Die Winterkönigin - Ein historischer Roman. Maria Helleberg

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Die Winterkönigin - Ein historischer Roman - Maria Helleberg

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      Maria Helleberg

      Die Winterkönigin - Ein historischer Roman

      Saga

      Die Winterkönigin - Ein historischer Roman Übersetzt Kerstin Schöps Copyright © , 2019 Maria Helleberg und SAGA Egmont All rights reserved ISBN: 9788726355123

      1. Ebook-Auflage, 2019

      Format: EPUB 2.0

      Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit Zustimmung von SAGA Egmont gestattet.

      SAGA Egmont www.saga-books.com und Lindhardt og Ringhof www.lrforlag.dk

      – a part of Egmont www.egmont.com

I. Das Königskind

      1.

      Margarete kletterte auf das Fensterbrett und versteckte sich. Die Fenster hatten kleine Sitzbänke mit Kissen, und unter den Kissen würden sie sie nicht finden. Die Fenster waren aus klarem Glas, und man konnte sie auch öffnen. Aber das durfte sie nicht.

      Es regnete, und sie war wütend. Die Sonne war verschwunden, und nichts passierte. Sie hatte am Morgen solche Bauchschmerzen gehabt, und jetzt dröhnte es in ihrem Kopf. Obwohl sie ganz lange geschlafen hatte, war sie so müde, daß sie sich am liebsten auf den Boden gelegt hätte und gleich wieder eingeschlafen wäre.

      Es kam ihr so vor, als ob sie schon seit einer Ewigkeit hier auf Vordingborg sei, ohne Vater und ohne Mutter. Jeden Morgen stand sie auf, zog dieselben Kleider an, bekam dieselbe Grütze zu essen und wurde sich dann selbst überlassen.

      Kristoffer fehlte ihr. Soweit sie wußte, ging es ihm schon wieder viel besser.

      Sie war kurz davor, Ingeborg zu vermissen. Zwar hatte sie immer mit ihrer großen Schwester gestritten, aber wenn Ingeborg auf Vordingborg wäre, würde doch immerhin irgend etwas passieren.

      Ingeborg war nach Mecklenburg geschickt worden. Das vergaß Margarete jede Nacht und wunderte sich dann am Morgen, wo ihre große Schwester war. Ingeborg würde wohl nie wieder zurückkommen.

      Sie könnte sich ja auch runter zu den Mönchen schleichen. Aber letztes Mal hatte sie ein Tintenfaß umgeworfen, so daß ihr der Zutritt verboten wurde. Sie könnte auch zu den Ställen gehen, doch die Pferde waren so groß und gefährlich, wenn man nicht auf ihrem Rücken saß. Sie könnte sich auch verstecken und darauf warten, daß man sie suchte, aber das langweilte sie auch, und darum fing sie an, an Ort und Stelle vor sich hin zu summen und zu singen.

      Einige Zeit später fanden sie sie.

      Sie wurde vom Fensterbrett heruntergehoben, und die große Frau, die sie nicht kannte, knetete ihre kalten, fast steifen Hände.

      »Du bist ja vollkommen durchgefroren, Kind!« sagte sie und nahm ihr Gesicht in ihre rauhen Hände, die schrecklich kalt waren.

      Früher hätte sie gebissen, jetzt aber zuckte sie nur zusammen. Die Hände waren noch kälter als ihre Wangen.

      »Allmächtiger Gott«, sagte die Frau und nahm sie in ihre Arme, »das überlebt sie nicht.« Auch ihre Kleidung war kalt, und ihr grober Mantel kratzte an ihrem Hals.

      Die Frau packte sie mit einer Hand am Genick, so daß sie beinahe keine Luft bekam. Sie schloß die Augen und hoffte, bald abgesetzt zu werden. Ihre Füße baumelten vor dem Bauch der Fremden. Sie war sechs Jahre und eigentlich schon zu alt, um noch getragen zu werden. Nur Vater trug sie ab und zu, und das auch nur, weil sie so klein und leicht war.

      Endlich wurde sie auf ein großes Bett gelegt. Sie zitterte schon bei dem Gedanken an die klammen, blanken, eisigen Bettlaken und Decken. Aber die Frau nahm ihren pelzgefütterten Mantel und deckte sie damit zu, hob ihre Füße hoch, wickelte sie darin ein und schob warme Steine ins Bett.

      Es war ein komisches Gefühl, wie ein kranker Säugling behandelt zu werden.

      Mutter hatte zwei kleine kranke Kinder bekommen, die gestorben waren. Sie hatten viel geschrien und waren dann in kleinen Holzkisten verschwunden. Und dann gab es da die Pest, die sie noch nie gesehen hatte, nur ihr Spuren. Vater wollte nicht, daß über die Pest gesprochen wurde, das würde sie herbeibeschwören. Doch sie hatte Tote am Wegesrand gesehen. Das waren ihre Spuren.

      Sie brachten einen Zuber mit warmem Wasser, zogen ihr die Kleider aus und setzten sie hinein. Sie gossen Wasser über ihren Kopf und drückten sie tief in den Zuber hinein, so daß es ihr den Atem nahm. Gleichzeitig wurde sie ganz schläfrig.

      »Er verzeiht es uns niemals, wenn sie stirbt«, hörte sie die große Frau sagen, die noch weitere Steine unter die Decke schob. Dann machte sie sich daran, ihr langes schwarzes Haar zu kämmen, das sich so oft verfilzte. Normalerweise schrie sie dabei immer vor Schmerzen, aber die fremde Frau war so behutsam, daß sie ganz ruhig war.

      »Kleines Mädchen«, sagte die Frau, »du darfst nicht krank werden. Wir haben einen Boten zu deinem Vater geschickt. Wir trauen uns nicht, deiner Mutter eine Nachricht zu senden, bevor wir nicht sicher sind, daß du dich wieder erholst.«

      Ihr war das ganz egal. Sie konnte sich auch nicht mehr erinnern, wie sie hieß oder wo sie gerade war. Nur die Hände, die ihr über das Gesicht streichelten, waren im Moment wichtig.

      Das letzte Mal, als ihr Vater zu Besuch kam, hatte sie gesehen, wie die Fahne mit dem Löwenbanner auf dem Turm gehißt wurde. Kristoffer hatte ihr gerade erzählt, was es damit auf sich hat. Sie war schnell vom Salzhaus weggerannt und die äußere Treppe hinunter in den Burghof gelaufen. Auf dem Weg dorthin lag ein kleiner Hügel, den sie Schweinekamm nannten. Dort stolperte sie.

      Vaters Pferd scheute und bäumte sich vor ihr auf. Er trug sie zurück in die Burg zu Kristoffer und Mutter. Schon am nächsten Tag reiste er wieder fort. Sie konnte sich nicht erinnern, wieviel Zeit seitdem vergangen war. Ihre Sehnsucht war als bitterer Schmerz zurückgeblieben und verblich langsam. Nun war nur noch ein kleiner Rest übrig.

      Als sie plötzlich Getrappel hörte, setzte sie sich im Bett auf. Laute Hufschläge und das Wiehern vieler Pferde im Burghof hatten sie geweckt. Das mußte Vater sein. Denn sie riefen da unten alle durcheinander, und die Fanfaren wurden geblasen. Doch die Signale sagten ihr nichts. Vielleicht war es auch nur Kristoffer. Im Moment wäre auch Kristoffer genug.

      Die große Frau öffnete die Tür, knickste kurz und fing an, mit einer vollkommen anderen Stimme zu reden. Sie plapperte in einem fort, als gälte es ihr Leben.

      Vater trat ins Zimmer. Er hörte ihr nicht zu, ging zum Bett und nahm Margarete mitsamt der schweren Decke in seine Arme und trug sie hinaus.

      »Sie ist ja nur Haut und Knochen«, sagte er, »was habt ihr mit ihr gemacht?«

      Die große Frau lief hinter ihm die enge Treppe hinunter und erklärte, daß sie das einzig Richtige getan und sie gewaschen und ins Bett gesteckt hätten. Aber sie hätte keine Beulen und Flecken, es sei also nicht die Pest.

      Erst als Vater am Fuße der Treppe angelangt war, drehte er sich um und brachte die Frau dadurch zum Stehen – und zum Schweigen. Er trug Margarete über den Burghof in das Holzhaus direkt an der Mauer. Er schloß die Tür und setzte sie auf dem Tisch ab.

      »So, laß uns jetzt mal sehen, was mit dir los ist«, sagte er und nahm die Decke von ihren Schultern. Er nahm eine ihrer Hände,

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