Die bekanntesten Theaterstücke. Heinrich von Kleist
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Читать онлайн книгу Die bekanntesten Theaterstücke - Heinrich von Kleist страница 29
Hat schnell das Wahre mich gelehrt. –
RUPERT: Dein Amt
Scheint aus, wenn ich nicht irre.
JERONIMUS: Nur noch zur
Berichtigung etwas von zwei Gerüchten,
Die bös verfälscht, wie ich fast fürchte, dir
Zu Ohren kommen möchten. –
RUPERT: Nun?
JERONIMUS: Johann
Liegt krank in Warwand.
RUPERT: Auf den Tod, ich weiß.
JERONIMUS:
Er wird nicht sterben.
RUPERT: Wie es euch beliebt.
JERONIMUS:
Wie?
RUPERT: Weiter – Nun, das andere Gerücht?
JERONIMUS:
Ich wollt dir sagen noch, daß zwar Johann
Den Dolch auf Agnes –
RUPERT: Ich hatt ihn gedungen.
JERONIMUS:
Wie sagst du?
RUPERT: Könnts mir doch nichts helfen, wenn
Ichs leugnen wollte, da ers ja gestanden.
JERONIMUS:
Vielmehr das Gegenteil – aus seiner Rede
Wird klar, daß dir ganz unbewußt die Tat.
RUPERT:
Sylvester doch ist überzeugt, wie billig,
Daß ich so gut ein Mörder bin, wie er?
JERONIMUS:
Vielmehr das Gegenteil – der Anschein hat
Das ganze Volk getäuscht, doch er bleibt stets
Unwandelbar und nennt dich schuldlos.
RUPERT:
O List der Hölle, von dem bösesten
Der Teufel ausgeheckt!
JERONIMUS: Was ist das? Rupert!
RUPERT (faßt sich):
Das war das eine. – Nun, sprich weiter, noch
Ein anderes Gerücht wolltst du berichtgen.
JERONIMUS:
Gib mir erst Kraft und Mut, gib mir Vertraun.
RUPERT:
Sieh zu, wies geht – sag an.
JERONIMUS: Der Herold ist –
RUPERT:
Erschlagen, weiß ich – doch Sylvester ist
Unschuldig an dem Blute.
JERONIMUS: Wahrlich, ja,
Er lag in Ohnmacht während es geschah.
Es hat ihn tief empört, er bietet jede
Genugtuung dir an, die du nur forderst.
RUPERT:
Hat nichts zu sagen. –
JERONIMUS: Wie?
RUPERT: Was ist ein Herold?
JERONIMUS:
Du bist entsetzlich. –
RUPERT: Bist du denn ein Herold? -?
JERONIMUS:
Dein Gast bin ich, ich wiederhols. – Und wenn
Der Herold dir nicht heilig ist, so wirds
Der Gast dir sein.
RUPERT: Mir heilig? Ja. Doch fall
Ich leicht in Ohnmacht.
JERONIMUS: Lebe wohl. (Schnell ab.)
(Pause; Eustache stürzt aus dem Nebenzimmer herein.)
EUSTACHE:
Um Gotteswillen, rette, rette (Sie öffnet das Fenster.) Alles
Fällt über ihn – Jeronimus! – das Volk
Mit Keulen – rette, rette ihn – sie reißen
Ihn nieder, nieder liegt er schon am Boden –
Um Gotteswillen, komm ans Fenster nur,
Sie töten ihn. – Nein wieder steht er auf,
Er zieht, er kämpft, sie weichen. – Nun, ists Zeit,
O Rupert, ich beschwöre dich. – Sie dringen
Schon wieder ein, er wehrt sich wütend. – Rufe
Ein Wort, um aller Heilgen willen nur
Ein Wort aus diesem Fenster. – – Ah! jetzt fiel
Ein Schlag – – er taumelt, Ah! noch einer. – – Nun
Ists aus. – Nun fällt er um. – Nun ist er tot. – –
(Pause; Eustache tritt vor Rupert.)
O welch entsetzliche Gelassenheit – –
– Es hätte dir ein Wort gekostet, nur
Ein Schritt bis zu dem Fenster, ja, dein bloßes
Gebieterantlitz hätte sie geschreckt. –
– Mög einst in jener bittern Stunde, wenn
Du Hülfe Gottes brauchest, Gott nicht säumen,
Wie du, mit Hülfe vor dir zu erscheinen.
SANTING (tritt auf):
's ist abgetan, Herr.
EUSTACHE: Abgetan? Wie sagst
Du, Santing – Rupert, abgetan?
(Rupert wendet sich verlegen.) O jetzt