Crazy Love. Eva Kah

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Crazy Love - Eva Kah Crazy Love

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noch über jede Menge Hamsterfutter, aber nur noch über einen Viertelliter Eierlikör verfügte, der schon vor Monaten in Igors Obhut gehört hätte. Für diese gelbschleimige Soße war meine Verzweiflung nicht stark genug. Wie wohl die meisten Menschen verwende ich Eierlikör allerhöchstens zum Backen – wenn ich Proteine und Alkohol kombinieren will, esse ich lieber eine Bierwurst. Außerdem befand sich hinter meiner Küchenschranktür noch eine Riesenflasche Wodka für den Pfirsich-Eistee, in welcher der Wodka leider noch genau zwei Millimeter hoch stand. Den trank ich direkt aus der Flasche. Besser als nichts.

      Danach riss ich mich am Riemen und rief Tom an. Also den, der eigentlich mit mir zusammen ziehen hatte wollen, anstatt mir das Hirn herauszubumsen. Er freute sich, von mir zu hören. Stotternd erzählte ich ihm von meiner Verwechslung, was etwas schwierig war, weil ich mich dadurch als ziemliches Luder offenbarte. Glücklicherweise lachte er nur.

      „Ich muss schon sagen, das mit dir war die äh, herzlichste Begrüßung, die ich auf Wohnungssuche jemals erlebt habe. Aber mach dir mal keinen Kopf. Hey, das kann doch mal passieren! Mensch, in anderen WGs sind die Leute seit zwanzig Jahren verheiratet. Die wissen gar nicht, dass sie eigentlich nur noch Mitbewohner sind. Da ist es doch besser, wir hatten den ganzen Quatsch mit dem Poppen schon zu Anfang auf dem Tisch. Oder?“

      Wo er natürlich Recht hatte. Ich war so erleichtert, dass ich ihn direkt fragte, ob er nicht trotzdem bei mir einziehen wollte. „Ich verspreche dir auch, nie wieder mit dir zu füßeln. Oder dir was von meiner fehlenden Unterhose zu erzählen.“

      Das sei eigentlich schade, meinte Tom belustigt. Er hatte selbst die Idee, sich das Zimmer noch mal bei Tageslicht anzusehen, „ganz unvoreingenommen“.

      Das kann doch mal passieren. Tja. Trotzdem bat ich nach dem Telefonat Freddy, ebenfalls vorbei zu schauen. Etwas weibliche Unterstützung würde nicht schaden.

      „Und bring Wodka mit“, bat ich sie.

      Sie versprach mir, sich sofort aufs Fahrrad zu schwingen. „Es ist gut, dass du anrufst. Ich muss dir nämlich sowieso was sagen“, meinte sie mysteriös.

      Für die knapp drei Kilometer von ihrem Ein-Zimmer-Appartement zu mir brauchte sie weniger als eine Viertelstunde, Zwischenstopp in einer Tanke zwecks Wodka-Erwerb inklusive. Das war absoluter Rekord für Freddy, die normalerweise nicht durch Pünktlichkeit oder gar Schnelligkeit glänzt. Als sie dann leicht angeschwitzt in der Tür stand, mir wortlos um den Hals fiel und ebenso wortlos eine klare Glasflasche in die Hand drückte, wusste ich auch, weshalb sie so schnell gewesen war. Sie hatte sich nicht geschminkt! Kein bombenfest sitzendes, wasser- wind- und wetterabweisendes Make-Up, kein Lippenstift, kein Kajal, nicht mal ein Hauch von Wimperntusche. Ihre Haare waren ebenfalls so ungemacht wie ein Teenagerbett. Die rötlichen Locken flogen, hüpften und standen in alle Richtungen. Ich war doppelt überrascht. Noch nicht einmal damals in der fünften Klasse hatte ich Freddy jemals ohne Generalüberholung gesehen. Sie ging sogar mit Make-Up zum Sport, deshalb wählte sie auch immer so bombenfeste Kosmetikprodukte. Schminken war das beständigste ihrer zahlreichen Hobbies. Diese „rohe“ Freddy sah aber gar nicht so übel aus. Eigentlich sogar ziemlich gut. Ich finde, stark zurechtgemachte Frauen mit XXL-Brüsten haben immer so etwas RTL-Mäßiges. Hätte ich Freddy aber nie gesagt.

      „Was ist passiert?“, fragte ich mitfühlend, als ich sie neben Igor auf einem wackeligen, aber hübschen Metallstuhl postiert hatte und unseren ersten Eistee on the Rocks zubereitete. „Du wirkst so, äh, sportlich.“

      Freddy lachte. „Bist du zu Männern auch so überhöflich? Mir kannst du es ruhig ins Gesicht sagen: Du siehst fertig aus. Ich weiß! Das ist meine volle Absicht.“

      „Statt fertig hätte ich jetzt vielleicht lieber natürlich gesagt. Aber spuck’s schon aus – warum?“

      Meine beste Freundin brauchte einen weiteren starken Eistee, bis sie mit der ganzen Geschichte herausrückte. Es war aber auch starker Tobak. Für mich. Sie selbst überspielte mit ihrer direkten, ironischen Art, wie blöd es bei der Sache wirklich stand.

      Seit zwei Jahren lebte sie in einem schicken kleinen Appartement mitten in Schwabing. Ein Jahrhundertwende-Traum mit fast vier Meter hohen Decken, Originalstuck und einem schwarzweiß gefliesten Treppenhaus mit abgetretenen, knarzenden Holzstufen, dabei aber toprenoviert. Die Wohnung im dritten Stock bestand aus einem einzigen, langen Schlauch von Zimmer samt offener Küche, an das sich ein Designerbad vom Feinsten anschloss. Es gab sogar einen kleinen schmiedeeisernen Balkon in einen lauschigen Innenhof hinein, auf dem Freddy im Sommer Cocktailtomaten zog. Wegen der repräsentativen Lage und den entsprechenden Preisen handelte es sich bei den anderen Einheiten fast ausschließlich um Büros, deren Mieter um spätestens achtzehn Uhr in den Feierabend verschwanden. Freddy war also nachts fast allein in dem Gebäude und konnte tun und lassen, was sie wollte. Um den Neidfaktor komplett zu überhöhen, lag die Miete in einem mittleren dreistelligen Bereich, für den man in diesem Nobelviertel ansonsten kein WG-Zimmer betreten durfte.

      So eine Wichsvorlage von einer Wohnung bekam man in München eigentlich nur, wenn man ein sagenhaft reicher schwuler Fernsehstar ohne Anhang und Haustiere war. Bei Freddy hatten damals die Brüste genügt. Denn bei dem Vermieter handelte es sich um einen bekannten Sportmanager, der so auf ihre Oberweite abgefahren war, dass er ihr sogar noch einen Job bei seinem Fußballverein in Aussicht gestellt hatte.

      Den Job hatte sie abgelehnt, und das rächte sich jetzt. Seit einiger Zeit bedrängte sie der Vermieter mit privaten Details – „ja, wenn du es unbedingt wissen willst, Schwanzfotos waren auch dabei“ – und nun hatte er ganz klar gemacht, wie er sich das Mietverhältnis in Zukunft vorstellte. Entweder, Freddy ließe ihn einmal die Woche in die Wohnung, „um bei meiner Lieblingsmieterin persönlich nach dem Rechten zu sehen“, wie er es nannte. Oder er würde plötzlich irgendeinen Chemiekram in den Zwischenwänden entdecken, was eine sofortige Räumung zur Folge hätte. Er habe da einen guten Freund, der Baugutachter sei.

      Ich war entsetzt. Aber Freddy, wieder ganz der fröhliche Panzer, rollte einfach über die Zumutungen hinweg.

      „Na ja, alles halb so wild. Erst mal probiere ich es mit der Täuschungs-Strategie. Auf den natürlichen Typ mit Schweißflecken und Pickelchen steht er nicht so, hoffe ich. Deshalb schminke ich mich erst wieder, wenn ich woanders wohne.“

      „Hast du denn schon was in Aussicht?“

      Freddy beugte sich zu mir und blickte mich ein paar Sekunden verschwörerisch an.

      „Schon, ja. Da gibt es eine ziemliche Superbude. Kommt genau zur richtigen Zeit. Ist zwar nicht so cool wie Schwabing, aber von den Schnöseln da hab ich sowieso erst mal genug. In der neuen Bude ist es dafür viel gemütlicher und sozusagen mit Familienanschluss.“

      „Ja?“, freute ich mich. „Wo denn?“

      „Na, genau hier! Dein zweites Zimmer ist doch jetzt frei“, sagte Freddy. „Prost!“

      Ich war so verdattert, dass ich mit ihr anstieß und mein Glas in einem Zug hinunter kippte. Eine WG mit Freddy! Dass ich nicht gleich selbst auf die Idee gekommen war!

      „Wir bräuchten uns nie wieder gegenseitig die Mailboxen vollquatschen oder bei unseren Eltern anrufen, wenn wir uns sehen wollen. Du könntest mich darauf aufmerksam machen, wenn mein Busen zu weit raushängt. Und im Gegenzug würde ich deinen Hamster adoptieren und dir immer sagen, wenn dein Outfit zu langweilig ist.“

      „Und im Supermarkt um die Ecke würden wir Mengenrabatt auf Eistee kriegen. Das könnte klappen“, murmelte ich. „Das könnte echt klappen.“

      „Finde ich auch“, strahlte Freddy. „Aber jetzt erstmal zu dir“, fuhr sie fort. „Du

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