Crazy Love. Eva Kah

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Crazy Love - Eva Kah Crazy Love

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ja, weil äh, weil ich auch schon nach einem neuen Mitbewohner gesucht habe. Und eigentlich habe ich auch schon einen gefunden. Er heißt Tom. Du solltest ihn ein bisschen abchecken. Es kann sein, dass ich seine Mitbewohnerqualitäten nicht besonders objektiv beurteilen kann. Ich habe ihn nämlich gestern aus Versehen schon gevögelt. Aber wenn du jetzt bei mir einziehen willst, dann ist das natürlich auch kein Problem. Wir wollten doch schon in der zehnten Klasse eine WG aufmachen. Und dann machen wir das halt jetzt, diesen Tom kenne ich ja noch längst nicht so gut wie dich, ich kann den doch einfach wieder rausschmeißen...“

      Bevor ich weiter vor mich hin quatschen konnte, klingelte es. Es war Tom. Er trug ein ausgewaschenes Bandshirt, Bermudas und einen Dreitagebart. Fast wirkte es so, als wollte er auf keinen Fall den Eindruck erwecken, irgendetwas von mir zu wollen. Wir schüttelten uns förmlich die Hand und er drückte mir eine Flasche Wodka als Mitbringsel in den Arm. Lustigerweise war es genau dieselbe Sorte, die Freddy von der Tankstelle mitgebracht hatte. Ich stellte die beiden einander vor, und da passierte es: Sie verliebten sich. Ich konnte die Elektrizität zwischen ihren Körpern geradezu hin- und herspringen sehen. Die Luft prickelte und bitzelte um sie herum wie Mineralwasser. Wahrscheinlich hatten sie die ideal zueinander passenden Genome, und um sie herum tanzte ein ganzer Schwarm theoretischer, unsichtbarer Kinder, die sich schon mal über die perfekte Konstellation ihrer zukünftigen Eltern freuten.

      Was dann anfing wie eine Art Flaschendrehen mit Erwachsenen – drei Leute saßen peinlich betreten in einem Wohnzimmer und wussten nicht so recht, was sie sagen sollten – wurde dank Spezial-Eistee zum lustigsten Abend seit Langem. Ich konnte mich nicht mehr erinnern, wann ich zuletzt so befreit gelacht hatte.

      „Siehst du, mit Max hätte es das alles nicht gegeben“, stupste mich Freddy zufrieden in die Seite. Wobei sie mit „alles“ in erster Linie meinen neuen Mitbewohner meinte, wie ich ihren enthusiastischen Blicken entnahm. Sie war (wenn auch nicht optisch) in der Flirtlaune ihres Lebens. Tom in seinem gezielt unangestrengten Outfit schien das nicht zu stören. Er wollte weiterhin bei mir einziehen und vereinbarte gleich den kommenden Montag, um seine paar Sachen aus dem Studentenheim zu holen. Er war mit dem Putzplan einverstanden, versprach mir, sich um sämtliche kleinen Renovierungsstaus zu kümmern und spielte sogar freiwillig mit dem Hamster. Das kleine Missverständnis zwischen uns wurde mit keinem weiteren Wort erwähnt und fiel zur allgemeinen Zufriedenheit unter den Tisch. Schwamm drüber.

      Um zehn gingen die beiden gemeinsam. Angeblich nur, damit Freddy Tom den schnellsten Weg zur U-Bahn zeigen konnte. Ich hoffte, dass sie ihm hinterher noch den Weg zu ihr nach Hause zeigen würde, damit er wiederum ihrem Vermieter zeigen könnte, wo der Hammer hängt... ein schönes Paar. Ich freute mich für Freddy, und ich freute mich auf Toms Einzug in der kommenden Woche. Wenn sich das mit den beiden so gut weiterentwickelte, würde Freddy in Zukunft wohl noch öfter hier sein, egal ob mit festem Wohnsitz oder nicht.

      Die Sache war also noch einmal glimpflich ausgegangen. Ich machte mir einen Feierabend-Eistee und legte mich ins Bett. Am nächsten Tag würde ich ausnahmsweise früh arbeiten müssen. Mein Plan war daher, so lange zu trinken und dabei eine uralte Folge von Desperate Housewives anzusehen, bis ich einschlief. Aber in den paar Minuten, die mein Feierabend-Eistee und Eva Mendes’ superknappes Minikleid brauchten, um mir das Denken vor lauter Bettschwere angenehm unmöglich zu machen, meldeten sich doch ein paar fiese kleine Skrupel unter meinem flotten Stufenschnitt.

      Klar, ich freute mich auf den Einzug von Tom und auf den von Freddy sowieso. Wir würden eine nette kleine Familie abgeben. Es wäre immer jemand da, mit dem ich quatschen könnte, und so wie ich Tom einschätzte und Freddy kannte, würde es Igor niemals an Inhalt mangeln. Wir könnten auf dem Balkon grillen, was Max immer wahnsinnig spießig gefunden hatte. Und sogar der arme Hamster hätte endlich genügend Pulliärmel um sich herum, in die er hineinpinkeln konnte.

      Aber die spontane Harmonie zwischen Freddy und Tom hatte mir auch noch etwas ganz anderes aufgezeigt: Wenn man mit sich im Reinen war und alle Viere gerade sein ließ, war es durchaus möglich, auch als Mann und Frau mit einem gewissen Interesse am anderen zivilisiert miteinander umzugehen.

      Nur in mir herrschte immer noch eine Leere, die sich nur durch Schwänze stopfen ließ. Vor mir breitete sich eine Parade von willigen Männern aus, die an diesen Schwänzen dran hingen und mir bei meinem kleinen Bestätigungsproblem nur zu gern weiterhalfen.

      Es war ein Leben wie das von Alice im Wunderland. Kaum war ich durch Schorschis spiegelglatte Oberfläche getaucht, konnte ich überall auf den weißen Hasen treffen. Mit einem Riesenständer. Oder den verrückten Hutmacher – ebenfalls mit einem Riesenständer. Oder die Grinsekatze mit verbotenen oralen Vorlieben. Manchmal fühlte ich mich zwar auch wie ein Elefant im Porzellan-Penis-Laden, aber meistens doch wie Alice im Bumswunderland.

      Dann zog Tom tatsächlich ein. Nachdem wir das mit der versehentlichen körperlichen Anziehungskraft gleich zuallererst thematisiert hatten (diese war glücklicherweise von alleine erloschen), waren die Fronten so angenehm geklärt, wie sie zwischen Männern und Frauen nur sein konnten. Friends with ehemaligen benefits sozusagen.

      Wir schafften mit Hilfe von Freddy den gesammelten Krempel von Maximilian Emanuel Herzog in ein Lager auf Zeit an der Kreillerstraße. Es wurden siebenundzwanzig Umzugskartons. Die Kosten für das Acht-Quadratmeter-Lager konnte man glücklicherweise so lange schuldig bleiben, bis man das Zeug wieder abzuholen gedachte. Ich würde es einfach dem nächsten Vertreter der Familie Herzog anlasten, der danach fragte.

      Ich hatte noch nie einen männlichen Freund gehabt. Angeblich gibt es das ja gar nicht. Aber Tom entpuppte sich als die Idealbesetzung eines männlichen Freundes: Locker, positiv gestimmt, mit einer unerschöpflichen Menge an dämlichen Ideen und genau der richtigen Portion Altklugheit ausgestattet. Auch als Mitbewohner war er erste Sahne. Er putzte klaglos das Bad, und zwar nicht nur Sonntagabend fünf Minuten vor Ablauf seiner Zuständigkeitswoche, sondern immer dann, wenn es nötig war. Er sah den Dreck. Ein Mann, der von selbst bemerkte, wann der Boden gewischt, die Ecken von Staubflusen befreit und das Waschbecken geschrubbt werden wollten! Das musste eine genetische Mutation sein, vielleicht ausgelöst durch Tschernobyl.

      Leider musste ich mich von dem Gedanken verabschieden, mit Tom und Freddy glückliche kleine Familie zu spielen. Nicht, dass sie etwas gegen einen gemeinsamen Sonntagsbrunch oder einen kleinen Feierabendausflug gehabt hätten – aber für so etwas fanden sie keine Zeit. Sie bumsten nämlich am laufenden Band.

      Anfangs fand ich das ja noch ganz witzig. Ich saß im Wohnzimmer und lackierte mir nichtsahnend die Fußnägel, als der erste gemeinschaftliche Höhepunkt im Zimmer nebenan die Deckenlampe zum Wackeln und die Fensterscheiben zum Klirren brachte. Doch schnell stellte sich ein gewisses Gefühl der Ermüdung ein. Kein Ort der Wohnung war vor ihrem Herumgesexe sicher. Das lüsterne Gestöhne und erhitzte Kreischen verfolgten mich noch bis an die Espressomaschine und auf den Balkon. Und nachdem die beiden überhaupt nichts anderes mehr taten, stundenlang die Badewanne blockierten und ich sie eines Tages auch noch auf dem hässlichen Sofa erwischte, gab ich mich geschlagen.

      Mir blieb gar nichts anderes übrig, als mich ebenfalls wieder in den zwischenmenschlichen Nahkampf zu stürzen. Zuhause zu sitzen und dem körperlichen Glück der besten Freunde zu lauschen, machte ungefähr so gute Laune wie niemals von der Reservebank aufstehen zu dürfen.

      Ich ließ mich also auch wieder selbst verwöhnen. Zum Beispiel von Thomas, dem Verwöhner, dem ich dann doch noch ein zweites Date gönnte. Er hatte zwar in seinem Profil ziemlich gemogelt: Das superheiße Foto mit den vielen Muckis und Tattoos war schon ein paar Jährchen alt. Mittlerweile waren es zwar sogar noch ein paar mehr Tattoos geworden, aber deutlich weniger Muckis. Die hatten eher dem Speckansatz Platz gemacht,

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