Planet der Saurier. Falk-Ingo Klee
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Draußen wurden die Schatten länger. Troopal Scotheer schaltete die Optiken ab und stand auf.
»Morgen werde ich einen kleinen Ausflug in die nähere Umgebung unternehmen. Wir müssen vordringlich feststellen, ob die Früchte und Pflanzen unserer neuen Heimat unserem Metabolismus zuträglich sind.«
»Ich werde dich begleiten.«
»Nein, Napeel, du bleibst im Schiff. Wenn mir etwas zustoßen sollte, bist du wenigstens in Sicherheit.«
»Ich lasse nicht zu, dass du allein gehst, Troopal.« Ihre Augen blitzten herausfordernd. »Was nützt es mir, wenn ich überlebe? Glaubst du, ich will bis an mein Ende ohne Kontakt zu einem lebenden Wesen dahinvegetieren? Nein, das kannst du mir nicht zumuten. Ich komme mit.«
»Ein Robot könnte mich begleiten«, versuchte Scotheer einzulenken.
Tratheer lachte schallend.
»Sei nicht albern, Troopal. Wen willst du mitnehmen? Die zwei Wartungsrobots?«
»Wir haben auch noch zwei Dienstroboter an Bord. Oder hast du das vergessen?«
»Willst du sie auf die Saurier hetzen, wenn sie dich angreifen sollten?«
»Rede doch nicht solchen Unsinn«, sagte Scotheer ungehalten. »Ich kann die Tiere allein mit meinen geistigen Kräften verjagen.«
»Bei den primitiven Wesen wäre ich mir nicht so sicher«, warf Napeel ein.
»Und dann habe ich ja noch die Waffe.« Er klopfte demonstrativ auf den vor ihm liegenden Strahler. »Mir kann gar nichts passieren.«
»Dann kann ich ja getrost mitkommen.«
Scotheer gab sich geschlagen.
»Also gut. Hilfst du mir bei der Zusammenstellung der Ausrüstung?«
Napeel Tratheer nickte, und gemeinsam gingen sie durch, was vorhanden und was brauchbar war.
Für das Überleben auf einem fremden Planeten war es wenig genug. Es gab eine kleine Bordapotheke, zwei Strahler und etliche Werkzeuge. Neben den schon erwähnten Robots enthielt das Hangarmagazin einige Energiespeicher, mehrere Generatorportables und einen Kleinstschweber. Außerdem gab es ein Mehrzweckgerät, Besteck genannt, mit dem sich unter anderem auch feststellen ließ, ob Nahrungsmittel verträglich waren.
Troopal und Napeel einigten sich darauf, den Miniflugkörper nicht zu benutzen. Man wollte Chrootheer gründlich kennenlernen. Dazu musste man riechen und fühlen, die Sonnenstrahlung auf sich einwirken lassen und den Boden unter den Füßen spüren. Den Transport des Bestecks und der Proben sollte ein Dienstrobot übernehmen.
Es ging auf Mitternacht planetarer Zeit, zu, als die beiden endlich ihre Schlafstätten aufsuchten.
3.
Schon aus großer Entfernung spürte Sekool Vrantheer, dass auf Proohl etwas nicht stimmen konnte. Behutsam führte er den knallgelben Riesendikus näher an das System heran.
Zuerst undeutlich, dann immer intensiver, empfing er die Mentalimpulse von Craahns. Es mussten Tausende, sogar Zehntausende sein.
»Esperst du auch die Insektoiden?«, fragte er seinen Partner.
Obeel Lontheer nickte bedächtig.
»Ja, sie versuchen wieder einmal, Proohl zu überfallen.«
»Blutige Köpfe werden sie sich holen.« Vrantheer kicherte. »Diese Insektenabkömmlinge werden nie lernen, dass wir ihnen überlegen sind.« Er rieb sich vergnügt die Hände. »Diesmal können wir vom Raum aus zusehen. Das wird ein Spaß!«
Plötzlich gefror sein Grinsen. Er schrie auf.
»Obeel ‒ die Panikstrahlung! Ich empfange keine Panikstrahlung!« Verzweifelt presste er die Hände gegen den Kopf. »Ich empfange keinen einzigen Proohler, nur Craahns!«
»Seltsam, mir geht es genauso. Was hat das zu bedeuten?«
»Es gibt keine Proohler mehr, du Dummkopf. Verstehst du das?«
»Natürlich, Sekool. Was machen wir denn nun mit unserer Ladung?«
»Oh, was für ein Narr du bist, Obeel. Wahrscheinlich wimmelt es um Proohl von Wabenschiffen. Und wenn das so ist, geht es um unser Leben, und du redest von Geschäften. Lass mich nachdenken.«
Heulend gab die Raumüberwachungssensorik Alarm.
»Sieh doch, da nähert sich schon ein Craahnsraumer. Soll ich ihn abschießen?«
»Natürlich, du Einfaltspinsel. Oder willst du warten, bis er es mit uns tut?«
Sekool Vrantheer sendete einen derart heftigen Zornimpuls, dass Lontheer körperlichen Schmerz empfand. Jammernd betätigte er den Feuerleitknopf. Eine Batterie Werfer richtete sich automatisch ein und nahm das Wabenschiff unter Beschuss.
Noch bevor die ersten Salven trafen, eröffnete das Craahnsschiff seinerseits das Feuer. Die Schirme beider Raumer leuchteten auf.
Sekool Vrantheer lachte hämisch. Ein einzelner Wabenraumer, auch wenn er noch so ein Gigant war, konnte dem spezialgefertigten Riesendiskus nicht gefährlich werden.
»Erhöhe die Feuerfolge!«
Obeel Lontheer gehorchte wortlos. Ununterbrochen jagten die Werfer dem Feind ihre Salven entgegen. Der Schutzschirm des Wagenraumers blähte sich auf und wurde transparent. Auf einmal schoss eine gewaltige Stichflamme aus dem Schiff. Die nachfolgende Explosion zerriss es in unzählige Teile, die kometengleich davonschwirrten.
»Was machen wir nun?«
»Dumme Frage. Wir fliehen!«
Sekool Vrantheer deutete auf den Orterschirm. Ein ganzer Pulk Wabenraumer näherte sich dem Diskus.
»Sollen wir sie nicht auch abschießen?«
»Nein, es sind zu viele.«
»Aber sie haben Proohl überfallen und unsere Artgenossen getötet«, begehrte Obeel Lontheer auf.
»Und wenn schon.« Hass glomm in Vrantheers Augen auf. »Haben uns diese Planetarier nicht immer wie Aussätzige behandelt? Es geschieht ihnen recht, dass sie sterben mussten.« Er lachte höhnisch. »Und ausgerechnet wir, die verachteten Raumvagabunden, überleben, weil wir über einen Raumer verfügen.«
Obeel Lontheer sagte nichts dazu. Er war ein geschickter Bastler und Handwerker mit großem technischem Verständnis, allerdings geistig etwas zurückgeblieben. Sein schlichtes Gemüt vermochte die makabre Situation, die Sekool so erheiterte, nicht zu erfassen.
Mittlerweile waren die ersten Einheiten der Craahns fast bis auf kritische Distanz herangekommen.