Blutläufer 2: Aufstand der Sklaven. Stefan Burban

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Blutläufer 2: Aufstand der Sklaven - Stefan Burban Blutläufer

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dass Cha’acko alles tun und jede Moral über Bord werfen würde, um seine Scharte auszuwetzen. Die Herrscher über das Imperium nutzten dies gnadenlos für sich aus.

      Michael hatte recht. Falls sie die Gelegenheit erhielten, Cha’acko auszuschalten, dann durften sie nicht zögern. Das Ganze war wie ein Spiel. Zug folgte auf Zug. Und Cha’ackos Figur musste dringend vom Brett genommen werden.

      Er erreichte sein Quartier und öffnete die Tür. Gareth wollte nur noch schlafen und all die Probleme zumindest eine gewisse Zeit lang vergessen. Eine Hand packte ihn an der Schulter. Der Griff war eine seltsame Mischung aus grob und sanft. Schon allein deshalb wusste er auf Anhieb, um wen es sich handelte.

      Er wandte sich um und sah sich unvermittelt Ris’rils riesiger Gestalt gegenüber. Die Frau überragte ihn um Haupteslänge, wirkte aber durch die Muskelstränge wesentlich bulliger als er. Seit sie in den Kampf eingetreten war, band sie kleine Kugeln aus Stahl in ihre Dreadlocks ein. Diese waren wiederum mit Hunderten kleiner Dornen versehen. Auf diese Weise wurde selbst ihr Haar zu einer Waffe und sie verstand es, dies im Nahkampf meisterhaft einzusetzen.

      Gareth zwang sich zu einem Lächeln. Sie ließ sich dadurch nicht täuschen. Sie senkte das Haupt und musterte ihn durch wache und intelligent blickende Augen. »Alles in Ordnung?«, fragte sie.

      Er fühlte sich von ihr ertappt und wandte den Blick ab. »Warum sollte es nicht? Ich bin einfach nur müde.«

      Sie schüttelte den Kopf. »Tu das nicht. Nicht mit mir.«

      Nun sah er doch auf. »Ich weiß nicht, was du meinst.«

      »Versuch nicht Stärke vorzugeben, wo du nichts als Verzweiflung spürst.«

      Seine Mundwinkel zogen sich etwas nach unten. Er seufzte. »Wir können nicht gewinnen. Oder?«

      Ihre Lippen teilten sich zu einem ehrlichen Lächeln. »So wie die Dinge im Augenblick liegen, nicht. Aber ist das denn wichtig?«

      Er runzelte die Stirn. »Ich fürchte, ich kann dir nicht ganz folgen. Wenn alles umsonst ist, warum es dann überhaupt versuchen?«

      Ris’ril dachte ernsthaft über die Frage nach, bevor sie antwortete. »Weil es im Prinzip keine Rolle spielt, ob wir gewinnen oder verlieren.« Sie hob die Hand, um Gareths im Entstehen begriffenen Einwand zuvorzukommen. »Versteh mich bitte richtig. Ich gewinne genauso gern wie jeder andere. Aber das ist hier nicht das Entscheidende. Das Imperium ist zu selbstgefällig. Die Rod’Or sehen sich als die Stärksten an. Sie erobern und versklaven bedenkenlos jede Spezies, der sie begegnen. Es ist wichtig, dass endlich jemand aufsteht und sagt: ›Nein!‹ Wir kämpfen lieber, als uns zu unterwerfen. Vielleicht verlieren wir, aber möglicherweise wird bereits unser Widerstand an sich etwas bewirken. Eines ist auf jeden Fall mal sicher: Nach diesem Krieg wird das Imperium nicht mehr dasselbe sein. Ganz egal, wie er auch ausgehen mag. Und ich sehe das bereits als Sieg an.«

      Gegen seinen Willen schmunzelte er. Mit einem Mal fühlte er sich leichter und eine Last schien von ihm genommen zu werden. Mit neuem Respekt sah er zu seiner Gefährtin auf. »Du hast eine sehr pragmatische Sichtweise.«

      »Wir Samirad sind Krieger. Das waren wir schon immer. Wir werden für den Krieg gezeugt, wir werden für ihn geboren, wir leben für ihn und irgendwann werden wir in ihm sterben. Das ist unser Schicksal. Sieg oder Niederlage sind von untergeordneter Bedeutung. Es ist nur wichtig, aufzustehen und sich Tyrannei zu widersetzen. Man darf sich Despoten niemals ergeben.« Sie senkte betreten den Blick. »Eine Lektion, die viele aus meinem Volk vergessen haben. Ich selbst schließe mich da nicht aus. Daran ist das verdammte Loyalitätsimplantat schuld.«

      Gareth berührte sie sanft an der Schulter. »Auch dein Volk wird irgendwann wieder frei sein. Vielleicht nicht durch diesen Krieg.« Er zuckte leichthin mit den Schultern. »Aber unter Umständen durch den nächsten.«

      Ris’ril grinste. »Du hast noch nicht einmal diesen gewonnen und planst schon für den nächsten? Das hätte ich dir gar nicht zugetraut.«

      »Deine Worte haben mich etwas aufgeheitert. Diesen Gefallen wollte ich erwidern.«

      Ihr Grinsen wurde breiter, sie nahm ihn mit einen Griff bei den Händen, der keinerlei Widerstand duldete, und führte ihn in sein Quartier. »Apropos aufheitern, da fällt uns doch noch was ganz anderes ein.«

      Gareth stöhnte und stemmte sich halbherzig gegen den unnachgiebigen Zug seiner Gefährtin. »Eigentlich wollte ich nur schlafen.«

      Sie lachte. Es handelte sich um einen melodischen Klang, der so gar nicht zu dieser kampferprobten Kriegerin passen mochte. »Keine Sorge, du wirst in wenigen Minuten nicht mehr an Schlaf denken.«

      3

      Michael Anderson befand sich in einem der Hangars und beaufsichtigte die Reparaturarbeiten an dem erbeuteten Sturmkreuzer.

      Der Hangar war in vier Ebenen unterteilt, auf denen an insgesamt neun Schiffen gearbeitet wurde. Der erst kürzlich ihrer Flotte hinzugefügte Sturmkreuzer war das schwerste Beuteschiff auf der Basis und entsprechend hoch war die Aufmerksamkeit, die man ihm zukommen ließ. Auf der Außenhülle sowie dem Innenleben wimmelte es nur so von Kexaxa, die ihrer Arbeit nachgingen.

      Michael hasste die kleinen Wiesel. Warum er sie so verachtete, wusste er selbst nicht zu sagen. Vielleicht war es ihre pazifistische Grundeinstellung, die ihm missfiel. Oder auch nur die schlichte Tatsache, dass sie ohne Loyalitätsimplantat auskamen, weil sie im Traum nicht daran dachten, in den bewaffneten Widerstand zu gehen.

      Natürlich wären sie alle ohne die Kexaxa immer noch versklavt. Übergelaufene Kexaxa kümmerten sich um die Instandhaltung der Technik und um die Reparatur der Schiffe, Waffen und Rüstungen. Das war alles richtig und niemand – auch kein Michael Anderson – zog dies auch nur für eine Sekunde in Zweifel. Ohne die Kexaxa und ihren Mut, sich im Verborgenen gegen die Rod’Or und die Ashrak zu stellen, gäbe es gar keine Rebellion. Und dennoch würden die Kexaxa niemals und unter keinen Umständen jemals zu den Waffen greifen. Das Kämpfen und Sterben überließen sie den Menschen, den Dys, den Samirad.

      Das war der Grund, aus dem ihm die Kexaxa zutiefst suspekt waren.

      Eine der kleinen Kreaturen watschelte auf ihren Stummelbeinen in charakteristischem Pinguingang an ihm vorbei. Das Wesen hantierte dabei mit einer Unmenge von Werkzeugen, die teilweise viel zu groß schienen für dessen kleine Hände. Als der Kexaxa Michael passierte, kam er kurzzeitig aus dem Tritt und verlor zwei seiner Utensilien, die prompt auf Michaels Fuß landeten.

      Der Soldat spürte davon kaum etwas. Er ärgerte sich dennoch.

      »Passt doch auf, du Tollpatsch!«, herrschte er den Kexaxa an und gab ihm einen leichten Tritt.

      Das Wesen rutschte über den Boden, rappelte sich auf und schnatterte etwas Unverständliches in seiner piepsigen Sprache. Es war so leise, dass das Übersetzungsinsekt in Michaels Ohr die Worte nicht auffangen konnte. Er war aber überzeugt, es handelte sich um eine Beleidigung.

      Mit einem großen Satz war er bei dem Techniker und gab diesem einen weiteren, diesmal wesentlich stärkeren Tritt. Der Kexaxa quiekte und rutschte über die Kante der Andockbucht. Er bekam gerade noch das Geländer zu fassen, wo er sich krampfhaft festhielt.

      Die Hilferufe des Kexaxa machten seine Artgenossen auf die brenzlige Lage aufmerksam. Sie quietschten und schnatterten durcheinander, sodass es schwierig wurde, überhaupt ein paar Fetzen aufzufangen. Sie waren aber nicht glücklich, so viel war mal sicher.

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