Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat, Band 2. Augustinus von Hippo
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18. Die vorbildlichen Beziehungen, die von Abel, Seth und Enos auf Christus und seinen Leib, die Kirche, hindeuten.
„Auch dem Seth“, heißt es[252] , „ward ein Sohn geboren, und er nannte seinen Namen Enos; dieser hoffte anzurufen den Namen Gottes des Herrn.“ Fürwahr, laut genug ertönt die Bezeugung der Wahrheit. In Hoffnung also lebt der Mensch[253] , Sohn der Auferstehung; in Hoffnung lebt während seiner irdischen Pilgerschaft der Gottesstaat, der gezeugt wird aus dem Glauben an die Auferstehung Christi. Denn durch diese beiden Menschen: Abel, dessen Name Trauer bedeutet, und seinen Bruder Seth, dessen Name Auferstehung bedeutet, wird vorgebildet der Tod Christi und sein Aufleben von den Toten. Und aus dem Glauben daran entsteht hienieden der Gottesstaat, d. i. der Mensch, der da hoffte anzurufen den Namen Gottes des Herrn. „Denn der Hoffnung nach sind wir erlöst worden“, sagt der Apostel[254] . „Eine Hoffnung aber, die man sieht, ist keine Hoffnung. Denn was jemand sieht, wie hofft der noch darauf? Wenn wir aber hoffen, was wir nicht sehen, so erwarten wir es in Geduld.“ Wer greift da nicht mit Händen sozusagen, daß ein tiefes Geheimnis vorliegt? Hat Abel etwa nicht gehofft, den Namen Gottes des Herrn anzurufen, er, dessen Opfer nach dem Berichte der Schrift Gott so angenehm war? Hat nicht auch Seth gehofft, den Namen Gottes des Herrn anzurufen, da es doch über ihn heißt[255] : „Gott hat mir einen andern Samen erweckt an Stelle Abels“? Wenn also dem Enos das im besonderen zugeschrieben wird, was allen Frommen offenkundig gemeinsam ist, so geschieht dies wohl nur deshalb, weil in ihm, dem ersterwähnten Abkömmling des Stammvaters jener Zeugungsreihen, die in ihrer Sonderung den besseren Teil, den himmlischen Staat, darstellen, der Mensch, d. h. die Genossenschaft von Menschen, vorgebildet werden sollte, die nicht nach dem Menschen lebt im Taumel des greifbaren irdischen Glückes, sondern nach Gott in der Hoffnung auf ewiges Glück. Und es heißt nicht: „Dieser hoffte auf Gott den Herrn“, und auch nicht: „Dieser rief an den Namen Gottes des Herrn“, sondern: „«Dieser» hoffte anzurufen den Namen Gottes des Herrn“. Was will das sagen: „Er hoffte anzurufen“? Das klingt wie eine Weissagung, daß ein Volk erstehen werde, welches dank einer Gnadenwahl den Namen Gottes des Herrn anrufen würde. Es ist dasselbe, was der Apostel als Ausspruch eines andern Propheten über dieses Volk der göttlichen Gnade erkennt[256] : „Und es wird kommen: jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden“. Gerade indem es heißt: „Und er nannte seinen Namen Enos, was Mensch bedeutet“ und gleich darauf folgt: „Dieser hoffte anzurufen den Namen Gottes des Herrn“, ist deutlich gesagt, daß der Mensch nicht auf sich selbst seine Hoffnung setzen soll; denn „verflucht ist jeder [wie es an anderer Stelle heißt[257] ], der seine Hoffnung setzt auf den Menschen“, und also darf er sie auch nicht auf sich selbst setzen, will er Bürger sein in jenem andern Staate, der nicht nach dem Sohne Kains geweiht wird in dieser Zeit, d. i. in dem dahineilenden Verlauf dieser vergänglichen Welt, sondern in der jenseitigen Unsterblichkeit einer ewigen Glückseligkeit.
19. Die Bedeutung der Hinwegnahme Enochs.
Der von Seth als seinem Stammvater ausgehende Zweig hat nämlich ebenfalls einen Weihenamen, und zwar in der siebenten Geschlechtsfolge von Adam ab, diesen mitgezählt. Der siebente von Adam her ist Enoch, was Einweihung bedeutet. Aber gerade er ist jener Hinweggenommene, den Gott hinwegnahm, weil er ihm gefiel, und er steht in der Folge der Geschlechtsreihen an bedeutsamer Zählstelle, an der siebenten von Adam ab, eine Zahl, durch die der Sabbat seine Weihe erhielt. Dagegen von dem Stammvater aus gerechnet, der am Anfang dieser von der Nachkommenschaft Kains gesonderten Geschlechtsreihen steht, d. i. von Seth aus, ist Enoch der sechste; am sechsten Tag aber ward der Mensch erschaffen und vollendete Gott alle seine Werke. Durch die Hinwegnahme dieses Enoch nun ist vorgebildet der Aufschub unserer Einweihung. Sie ist zwar bereits eingetreten bei Christus unserm Haupte, der so auferstanden ist, daß er fürder nicht mehr stirbt; aber auch er ward hin weggenommen; dagegen steht noch erst bevor eine andere Weihe des gesamten Hauses, dessen Grundstein wiederum Christus ist, und sie wird verschoben auf das Ende, wann die Auferstehung aller jener stattfinden wird, die ferner nicht mehr sterben sollen. Ob man nun dabei von einem Hause Gottes oder einem Tempel Gottes oder einem Staate Gottes sprechen will, es ist immer dasselbe, und der lateinische Sprachgebrauch gestattet das eine wie das andere. Nennt doch Vergil[258] einen sehr weithin gebietenden Staat das Haus des Assaracus, womit er die Römer meint, die ihren Ursprung ableiten von Assaracus über die Trojaner her; und ebenso nennt er sie das Haus des Äneas, weil unter seiner Führung die Trojaner nach Italien kamen, wo sie Rom gründeten. Der Ausdrucksweise der heiligen Schriften schloß sich hierin jener Dichter an; dort wird das schon mächtig herangewachsene Volk der Juden das Haus Jakobs genannt.
20. Der Unterschied in der Zahl der Geschlechtsfolgen, wonach Kains Nachkommenschaft in acht Zeugungsreihen von Adam ab ihr Ende erreicht, während Noe bei dem andern Zweig von demselben Stammvater Adam ab der zehnten Zeugungsreihe angehört.