KAIJU WINTER. Jake Bible

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Prozent, was bedeutet, dass er sein Ziel wahrscheinlich gerade noch so erreichen wird, bevor er den Luftfilter auswechseln muss. Sonst wird der Automotor unweigerlich an Asche ersticken und zu einem nutzlosen Metallklumpen werden.

      Zum siebzehnten Mal an diesem Morgen klingelt sein Handy, aber er ignoriert es. Denn er weiß genau, was für eine Nachricht ihm hinterlassen werden wird. So gerne er auch seine Pflicht erfüllen würde, die ihm vom Präsidentenamt der Vereinigten Staaten vorgeschrieben wird, hat Linder doch etwas ganz anderes vor, als bei der Evakuierung der südwestlichen USA zu helfen. Denn ein paar Meilen weiter in Champion, Montana, einer Kleinstadt am Lake Koocanusa, erwartet ihn bereits eine wichtige Aufgabe.

      Zumindest hofft er das. Es hat über zehn Jahre und Hunderte von Fährten, die in Sackgassen geendet haben, gedauert, bis er diesen Ort endlich gefunden hat. Und ob der Supervulkan nun ausbricht oder nicht – Linder hat nicht vor, sich diese Chance entgehen zu lassen. Er ist früher schon einmal nahe dran gewesen, aber dann kam er doch immer knapp zu spät. Dieses Mal sagt ihm allerdings sein Bauchgefühl, das er richtig liegt. Die Person, die er jagt, ist nur noch ein paar Meilen entfernt. Und all das hat er einem einzigen überwachten Telefongespräch zu verdanken.

      Die letzten Klänge von Hank Williams verstummen, aber Linder ignoriert die fehlende Musikberieselung einfach, als er um eine Kurve fährt und sich plötzlich zwei Sheriffautos gegenübersieht, die quer auf der Straße stehen. Er hält an und kurbelt sein Fenster herunter, als ein verwundert aussehender Deputy mit einer hellblauen OP-Maske über Mund und Nase zu ihm herüberkommt.

      »Tut mir leid, Sir, aber der Highway ist gesperrt«, sagt der Deputy und zieht seine Maske ein Stück hinunter. »Champion wird heute evakuiert und die Straße ist deshalb nur noch in eine Richtung offen.«

      »Verstehe, Deputy …?«

      »Mikellson«, antwortet der Mann. Deputy Eric Mikellson, groß, breitschultrig und jung, lehnt sich vor. Sein Blick schweift durch das Auto. »Haben Sie in Champion zu tun, Special Agent …?«

      Linder grinst, zieht seinen Ausweis aus der Tasche und klappt ihn auf, damit Mikellson ihn lesen kann.

      »Special Agent Linder«, antwortet er. »Woher wussten Sie denn, dass ich beim FBI bin?«

      »Habe ich nur geraten.« Mikellson zuckt mit den Schultern. »Sie sehen halt wie einer von der Regierung aus und Ihr Auto ebenfalls.« Er deutet mit dem Kopf auf die Luftfilteranzeige, die am Armaturenbrett klebt. »Habe gerade ein Webseminar über die Dinger angeschaut und weiß deshalb, dass die nur den Regierungsstellen geben werden, damit diese bei den Evakuierungen helfen können.« Er nickt zu den Polizeiwagen. »Uns haben Sie dabei wohl vergessen.«

      »Hat die Asche Ihnen schon den Motor kaputtgemacht?«, fragt Linder.

      »Noch nicht«, antwortet Mikellson. »Ist aber nur eine Frage der Zeit.«

      »Das ist heute alles«, meint Linder lachend und sieht zu den Streifenwagen hinüber. »Denken Sie, dass ich vielleicht trotzdem durch kann? Ich habe in Champion zu tun.«

      »Das bezweifle ich«, erwidert Mikellson lachend. »Das Einzige, was es in Champion überhaupt zu tun gibt, ist Fischen, Jagen und Campen.« Er schaut in den verfrühten Winterhimmel und die ständig fallende Asche hoch. »Und das kann man jetzt alles nicht mehr machen.«

      »Ja, stimmt«, meint Linder nickend und holt unter dem Beifahrersitz einen braunen Briefumschlag hervor. Er öffnet ihn und nimmt das Foto eines kleinen Jungen heraus. »Haben Sie diesen Jungen schon mal gesehen?«

      Mikellson streckt die Hand nach dem Bild aus und Linder lässt es daraufhin widerstrebend los. Der Deputy sieht sich das Foto ein paar Sekunden lang intensiv an und schüttelt dann den Kopf.

      »Kann ich nicht behaupten, Special Agent«, sagt Mikellson.

      »Linder«, entgegnet dieser grinsend. »Sie können ruhig Linder zu mir sagen.«

      »Also, Linder, er erinnert mich spontan an niemanden«, antwortet Mikellson. »Aber wir haben hier im Sommer so viele Kinder, dass es schwer ist, sie alle auseinanderzuhalten. Den Winter über vergesse ich sie normalerweise alle und hab dann wieder Platz im Kopf für die neuen Gesichter, die zum Frühlingsende hier aufkreuzen.«

      »Natürlich, das kann ich gut verstehen«, meint Linder und tippt mit dem Finger auf das Bild. »Aber das hier ist ein altes Foto, das gemacht wurde, als er sechs Jahre alt war. Der Junge müsste jetzt ungefähr siebzehn sein. Ich suche bereits seit seiner Geburt nach ihm, und ein Tipp hat mich hierhergeführt. Er ist wahrscheinlich viel größer und hat vielleicht sogar mittlerweile einen Bart. Und er lebt bei einer älteren Frau, glaube ich zumindest. Rote Haare, grüne Augen, sieht wie ein altes Fotomodell aus dem L.L. Bean-Katalog aus. Oder zumindest sah sie einmal so aus.«

      Mikellson gibt Linder das Foto zurück und schüttelt den Kopf. »Sorry, Linder. Ich würde Ihnen ja gerne helfen, aber leider kann ich's nicht. Diesen Jungen habe ich noch nie gesehen, und um ehrlich zu sein – es gibt wirklich viele gut aussehende ältere Frauen hier. Die sind in unserer Gegend keine Seltenheit.« Mikellson lacht kurz auf und schlägt dann mit der Hand gegen die Autotür. »Tut mir leid, dass Sie Ihre Zeit damit vergeudet haben, hier raus zu fahren. Sie werden ja bestimmt bei den großen Evakuierungen im Süden gebraucht, oder?«

      Linder betrachtet den Deputy eine Sekunde lang und lächelt dann breit. »Oh, ich glaube nicht, dass ich Zeit verschwendet habe«, sagt er und deutet dann auf die Streifenwagen. »Haben Sie was dagegen, wenn ich durchfahre und mal mit Ihrem Sheriff rede? Ich verspreche Ihnen auch, ihn nicht allzu lange zu belästigen.«

      »Sie«, erwidert Mikellson daraufhin. »Sheriff Stieglitz ist eine Frau.«

      »Tatsache?«, fragt Linder erstaunt. »War mir gar nicht bewusst, dass Montana so fortschrittlich ist.«

      »Wir befinden uns in Lincoln County«, erklärt Mikellson. »Wenn man für den Job qualifiziert ist, kann man ihn auch haben. So läuft das hier. Und es ist nebenbei bemerkt das einundzwanzigste Jahrhundert.«

      »Dann darf ich also zu Sheriff Stieglitz fahren? Ich werde ihr auch nicht weiter auf die Nerven fallen«, sagt Linder. »Großes Pfadfinderehrenwort.«

      Mikellson starrt Linder ein paar Sekunden lang an und nickt dann. Anschließend tritt er vom Auto zurück und zieht sich die Maske über Nase und Mund.

      »Machen Sie nur«, entgegnet Mikellson, dreht sich um und winkt dem anderen Deputy zu, der bei den Streifenwagen steht.

      Der Mann legt den Kopf schief, zuckt mit den Schultern und steigt dann in seinen Polizeiwagen. Der Motor stottert beim Starten, fängt sich dann aber wieder, und der Deputy fährt weit genug rückwärts, um Platz für Linders Auto zu machen.

      »Danke, ich weiß das wirklich zu schätzen«, sagt Linder, als er die Automatikschaltung betätigt. »Es dauert auch nur ein paar Minuten, dann bin ich wieder unterwegs und Sie sind mich los. Ich weiß, dass Sie im Moment wichtigere Dinge im Kopf haben, als sich um einen blöden FBI-Agenten Gedanken zu machen, der ausgerechnet dann auftaucht, wenn Sie versuchen, Ihre Freunde und Nachbarn in Sicherheit zu bringen.«

      »Uns ist zurzeit nicht gerade langweilig, das stimmt schon«, sagt Mikellson, während er Linder vorbeiwinkt. »Passen Sie auf und behalten Sie die Luftfilteranzeige im Blick, denn die Asche kommt immer dichter runter.«

      »Danke, Deputy Mikellson.« Linder nickt ihm zu, rollt sein Fenster wieder hoch und fährt langsam an den beiden Streifenwagen vorbei.

      Der

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