Die bekanntesten Theaterstücke. Heinrich von Kleist
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Читать онлайн книгу Die bekanntesten Theaterstücke - Heinrich von Kleist страница 52
Geliebteste, mit deiner weitern Ehe
Gemeinen Tag' lauf nicht verwechseln willst.
Versprich, sag ich, daß du an mich willst denken,
Wenn einst Amphitryon zurücke kehrt –?
ALKMENE:
Nun ja. Was soll man dazu sagen?
JUPITER:
Dank dir!
Es hat mehr Sinn und Deutung, als du glaubst.
Leb wohl, mich ruft die Pflicht.
ALKMENE:
So willst du fort?
Nicht diese kurze Nacht bei mir, Geliebter,
Die mit zehntausend Schwingen fleucht, vollenden?
JUPITER:
Schien diese Nacht dir kürzer als die andern?
ALKMENE:
Ach!
JUPITER:
Süßes Kind! Es konnte doch Aurora
Für unser Glück nicht mehr tun, als sie tat.
Leb wohl. Ich sorge, daß die anderen
Nicht länger dauern, als die Erde braucht.
ALKMENE:
Er ist berauscht, glaub ich. Ich bin es auch.
Ab.
Fünfte Szene
Merkur. Charis.
CHARIS: für sich. Das nenn ich Zärtlichkeit mir! Das mir Treue! Das mir ein artig Fest, wenn Eheleute Nach langer Trennung jetzt sich wiedersehn! Doch jener Bauer dort, der mir verbunden, Ein Klotz ist just so zärtlich auch, wie er.
MERKUR: für sich. Jetzt muß ich eilen und die Nacht erinnern, Daß uns der Weltkreis nicht aus aller Ordnung kommt. Die gute Göttin Kupplerin verweilte Uns siebzehn Stunden über Theben heut; Jetzt mag sie weiterziehn, und ihren Schleier Auch über andre Abenteuer werfen.
CHARIS: laut. Jetzt seht den Unempfindlichen! da geht er.
MERKUR:
Nun soll ich dem Amphitryon nicht folgen?
Ich werde doch, wenn er ins Lager geht,
Nicht auf die Bärenhaut mich legen sollen?
CHARIS:
Man sagt doch was.
MERKUR:
Ei was! Dazu ist Zeit. –
Was du gefragt, das weißt du, damit basta.
In diesem Stücke bin ich ein Lakoner.
CHARIS:
Ein Tölpel bist du. Gutes Weib, sagt man,
Behalt mich lieb, und tröst dich, und was weiß ich?
MERKUR:
Was, Teufel, kommt dir in den Sinn? Soll ich
Mit dir zum Zeitvertreib hier Fratzen schneiden?
Eilf Ehstandsjahr erschöpfen das Gespräch,
Und schon seit Olims Zeit sagt ich dir alles.
CHARIS:
Verräter, sieh Amphitryon, wie er,
Den schlechtsten Leuten gleich, sich zärtlich zeigt,
Und schäme dich, daß in Ergebenheit
Zu seiner Frau, und ehelicher Liebe
Ein Herr der großen Welt dich übertrifft.
MERKUR:
Er ist noch in den Flitterwochen, Kind.
Es gibt ein Alter, wo sich alles schickt.
Was diesem jungen Paare steht, das möcht ich
Von weitem sehn, wenn wir's verüben wollten.
Es würd uns lassen, wenn wir alten Esel
Mit süßen Brocken um uns werfen wollten.
CHARIS:
Der Grobian! Was das für Reden sind.
Bin ich nicht mehr im Stand? –
MERKUR:
Das sag ich nicht,
Dein offner Schaden läßt sich übersehen,
Wenn's finster ist, so bist du grau; doch hier
Auf offnem Markt würd's einen Auflauf geben,
Wenn mich der Teufel plagte, zu scharwenzeln.
CHARIS:
Ging ich nicht gleich, sowie du kamst, Verräter,
Zur Plumpe? Kämmt ich dieses Haar mir nicht?
Legt ich dies reingewaschne Kleid nicht an?
Und das, um ausgehunzt von dir zu werden.
MERKUR:
Ei was ein reines Kleid! Wenn du das Kleid
Ausziehen könntest, das dir von Natur ward,
Ließ ich die schmutz'ge Schürze mir gefallen.
CHARIS:
Als du mich freitest, da gefiel dir's doch.
Da hätt es not getan, es in der Küche
Beim Waschen und beim Heuen anzutun.
Kann ich dafür, wenn es die Zeit genutzt?
MERKUR:
Nein, liebstes Weib. Doch ich kann's auch nicht flicken.
CHARIS:
Halunke, du verdienst es nicht, daß eine
Frau dir von Ehr und Reputation geworden.
MERKUR: