Die bekanntesten Theaterstücke. Heinrich von Kleist
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Die bekanntesten Theaterstücke - Heinrich von Kleist страница 30
Das ist so häßlich, so verächtlich, daß
Selbst ich, dein unterdrücktes Weib, es kühn
Und laut verachte. Pfui! O pfui! Wie du
Jetzt vor mir sitzest und es leiden mußt,
Daß ich in meiner Unschuld hoch mich brüste.
Denn über alles siegt das Rechtgefühl,
Auch über jede Furcht und jede Liebe,
Und nicht der Herr, der Gatte nicht, der Vater
Nicht meiner Kinder ist so heilig mir,
Daß ich den Richterspruch verleugnen sollte,
Du bist ein Mörder.
RUPERT (steht auf): Wer zuerst ihn tödlich
Getroffen hat, der ist des Todes!
SANTING: Herr,
Auf dein Geheiß. –
RUPERT: Wer sagt das?
SANTING: 's ist ein Faustschlag
Mir ins Gesicht.
RUPERT: Stecks ein:
(Er pfeift; zwei Diener erscheinen.)
Wo sind die Hunde wenn
Ich pfeife? – Ruft den Grafen auf mein Zimmer.
(Der Vorhang fällt.)
Vierter Aufzug
Erste Szene
Rossitz. Zimmer im Schlosse. Rupert und Santing treten auf
RUPERT:
Das eben ist der Fluch der Macht, daß sich
Dem Willen, dem leicht widerruflichen,
Ein Arm gleich beut, der fest unwiderruflich
Die Tat ankettet. Nicht ein Zehnteil würd
Ein Herr des Bösen tun, müßt er es selbst
Mit eignen Händen tun. Es heckt sein bloßer
Gedanke Unheil aus, und seiner Knechte
Geringster hat den Vorteil über ihn,
Daß er das Böse wollen darf.
SANTING: Ich kann
Das Herrschen dir nicht lehren, du nicht das
Gehorchen mir. Was Dienen ist, das weiß
Ich auf ein Haar. Befiehl, daß ich dir künftig
Nicht mehr gehorche, wohl, so will ich dir
Gehorchen.
RUPERT: Dienen! Mir gehorchen! Dienen!
Sprichst du doch wie ein Neuling. Hast du mir
Gedient? Soll ich dir erklären, was
Ein Dienst sei? Nützen, nützen, nützen soll er. – Was
Denn ist durch deinen mir geworden, als
Der Reue ekelhaft Gefühl?
Es ist
Mir widerlich, ich wills getan nicht haben. –
Auf deine Kappe nimms – ich steck dich in
Den Schloßturm. –
SANTING: Mich?
RUPERT: Kommst du heraus, das schöne
Gebirgslehn wird dir nicht entgehn.
(Eustache tritt auf)
RUPERT (steht auf, zu Santing, halblaut): Es bleibt
Dabei. In vierzehn Tagen bist du frei. (Zu Eustache.)
Was willst du?
EUSTACHE: Stör ich?
RUPERT (zu Santing): Gehe! Meinen Willen
Weißt du. Solange ich kein Knecht, soll mir
Den Herrn ein andrer auf der Burg nicht spielen.
Den Zügel hab ich noch, sie sollen sich
Gelassen dran gewöhnen, müßten sie
Die Zähne sich daran zerreißen. Der
Zuerst den Herold angetastet, hat
Das Beil verwirkt. – Dich steck ich in den Schloßturm.
– Kein Wort, sag ich, wenn dir dein Leben lieb!
Du hast ein Wort gedeutet, eigenmächtig,
Rebellisch deines Herren Willen mißbraucht –
– Ich schenk dirs Leben. Fort! Tritt ab. (Santing ab.)
(Zu Eustache.)
Was willst du?
EUSTACHE: Mein Herr, und mein Gemahl –
RUPERT: Wenn du
Die Rede, die du kürzlich hier begonnen,
Fortsetzen willst, so spar es auf; du siehst,
Ich bin soeben nicht gestimmt, es an
Zu hören.
EUSTACHE: Wenn ich Unrecht dir getan –
RUPERT:
So werd ich mich vor dir wohl reinigen müssen?
Soll ich etwa das Hofgesinde rufen,
Und öffentlich dir Rede stehn?
EUSTACHE: O mein
Gemahl, ein Weib glaubt gern an ihres Mannes
Unschuld, und küssen will ich deine Hand
Mit Tränen, Freudentränen, wenn sie rein