Die bekanntesten Theaterstücke. Heinrich von Kleist

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Die bekanntesten Theaterstücke - Heinrich von Kleist

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Was ist geschehn mir, sprich? Sieh dieses Kleinod.

      CHARIS:

       Was ist dies für ein Kleinod, meine Fürstin?

      ALKMENE:

       Das Diadem ist es, des Labdakus,

       Das teure Prachtgeschenk Amphitryons,

       Worauf sein Namenszug gegraben ist.

      CHARIS:

       Dies? Dies das Diadem des Labdakus?

       Hier ist kein Namenszug Amphitryons.

      ALKMENE:

       Unselige, so bist du sinnberaubt?

       Hier stünde nicht, daß man's mit Fingern läse,

       Mit großem, goldgegrabnen Zug ein A?

      CHARIS:

       Gewiß nicht, beste Fürstin. Welch ein Wahn?

       Hier steht ein andres fremdes Anfangszeichen.

       Hier steht ein J.

      ALKMENE:

       Ein J?

      CHARIS:

       Ein J.

       Man irrt nicht.

      ALKMENE:

       Weh mir sodann! Weh mir! Ich bin verloren.

      CHARIS:

       Was ist's, erklärt mir, das Euch so bewegt?

      ALKMENE:

       Wie soll ich Worte finden, meine Charis,

       Das Unerklärliche dir zu erklären?

       Da ich bestürzt mein Zimmer wieder finde,

       Nicht wissend, ob ich wache, ob ich träume,

       Wenn sich die rasende Behauptung wagt,

       Daß mir ein anderer erschienen sei;

       Da ich gleichwohl den heißen Schmerz erwäg

       Amphitryons, und dies sein letztes Wort,

       Er geh den eignen Bruder, denke dir!

       Den Bruder wider mich zum Zeugnis aufzurufen;

       Da ich jetzt frage, hast du wohl geirrt?

       Denn einen äfft der Irrtum doch von beiden,

       Nicht ich, nicht er, sind einer Tücke fähig;

       Und jener doppelsinn'ge Scherz mir jetzt

       Durch das Gedächtnis zuckt, da der Geliebte,

       Amphitryon, ich weiß nicht, ob du's hörtest,

       Mir auf Amphitryon den Gatten schmähte,

       Wie Schaudern jetzt, Entsetzen mich ergreift

       Und alle Sinne treulos von mir weichen, –

       Faß ich, o du Geliebte, diesen Stein,

       Das einzig, unschätzbare, teure Pfand,

       Das ganz untrüglich mir zum Zeugnis dient.

       Jetzt faß ich's, will den werten Namenszug,

       Des lieben Lügners eignen Widersacher,

       Bewegt an die entzückten Lippen drücken:

       Und einen andern fremden Zug erblick ich,

       Und wie vom Blitz steh ich gerührt – ein J!

      CHARIS:

       Entsetzlich! solltet Ihr getäuscht Euch haben?

      ALKMENE:

       Ich mich getäuscht!

      CHARIS:

       Hier in dem Zuge, mein ich.

      ALKMENE:

       Ja in dem Zug meinst du – so scheint es fast.

      CHARIS:

       Und also –?

      ALKMENE:

       Was und also –?

      CHARIS:

       Beruhigt Euch.

       Es wird noch alles sich zum Guten wenden.

      ALKMENE:

       O Charis! – Eh will ich irren in mir selbst!

       Eh will ich dieses innerste Gefühl,

       Das ich am Mutterbusen eingesogen,

       Und das mir sagt, daß ich Alkmene bin,

       Für einen Partner oder Perser halten.

       Ist diese Hand mein? Diese Brust hier mein?

       Gehört das Bild mir, das der Spiegel strahlt?

       Er wäre fremder mir, als ich! Nimm mir

       Das Aug, so hör ich ihn; das Ohr, ich fühl ihn;

       Mir das Gefühl hinweg, ich atm ihn noch;

       Nimm Aug und Ohr, Gefühl mir und Geruch,

       Mir alle Sinn und gönne mir das Herz:

       So läßt du mir die Glocke, die ich brauche,

       Aus einer Welt noch find ich ihn heraus.

      CHARIS:

       Gewiß! Wie konnt ich auch nur zweifeln, Fürstin?

       Wie könnt ein Weib in solchem Falle irren?

       Man nimmt ein falsches Kleid, ein Hausgerät,

       Doch einen Mann greift man im Finstern.

       Zudem, ist er uns allen nicht erschienen?

       Empfing ihn freudig an der Pforte nicht

       Das ganze Hofgesind, als er erschien?

       Tag war es noch, hier müßten tausend Augen

       Mit Mitternacht bedeckt gewesen sein.

      ALKMENE:

       Und gleichwohl dieser wunderliche Zug!

       Warum fiel solch ein fremdes Zeichen mir,

      

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