Perry Rhodan Neo 247: Die Welt jenseits der Zeit. Kai Hirdt

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Perry Rhodan Neo 247: Die Welt jenseits der Zeit - Kai Hirdt Perry Rhodan Neo

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Die Welt verschwamm vor ihren Augen.

      Nein!, schrie sie sich in Gedanken selbst an. Du musst klar bleiben! Nur ein paar Sekunden noch, dann bist du in Sicherheit!

      Doch ihre Sinne ließen sich nichts befehlen. Sie sah ihr Ziel nicht mehr, nicht die Tiere mit ihren Scheren und Hämmern, die ihr den Weg dorthin verstellten. Stattdessen sah sie nur ein glitzerndes Wabern, und davor schälte sich eine Gestalt aus dem Nichts ...

      Hondro! Also war er doch noch in ihrem Geist! Er hatte sie die ganze Zeit ...

      Nein. Hondro löste sich auf, er zerlief zu einer schwarzen Pfütze, rund wie ein Zeitbrunnen. Daraus stieg ein blau leuchtendes Tetraederholo empor. Dessen Ecken und Kanten verzogen sich, beulten sich aus, bis sich ein blau leuchtender Würfel um seine Z-Achse drehte. Dieser verwandelte sich zum Oktaeder ...

      NATHAN, begriff sie. Dass sie so lange gebraucht hatte, um sich zu erinnern, war ein schlechtes Zeichen. Das Zeug, das sie einatmete, tat ihr nicht gut.

      Ein gewaltiger Schlag traf Jessica Tekener in den Rücken, so kräftig, das sie abhob und durch die Luft geschleudert wurde. Das war es, dachte sie benommen. Die Tiere. Sie haben mich.

      Ihr Kopf prallte auf einen Boden, den ihre Augen nicht sahen, und NATHANS kühl-helles Blau wich letztlich doch einer schwarzen Lichtlosigkeit.

      4.

      Der schwarze Ritter preschte in vollem Galopp auf die Lichtung und brachte sein Pferd inmitten des erloschenen Zeitbrunnens zum Stehen, zwölf Schritte von Omar Hawk und seinen Begleitern entfernt. Trotz der schweren Rüstung gelang ihm ein leidlich eleganter Abstieg von seinem Reittier. Er verharrte kurz, sammelte sich, dann kam er mit entschlossenen Schritten näher.

      Der Oxtorner spannte seine Muskeln. Wer wusste schon, was diese Erscheinung von ihnen wollte? Er war sicher, dass ihm das Langschwert des seltsamen Neuankömmlings nicht gefährlich werden konnte, ebenso wenig Watson. Bei Gucky und Sofgart sah das allerdings ganz anders aus.

      Die Kampfbereitschaft erwies sich allerdings als überflüssig. Der Ritter griff keineswegs an, sondern ließ sich zu Hawks erneuter Überraschung ehrerbietig auf ein Knie nieder und senkte das Haupt. Zumindest ruckte der eimerartige, schwarze Helm mit dem schmalen Sichtschlitz ein Stück nach vorn und abwärts.

      »Willkommen, Edle, auf Echo-TOOR.« Eine Männerstimme klang dumpf aus dem Helm hervor. »Es danken die Schwestern für Euren Beistand im Kampf um die Höhen. Mit Eurer Gabe werden sie die neun Heere zurücktreiben in die Finsternis.«

      »Tag, ich bin Gucky«, sagte der Mausbiber. »Was erzählst du da?«

      »Es ist Bestimmung!« Der Ritter klang geradezu emphatisch. »Um das Schwert Caliburn für die letzte Schlacht zu schärfen, müssen neun Tropfen den Wetzstein benetzen. Drei trägt der edle Herr bei sich.« Er neigte das Haupt noch etwas tiefer vor Hawk. »Ich nehme die Gabe in Demut entgegen und lobpreise Eure Ritterlichkeit.«

      »Tropfen« war das Erste und bislang Einzige aus der schwülstigen Rede, mit dem Hawk etwas anfangen konnte. Der Ritter wollte also die drei mysteriösen Artefakte aus Sofgarts F'Atkor haben und ging fälschlicherweise davon aus, dass Hawk sie bei sich trug.

      Leider war Sofgart zu exakt derselben Schlussfolgerung gelangt. »Kommt nicht infrage«, lehnte der Arkonide entschieden ab. »Die Tropfen bleiben bei mir!«

      Hawk ärgerte sich stumm. Mit dieser unbedachten Äußerung hatte Sofgart, definitiv der Schwächste und Unerfahrenste aus ihrer Gruppe, sich gerade selbst zur Zielscheibe gemacht.

      Dem Ritter war das natürlich nicht entgangen. Der Helm ruckte herum. »Verzeiht, Edler. Ich habe mich vom Schein blenden lassen. Wahre Macht und Ritterlichkeit blüht oft im Stillen, und manch schwacher Stamm trägt erstaunliche Last. Es ist meine Bestimmung, Euch davon zu erlösen.«

      »Sie bleiben bei mir«, sagte Sofgart scharf. »Was weißt du über die Tropfen? Was willst du mit ihnen?«

      Der Ritter blieb still, ohne den Blick von Sofgart zu wenden – zumindest wenn man das aus der Ausrichtung des Visiers schließen konnte. Seine Augen und der Rest des Gesichts blieben vollkommen dahinter verborgen.

      Plötzlich lag eine unbehagliche Spannung in der Luft. Hawk hatte nicht das Gefühl, dass der mysteriöse Ritter Sofgarts Nein akzeptieren würde. Erneut richtete er sich auf einen Kampf ein.

      Doch auch beim zweiten Mal erwies sich das als unnötig. Der Ritter stand auf, kehrte zu seinem Pferd zurück, schwang sich hinauf und galoppierte Richtung Südwest von dannen.

      »Das – war – seltsam«, stellte Gucky gedehnt und völlig zutreffend fest. »Kann mir das jemand erklären?«

      »Nein«, sagte Sofgart. »Es klang wie eine Parodie auf arkonidische Hofrituale, aber ich wüsste nicht, was das Ganze ...«

      »Falsch«, unterbrach Hawk. »Mit Arkon hat das nichts zu tun. Das waren Elemente aus der irdischen Historie. Oder Sagenwelt, je nachdem. Caliburn war das Schwert, das König Artus aus dem Stein gezogen hat, um sich die Königswürde zu verdienen.«

      »Und da behaupten manche, die Arkoniden hätten eine seltsame Art, ihren Herrscher zu krönen«, murmelte Sofgart.

      »Pff«, machte Gucky. »Bei euch wird Imperator, wer im richtigen Augenblick eine antike Nadelpistole hochhalten kann. Hab ich selbst gesehen, also tu mal nicht so.«

      »Imperators Gerechtigkeit ist aber wenigstens eine Fernwaffe und kein überlanges Messer.«

      Die Abschweifung irritierte Hawk. »Die ganze Geschichte mit dem Schwert und dem Stein ist nur eine Sage. Und darin ist nirgendwo von einem Kampf um die Höhen oder neun Heeren die Rede. Ich habe keine Ahnung, wovon unser Besucher da eigentlich geredet hat. Und ich müsste das wissen.«

      Gucky legte den Kopf schief. »Seit wann bist du Experte dafür?«

      Hawk räusperte sich verlegen. »Ich habe als Kind Rittergeschichten immer sehr gemocht.«

      Natürlich geschah genau das, was Hawk befürchtet hatte. »Der edle Omar Hawk, Streiter ohne Furcht und Tadel?« Gucky grinste breit. »Lass mich dein treuer Knappe sein und Abenteuer in allen Ecken der Erdscheibe bestehen. Wie steht's, Süßer, suchen wir den Heiligen Gral?«

      »Ja, sehr lustig«, sagte Hawk. »Als Knappe ist mir Watson aber lieber, der ist nicht so vorlaut. Können wir zum Thema zurückkommen?«

      »Sehr wohl, Mylord«, flötete Gucky. »Also, was kannst du uns über unseren Blechfreund sagen?«

      »Die Rüstung sah genau so aus, wie ich mir immer Ivanhoe, den schwarzen Ritter, vorgestellt habe. Mein Jugendheld. Aber auch in der Ivanhoe-Saga gibt es keine umkämpften Höhen oder neun Heere. Ich bin ehrlich gesagt komplett ...«

      Ein merkwürdiges Geräusch ließ Hawk innehalten. Ein Rhythmus, wie er ihn erst vor Kurzem gehört hatte: Galopp. Aber nicht von Hufeisen, sondern vom Patschen nackter Füße. Und etwas stimmte auch nicht an der Abfolge der Töne ...

      Hawk drehte sich um und sah Richtung Norden. Erneut kam der Ritter auf sie zu, der erst vor wenigen Minuten in eine ganz andere Richtung verschwunden war. Diesmal aber ritt er auf einem Okrill – einem riesigen Exemplar, etwa dreimal so groß wie Watson. Im Licht des Sonnenbands sah man die metallbeschlagene Schwertscheide aufblitzen.

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