Wer bist du wirklich?. Lilly M. Beck

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Wer bist du wirklich? - Lilly M. Beck

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und mehreren Flaschen mit Mixgetränken.

      „Wohnst du hier?“, fragt Vicky ungläubig.

      Ihr Begleiter zuckt nur die Schultern und lächelt schief. „Ja…“

      Sie dreht sich zu ihm um und strahlt ihn an. „Das ist also deine Masche? Fremden Frauen das Bier aus der Hand schlagen, einen Kuss stehlen und dann den Vollblutromantiker geben?“, fragt sie scherzhaft.

      Er lacht charmant und streicht sich mit einer Hand über den Hinterkopf den Nacken herunter. „Erwischt. Was soll ich sagen, anders kann man Frauen heute kaum noch für sich gewinnen.“ Er schaut ihr tief in die grünen Augen und pausiert kurz.

      „Und… du willst mich für dich gewinnen?“, haucht sie leise und beißt sich auf die Unterlippe.

      Er streicht ihr eine dunkelbraune Haarsträhne aus dem Gesicht und führt sie hinter ihr Ohr auf derselben Seite. Währenddessen legt er den Kopf seitlich und betrachtet sie eindringlich. Ihr Atem stockt. Das ist ihr noch nie passiert. Selten, dass sie nicht weiß, was sie sagen soll.

      Er nickt und fragt einfühlsam: „Schlimm, dass dir das ganz gut gefällt?“

      Sein Daumen streicht über ihre Lippen und ihr Herz schlägt schneller. Dieser Typ geht ihr unter die Haut. Sein Lächeln, die Berührungen und sein fester Blick machen ihr weiche Knie. Er weiß jedenfalls sehr genau, was er will und wie er es bekommt. Da ist sie sich sicher.

      „Ich mag deine Sommersprossen.“ Er streicht ihr über die Wange und tritt noch näher an sie heran.

      Vicky schaut nun zu ihm hoch. Sonst ist sie ziemlich schlagfertig und lässt sich auch nicht so schnell von sowas beeindrucken. Wer ficken will, muss freundlich sein. Alte Weisheit. Ihr ist eigentlich egal, ob das stimmt, was die Männer ihr erzählen. Sie will keinen von denen heiraten, noch nicht mal eine längere Geschichte, sie will einfach nur Sex. Männer sind erfahrungsgemäß dankbar für ihre unkomplizierte, klare Art. Keine Mehrfachdates, keine Romantik. Aber mit ihm ist das von Anfang an so anders, fühlt sich komisch an. Ihr Herz klopft vor Aufregung in einem schnelleren Rhythmus. Sein Daumen ruht immer noch auf ihrer Wange, während die restlichen Finger ganz zart ihren Hals in Richtung Nacken kraulen. Intuitiv schließt sie die Augen und legt ihren Kopf zur Seite.

      „Mmmmh, das ist schön“, gibt sie leise zu und greift nach seinen Seiten.

      „Ja? Gefällt dir das? Du kleine Genießerin.“

      Sie lächeln beide. Er lässt ihr den Moment und betrachtet sie.

      Sie spürt seinen Blick genau und fragt, immer noch mit geschlossenen Augen: „Was?“

      Er lacht und antwortet ihr dann mit verführerisch tiefer, leiser Stimme: „Ich habe mich gerade gefragt, ob es wohl zu früh ist, mir einen Kuss zu stehlen.“

      Sie lacht, lässt die Augen aber geschlossen. Bleibt in dieser Position. „Schon wieder? Du hast doch noch den Kuss von meiner besten Freundin.“

      Ihre Hand legt sich um seine Gürtelschnalle. Er versteht ihre Geste sofort. „Wollen wir tauschen?“

      Sie bestätigt seine Frage durch eine kleine Kopfbewegung und reckt sich dann etwas mehr in seine Richtung.

      „Oh, Kleine. Welch wundervoller Anblick.“

      „Küss mich endlich“, fordert sie fast lautlos und zieht ihn am Shirt an sich heran.

      Als hätte er wirklich nur auf ihre Einwilligung gewartet, umfasst er ihren Kopf mit der zweiten Hand genauso wie mit der ersten und erkundet ganz behutsam ihre Lippen. Langsam und genüsslich widmet er sich ihrem Mund, spielt verführerisch mit ihrer Zunge, während ihre Hände ihn sanft streicheln und so seinen Oberkörper erkunden.

      Er küsst unglaublich gut. Das Gefühl in der Magengegend ist neu für Vicky. Es kribbelt plötzlich genau da sehr heftig, was sie extrem irritiert. Normalerweise bereitet ihr solches Können ein ganzes Stück weiter unten Vergnügen. Die Zeit scheint stillzustehen, während sie immer weiter ineinander versinken. Alles um sie herum scheint in diesem einen Moment vergessen. Einzig die Bässe aus dem RoofTOP, gepaart mit den Sirenen von weit unten von der Straße, sind zu hören und erinnern die beiden daran, wo sie sind. Langsam lösen sich ihre Lippen und die beiden blicken einander erstaunt an.

      Leise flüstert er: „Wow, Kleine.“ Er stupst ihre Nasenspitze mit seiner und ergänzt: „Das war der perfekte erste Kuss.“

      Sie lächelt verlegen. „Selber wow.“

      Sie bleiben an der Glasbrüstung stehen und betrachten die Lichter der Stadt. Von hier oben sieht man fast jedes angestrahlte Wahrzeichen der Hauptstadt. Berlin hat so viel Grün, das fällt Vicky jetzt hier auf. Das kann man so hoch über der Stadt deutlich erkennen, auch bei Nacht. Berlin schläft sowieso nie und ist für seine Clubszene über alle Grenzen international bekannt. Sie führen aneinander gelehnt eine anregende Unterhaltung über verschiedene Themen und lernen sich besser kennen.

      Er bringt die leeren Flaschen weg und holt Nachschub. Unauffällig kneift Vicky sich am Oberschenkel. „Autsch.“

      Danach muss sie sich eingestehen: Nein, sie träumt nicht. Der ist real. Sie war schon so oft hier, hätte sie dieses Prachtexemplar von Mann nicht kennen müssen? Zumindest vom Sehen? Jemanden mit solchen Verbindungen zum Haus?

      Sie lacht, als er ihr die kalte Flasche wie ein Oberkellner präsentiert. „Nur das Beste für Sie, mein Fräulein.“

      Sie wirkt nachdenklich. „Junger Mann?“

      Er schaut amüsiert und hebt eine Augenbraue. „Ja, bitte? Kleine, frag mich einfach. Keine Geheimnisse. Versprochen.“

      Ihr wird warm ums Herz. Seine braunen Augen scheinen in sie hineinzuschauen. Erschrocken legt sie die Hand auf die Körperstelle, an der ihr Herz wie verrückt durch den Stoff ihres Tops zu pochen scheint. Der Rhythmus wird seit Stunden nicht langsamer. Ihrem Herzen hätte der Sport von ihrer ewigen To-Do-Liste jetzt sicher geholfen. Sie betet innerlich, jetzt hier keinem Infarkt zu erliegen und entscheidet, gleich morgen ihr Fahrrad aus dem Keller zu holen und flott zu machen.

      Zärtlich umgreift er ihre Finger und verweilt ebenso an ihrem Herzen. Er hebt wieder die Braue, als er ihren Herzschlag spürt und ihre helle Haut sich rot färbt. Er spürt das Klopfen also auch. Das ist Vicky sehr unangenehm. Genauso ihre Röte im Gesicht.

      „Kleine, es gibt keinen Grund sich zu genieren. Wofür denn? Ich wäre gerade mit niemand anderem lieber hier als mit dir. Es ist sehr schön. Wirklich, ich genieße unser Annähern.“

      Sie lacht herzhaft und klopft ihm auf die Brust. „Wir kennen nicht mal unsere Namen!“

      Seine Augen werden groß. „Verdammt. Jetzt hast du es doch gemerkt. Ich nenne alle Frauen ‚Kleine‘, dann gibt’s kein verräterisches Durcheinander.“ Er zwinkert ihr zu und zieht sie in seine Arme.

      „Ja-ha, siehste mal, das kannste mit den anderen Girls so machen, aber ich bin besonders.“ Ihre Augen strahlen frech.

      Sein Ton wird ernster. Er schaut ihr tief in die Augen und hält sie fest an den Hüften. „Ja, das bist du. Du bist besonders. Du ahnst, glaub ich, gar nicht, wie sehr.“

      Sie lächelt ihn verführerisch an und haucht: „Victoria Bauer. Aber alle nennen mich Vicky oder Vic.“

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