Die Todesotter. Hans Heidsieck

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Die Todesotter - Hans Heidsieck

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      Für Doktor Colonna wurden die Stunden zu Ewigkeiten ...

      Doktor Ricardi stand vor der Toten. Leona, hatte ihn auf seine Bitten hin in das Zimmer geführt. Zögernd, im Tiefsten erschüttert, legte er einige Blumen nieder. Verzweifelt starrte er in das liebe, vertraute Gesicht, das vom Todeskampf etwas verzerrt erschien.

      Leona stand schweigend neben dem Trauernden. Seltsame Gefühle durchströmten sie. Früher war ihre Liebe zu Doktor Ricardi bisweilen in Haß umgeschlagen, weil er sie garnicht beachtete. Auch gegen die Freundin hatte sie manchmal etwas wie Haß empfunden, — Haß, weil sie durch Viola immer wieder in den Schatten gestellt worden war. Doch sie bekämpfte tapfer solche Gefühle, — sie sagte sich, daß ein solcher Haß ungerecht und lächerlich sei. Gegen Schicksalsfügungen konnte man doch nicht an. Außerdem nahm ihr Viola ja den Geliebten nicht fort. Ihr Herz hatte einem anderen gehört. Dafür, daß Doktor Ricardi sich in sie so hartnäckig verliebt hatte, konnte die Freundin nichts.

      Nun stand er neben ihr — — vor der Toten. Sicherlich sah es furchtbar in seinem Innern aus. Eigentlich war ihm Viola schon durch ihre Verlobung verloren gegangen. Er hatte sie einem anderen überlassen müssen. Nun aber würde er sie fortan nicht einmal Wiedersehen.

      Auch dem anderen, Glücklicheren, ist sie genommen worden. Ob Francesco darüber wohl eine gewisse Genugtuung empfand?

      Leona traute ihm keine Gehässigkeit zu, obwohl sie selbst eine gewisse Erleichterung fühlte, die ihr geradezu sündhaft vorkam. Viola stand nun nicht mehr zwischen ihr und Francesco.

      Dadurch zur Milde gestimmt, spürte sie ein starkes Gefühl, ihn zu trösten. Sie wußte selbst nicht, was sie sagte, aber es mußten zu Herzen gehende Worte sein.

      Francesco sah sie groß an. Aber es war ihr, als blicke er durch sie hindurch in ein fernes Land seiner Träume, das nun versunken war.

      Die beiden Ärzte, Doktor Viano und sein Kollege, Doktor Perini, betraten das Villengrundstück, um sich zu Viola zu begeben. Lebhaft plaudernd schritten sie durch den gepflegten Garten — als Doktor Viano plötzlich einen Schreckensruf aussieß.

      „Donnerwetter — mich hat etwas gebissen!”

      Beide wandten sich blitzschnell um und erblickten am Boden sich hinwindend eine Schlange, die im nächsten Moment unter einer großen Blattpflanze verschwand.

      „Binden Sie ab! Ich verfolge sie!” rief Perini und setzte der Schlange nach, während Viano hastig sein Taschentuch aus dem Rock nahm und mit geübter Hand oberhalb seiner rechten Wade das Tuch fest verknotete. Dann nahm er sein Zigarettenetui aus der Tasche, steckte sich eine Zigarette an, streifte die Socken herunter und brannte die Wunde aus, ohne auch nur eine Miene dabei zu verziehen.

      Perini jagte dem flinken Tiere nach.

      „Hallo!” rief ihm mürrisch der Gärtner zu, der in der Nähe beschäftigt war, „was fällt Ihnen ein, über die Beete zu laufen!”

      „Kommen Sie rasch!” rief Perini. „Hier ist eine Schlange. Bringen Sie ihren Spaten mit!”

      Der Gärtner blickte betroffen. „Wie — eine Schlange?” Er stürzte herbei, um dem Doktor zu Hilfe zu kommen. Wie ihm geheißen war, brachte er seinen Spaten mit.

      Nach einer kurzen Verfolgung wurde das Tier gestellt. Dabei wandte das Reptil sich plötzlich um, richtete seinen Kopf drohend auf und versuchte abermals zuzubeißen.

      In diesem Augenblick traf es der tödliche Schlag.

      Doktor Viano kam humpelnd herbeigelaufen. „Das ist eine schöne Bescherung!” murmelte er. „Wissen Sie, ob das eine Giftschlange ist?”

      Perini starrte den noch zuckenden Körper an. „Weiß der Teufel!” erwiderte er. „Unheimlich genug sieht sie aus. Haben Sie Ihren Fuß gut abgebunden?”

      „Ja. Auch schon ausgebrannt. Für alle Fälle!”

      Perini sah sich die Wunde an. „Kommen Sie bitte gleich mit mir. Ich habe ein Serum zu Hause. Spüren Sie etwas?”

      „Hm — ich fühle mich stark benommen.”

      Perini wandte sich an den Gärtner. „Holen Sie uns bitte doch gleich ein Gefäß oder auch eine Schachtel. Ich nehme die Schlange mit.”

      Während der Gärtner davoneilte, führte Perini seinen Kollegen dem Ausgang zu. Sie bestiegen den Wagen, der vor der Tür stand. Gleich darauf brachte der Gärtner die erschlagene Schlange in einer Schachtel an.

      Doktor Vianos Benommenheit nahm rasch zu. Zehn Minuten später war er in Perinis Wohnung auf eine Couch gebettet. Hier spritzte ihm der Kollege das Serum ein. Auch alle sonstigen Maßnahmen, die notwendig waren, um die Wirkung des Giftes aufzuheben, wurden sofort getroffen.

      Glücklicherweise folgten keine ernsthaften Erscheinungen mehr. Einige Stunden später war Doktor Viano schon wieder wohlauf.

      Inzwischen hatte Perini festgestellt, welcher Art jene Schlange war, die seinen Kollegen gebissen hatte. Es handelte sich — wie er nachlas — um eine Todesotter, die in Australien zu Hause war und hier zu den gefürchtetesten Giftschlangen gehörte.

      Wie war das gefährliche Kriechtier ausgerechnet nach Pegli und in jenen Garten gelangt?

      Perini stellte die verschiedensten Erwägungen an. Plötzlich blitzte ein ungeheuerlicher Gedanke durch seinen Kopf. Wie, wenn das so unerwartet rasch verstorbene junge Mädchen gleichfalls von dieser Schlange gebissen worden war?

      Herzlähmung — hatte der Kollege gesagt. Eine Herzlähmung war stets das Ende solcher Vergiftungen, wenn nicht rechtzeitig Hilfe kam.

      Perini schlug das Buch zu, das noch auf seinen Knien lag, eilte zum Lager Vianos und sprach seine Mutmaßungen aus.

      Viano horchte betroffen auf. „Donnerwetter ja”, sagte er, „das wäre auch eine Möglichkeit und eine Lösung der Frage, die mir — ich will es offen gestehen — immer noch wie ein Rätsel erschien. Aber Sie werden zugeben müssen, Kollege, daß ich auf einen solchen Gedanken kaum kommen konnte.”

      „Es ist ja auch vorläufig nur eine Annahme. Aber ich werde der Angelegenheit nachgehen. Nun ist es dringend geboten, daß die Tote von uns noch einmal genau untersucht wird.”

      Viano nickte. „Das halte ich sogar jetzt für unsere Pflicht. Aber sagen Sie mal, wie kommt diese Schlange überhaupt in den Garten?”

      „Darüber denke ich auch schon die ganze Zeit nach. Hier in unserer Gegend gibt es derartige Schlangen nicht.”

      „Wahrscheinlich wird sie irgend jemandem, der sich mit Schlangen abgibt, entwichen sein.”

      „Richtig — jetzt weiß ich auch, wo das gewesen sein kann.”

      „Wahrhaftig?”

      „Ja. Denken Sie doch einmal nach! Oder haben Sie noch nichts von dem kleinen Zirkus gehört, der sich vor einigen Tagen auf unserem alten Marktplatz niedergelassen hat? In ihm tritt auch ein Schlangenbeschwörer auf.”

      „Richtig! Sie meinen also — —?”

      „Wenn ich nicht irre, habe ich sogar von einer ‚Schlangenschau’ etwas gelesen. Allerdings

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