Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat, Band 2. Augustinus von Hippo

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat, Band 2 - Augustinus von Hippo страница 29

Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat, Band 2 - Augustinus von Hippo Die Schriften der Kirchenväter

Скачать книгу

im Zusammenhang mit dem Bau jener Arche, sinnbildet Dinge in der Kirche Christi.

      Doch dem hier nachzugehen, würde zu weit führen; ich habe es übrigens schon getan in meinem Werke gegen den Manichäer Faustus[299] , der es in Abrede stellt, daß in den Büchern der Juden etwas von Christus geweissagt sei. Es kann zwar sein, daß einer passendere Auslegungen dafür findet als ich und wieder einer noch passendere, doch muß jeder Ausleger, bei Gefahr, weit abzuweichen von dem Sinne des Verfassers, alles, was in dem Bericht gesagt ist, auf diesen unsern Gottesstaat beziehen, der in dieser bösen Welt wie in einer Sündflut unheimisch ist. So etwa zum Beispiel, wenn jemand die hier vorkommende Stelle[300] : „Das Unterteil sollst du zwei- und dreigewölbig machen in ihr“, nicht, wie ich in jenem Werke ausgeführt habe, dahin verstanden wissen will, daß hier die Arche als Vorbild der aus allen Völkern sich sammelnden Kirche zweigewölbig genannt werde im Hinblick auf die zwei Teile, in die die gesamte Menschheit zerfällt, Beschneidung und Vorhaut oder Juden und Griechen, wie sie der Apostel[301] auch noch bezeichnet, und dreigewölbig im Hinblick darauf, daß alle Völker aus den drei Söhnen Noes nach der Sündflut sich wieder neu gebildet haben; sondern statt dieser Auslegung eine andere beibringt, die von der Glaubensregel[302] nicht abweicht. Wie denn in der Tat, weil die Arche nicht nur in den unteren Teilen Wohnräume haben sollte, sondern auch in den darüber befindlichen [und diese meinte er mit dem Ausdruck zweigewölbig] und in den über diesen, also noch höher gelegenen [und diese meinte er mit dem Ausdruck dreigewölbig], so daß von unten nach oben gezählt ein drittes Geschoß in die Höhe ging, hier „diese drei“ verstanden werden können, die der Apostel[303] ans Herz legt, „Glaube, Hoffnung und Liebe“; ebenso auch und noch viel passender die dreifach abgestufte Fruchtbarkeit, von der im Evangelium die Rede ist[304] , die dreißigfache, sechzigfache und hundertfache, so daß zu unterst die eheliche Keuschheit wohnen würde, darüber die des Witwenstandes und zu oberst die jungfräuliche; und was sonst noch besseres in Übereinstimmung mit dem Glauben dieses Gottesstaates sich darunter verstehen und darüber sagen läßt. Das gilt in gleicher Weise von den übrigen Punkten, die hierbei auszulegen sind: die Auslegung muß nicht in ein und demselben Sinne erfolgen, aber sie muß sich in Übereinstimmung mit dem katholischen Glauben halten.

      

       27. Arche und Sündflut sind nicht bloße geschichtliche Tatsachen ohne allegorische Bedeutung, aber auch nicht bloße Allegorien ohne geschichtliche Unterlage.

      

      Dagegen darf niemand glauben, es sei das ohne Grund aufgezeichnet worden, oder man habe es hier lediglich mit geschichtlichen Tatsachen ohne jede allegorische Bedeutung zu tun, oder umgekehrt, dies habe sich überhaupt nicht zugetragen, sondern es handle sich nur um Redefiguren, oder es fehle, wie es sich im übrigen damit auch verhalten mag, jede vorbildliche Beziehung zur Kirche. Nur ein verkehrter Geist könnte behaupten wollen, unnützerweise seien diese Bücher geschrieben worden, die durch Jahrtausende hindurch mit solcher Ehrfurcht und mit so sorgsamer Einhaltung ununterbrochener Überlieferungsabfolge in acht genommen und bewahrt worden sind, oder die nackten Tatsachen allein seien darin ins Auge zu fassen, wo doch so merkwürdige Dinge erzählt werden, wie zum Beispiel von der Auswahl der Tiere, die in die Arche aufgenommen werden sollten; mag sich die Größe der Arche erklären durch die große Zahl der Tiere, aber was nötigte dazu, von den unreinen Tieren je zwei Paare einzulassen und von den reinen je sieben[305] , da doch beide Arten in gleicher Zahl hätten erhalten werden können? Oder vermochte Gott, der die Erhaltung anbefahl zum Zweck der erneuten Ausbreitung der Art, diese Tiere nicht ebenso aufs neue ins Dasein zu rufen, wie er es ursprünglich getan?

      Die Vertreter der Meinung dagegen, es handle sich überhaupt nicht um Tatsachen, sondern nur um Sinnbilder, berufen sich zunächst darauf, daß eine Überschwemmung, bei der das Wasser noch fünfzehn Ellen über die höchsten Berge emporstieg, nicht habe stattfinden können im Hinblick auf den Gipfel des Berges Olympos[306] , über dem sich, wie sie angeben, keine Wolken zusammenballen können, da hier, in solcher Höhe des Himmels, nicht mehr unsere dichtere Luft anzutreffen sei, in der sich Nebel und Regenwolken bilden. Sie lassen dabei nur außer acht, daß selbst das dichteste aller Elemente, die Erde, dort anzutreffen sein könnte. Oder aus was sonst sollte der Gipfel des Berges bestehen? Also hätte nach diesen Elementen-Messern und -Wägern, die doch selbst erklären, daß das Wasser über der Erde sei und leichter als sie, zwar die Erde, nicht aber das Wasser bis zu jenen Himmelshöhen emporsteigen dürfen? Da wäre man doch auf die Begründung gespannt, weshalb sich die schwerere und tiefer befindliche Erde in das Gebiet des ewig heiteren Himmels so viele Jahrtausende hindurch eindrängen konnte, während ein gleiches auch nur auf kurze Zeit dem leichteren und höher befindlichen Wasser verwehrt sein sollte.

      Man führt auch die Maße der Arche ins Feld und sagt, sie sei nicht groß genug gewesen, um so viele Arten von Tieren beiderlei Geschlechtes zu fassen, je zwei Paare unreiner und je sieben Paare reiner Tiere. Bei diesem Einwand legt man wohl nur die 300 Ellen Länge und 50 Ellen Breite der Berechnung zugrunde, ohne zu berücksichtigen, daß im ersten und im zweiten Obergeschoß je die gleichen Maßverhältnisse wiederkehrten und sonach jene Ellenzahl dreimal genommen werden muß, was 900 x 150 Ellen ergibt. Wenn wir gar noch in Betracht ziehen, worauf Origenes scharfsinnig hingewiesen hat[307] , nämlich daß Moses, ein Gottesmann, „unterrichtet“, wie geschrieben steht[308] , „in aller Weisheit der Ägypter“, bei denen die Geometrie eifrig betrieben wurde, hier möglicherweise geometrische Ellen gemeint hat, von denen eine gleich sein soll sechs unsrigen, so liegt auf der Hand, welche Unmasse von Dingen ein solcher Raum fassen konnte. Denn daß eine Arche von solchem Umfang nicht hätte zusammengezimmert werden können, wie man geltend macht, ist grundloses Geschwätz. Man weiß ja doch, daß ungeheure Städte zusammengefügt wurden, und sollte doch auch die hundert Jahre berücksichtigen, die der Bau der Arche in Anspruch nahm. Man müßte nur glauben, daß zwar Stein an Stein, bloß mit Kalk verbunden, Halt genug gewinnen könne, um eine Mauer viele Meilen weit im Kreise aufzuführen, daß aber Holz an Holz mittels Klammern, Pflöcken, Nägeln und der Verklebung durch Pech nicht hinreichend Halt gewinnen könne, um eine solche nicht in geschweiften, sondern der Länge und Breite nach in geraden Linien geführte Arche herzustellen, die dann nicht Menschenkraft ins Meer zu lassen brauchte, sondern das Wasser erheben sollte, wenn es kam, nach dem Naturgesetz des Schwergewichts, und nicht so fast menschliche Geschicklichkeit, als vielmehr die göttliche Vorsehung auf ihrer Fahrt steuern sollte, damit sie nicht irgendwo Schiffbruch leide.

      Was aber die schon doch recht ängstliche Frage bezüglich der kleinsten Tiere betrifft, nicht nur als da sind Mäuse und Eidechsen, sondern selbst Heuschrecken, Käfer oder gar Mücken und Flöhe, ob sich davon nicht am Ende eine größere Zahl in jener Arche befunden habe, als die durch Gottes Befehl bestimmte, so seien die deshalb Hinterdenklichen aufmerksam gemacht auf den Sinn des in jenem Befehl vorkommenden Ausdrucks: „Was da kriecht auf Erden“. Damit ist schon gesagt, daß in der Arche den Wassertieren nicht die Erhaltung gesichert zu werden brauchte, und zwar weder denen, die im Wasser selbst leben wie die Fische, noch denen, die auf der Oberfläche des Wassers schwimmen, wie eine große Zahl von Vogelarten, Ferner ist klar ersichtlich, daß, wenn es heißt: „Männchen und Weibchen sollen es sein“, die Arterhaltung als Zweck ins Auge gefaßt ist. Demnach brauchten in der Arche keine solchen Tiere zu sein, die ohne Begattung von selbst entstehen aus allerlei Dingen oder deren Verwesungszuständen; oder wenn es dort solche gab, wie es deren in den Häusern zu geben pflegt, so konnten sie in unbestimmter Zahl vorhanden sein; oder, falls das hochheilige Geheimnis, um das es sich hier handelte, und die Sinnbildung einer so erhabenen Sache zur genauen Erfüllung unbedingt auch in der Wirklichkeit die genannte feste Zahl für gar alles forderte, was nicht von Natur aus im Wasser leben kann, so ist darauf hinzuweisen, daß ja die Sorge hierfür überhaupt nicht den Noe und die Seinigen anging, sondern Gott. Denn Noe hat nicht die Tiere eingefangen und sie in die Arche gesperrt, sondern er hat sie hineingelassen, wie sie kamen und hineingingen. Diese Bedeutung haben nämlich die Worte: „Es werden eingehen zu dir“; nicht durch Zutun des Menschen, sondern auf den Wink Gottes, immerhin jedoch

Скачать книгу