man sie wieder in den Kasten gesperrt?”

      „Nein, — leider muß ich Ihnen berichten, daß der Hausmeister sie erschlagen hat. Das wäre allerdings nicht nötig gewesen — aber man muß es schon seiner Erregung zugute halten. Auch dem übrigen Personal gegenüber war es wohl besser, wenn man sich überzeugen konnte, daß das Tier tot ist.”

      Doktor Ricardi fuhr erschrocken zusammen. „Was — tot?” rief er. „Man brauchte die Schlange doch nicht gleich zu erschlagen. Das werde ich dem Hausmeister nicht verzeihen. Ich machte gerade eingehende Experimente mit dem Gift dieses Tieres. — Wo hat man es hingebracht?”

      Da Costa zuckte mit den Achseln. „Was weiß ich! Jedenfalls bin ich froh, daß der Aufruhr im Hause beigelegt und kein Grund mehr zu Befürchtungen da ist. Ich verstehe nur nicht, wie das Tier hat entweichen können.”

      Der Doktor rückte nervös auf seinem Stuhl hin und her. „Ich auch nicht. Meines Wissens ist der Kasten, als ich fortging, fest verschlossen gewesen.”

      „Hm. Ihres Wissens. Sie sind also nicht ganz fest davon überzeugt?”

      „Doch. Ich möchte einen Eid darauf leisten.”

      Der Professor blickte seinen Assistenten von der Seite an. „Mit Eiden muß man vorsichtig sein, lieber Doktor!”

      „Möglicherweise hat jemand anders den Kasten aufgemacht.”

      „Wer sollte das denn gewesen sein?”

      Doktor Ricardi schwieg. Er erhob sich und trat ans Fenster.

      Man hatte von hier aus einen weiten Blick über den Hafen. Eben lief ein großer Frachter aus Übersee ein und bewegte sich majestätisch langsam zwischen den unzähligen anderen Fahrzeugen hindurch auf die Mole zu, an der er festmachen wollte.

      An einer anderen Stelle strömten zahlreiche Menschen zusammen, um einen Passagierdampfer zu besteigen, der nach Ostindien ausfahren wollte. Die verwehten Klänge einer Kapelle schallten herüber. Der schrille Pfiff einer Pinasse klang jäh dazwischen.

      Dieses Bild prägte sich der Doktor mit einer unnatürlichen Schärfe ein. Es war ihm zu Mute, als sei er auf einmal aus einem Traum in die Wirklichkeit zurückversetzt worden.

      Der Professor sprach weiter: „Jedenfalls wollen wir froh sein, daß die Sache behoben ist, — und da nichts passierte, brauchen wir ihr auch nicht weiter nachzugehen. Aber ich möchte Sie doch bitten, auf Ihre gefährlichen Pfleglinge in Zukunft ein noch wachsameres Auge zu haben, Herr Doktor!”

      Ricardi empfand diese Mahnung als unberechtigt. Aber er wollte sich jetzt nicht streiten. Er hob nur bedauernd die Schultern und ging hinaus.

      Leona hatte beim Friseur und in verschiedenen Geschäften nach ihrer Freundin Umschau gehalten. Aber Viola war nirgends zu finden.

      Endlich kehrte das junge Mädchen zu dem Häuschen zurück, um dort noch einmal sein Glück zu versuchen.

      Es

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