Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat, Band 2. Augustinus von Hippo

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Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat, Band 2 - Augustinus von Hippo Die Schriften der Kirchenväter

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als wollten wir damit sagen gleich dem Psalmisten[264] : „Und meine Sünde ist allzeit vor mir“. Adams Nachkommenschaft über den verbrecherischen Kain endigt also mit der Elfzahl, durch welche die Sünde bezeichnet wird; und die Schlußziffer trifft auf ein Weib, auf jenes Geschlecht, mit dem der Anfang der Sünde gemacht worden ist, durch die wir alle dem Tode verfallen. Es kam aber dahin, daß auch die Lust des Fleisches folgte, das dem Geiste sich widersetzen sollte. Und wirklich bedeutet der Name der Tochter Lamechs, Noemma, soviel wie Lust. In den Geschlechtsfolgen über Seth dagegen findet sich von Adam bis Noe die gesetzliche Zehnzahl. Zu ihr kommen noch drei hinzu, die Söhne Noes, von denen der eine fiel, die beiden andern aber vom Vater gesegnet wurden, so daß unter Ausschaltung des Verworfenen und Hinzuzählung der Bewährten auch eine bedeutsame Zahl erscheint, die Zwölfzahl, ausgezeichnet durch die Zahl der Patriarchen wie der Apostel und merkwürdig wegen der miteinander vermehrten Bestandteile der Siebenzahl. Denn die Zwölfzahl ergibt sich aus 3 x 4 oder 4 x 3. Doch genug davon; es obliegt mir nun, ins Auge zu fassen und darzulegen, wie sich diese doppelte Stammreihe, die in ihren gesonderten Zeugungsfolgen die beiden Staaten andeutet, den der Erdgeborenen und den der Wiedergeborenen, im Lauf der Zeit so vermischt und miteinander verschmolzen hat, daß das gesamte Menschengeschlecht mit Ausnahme von vier Menschen für die Sündflut reif war.

      

       21. Warum wird nach der Erwähnung Enochs, des Sohnes Kains, ohne Unterbrechung gleich dessen gesamte Stammreihe bis zur Sündflut herab angeschlossen, während sich nach der Erwähnung des Enos, des Sohnes Seths, die Erzählung zum Anfang des Menschengeschlechtes, zur Schöpfung, zurückwendet?

      

      Doch zuerst müssen wir einen auffallenden Unterschied in der Berichtsanordnung ins Auge fassen. Bei Aufzählung der aus Kain hervorgegangenen Zeugungsreihen werden, nachdem nur erst vor dessen sonstigen Abkömmlingen der genannt ist, auf dessen Name eine Stadt gegründet ward, Enoch meine ich, die übrigen gleich angeschlossen bis zu dem Endpunkt, von dem ich gesprochen habe, nämlich bis zur Sündflut, die jenes Geschlecht und all seine Sprößlinge vernichtete; dagegen ist bei Seth kaum dessen Sohn, der einzige Enos, genannt, als auch schon, ohne daß die übrigen bis zur Sündflut beigefügt wären, ein Absatz eingeschaltet ist, der besagt[265] : „Dies ist das Buch der Entstehung der Menschen; an dem Tage, da Gott den Adam schuf, schuf er ihn nach dem Bilde Gottes. Mann und Weib schuf er sie, und er segnete sie und nannte ihren Namen Adam, an dem Tage, da er sie schuf“. Dies scheint mir der Berichterstatter zu dem Zweck eingeschaltet zu haben, um von hier aus neuerdings mit Adam selbst die Zeitenzählung zu beginnen, die er beim Weltstaat nicht anstellen wollte; wie wenn diesen Gott zwar erwähnte, aber nicht rechnete. Und nun kehrt er von da, nachdem er doch schon den Sohn des Seth erwähnt hat, den Menschen, der da hoffte, anzurufen den Namen Gottes des Herrn[266] , zu jener kurzen Wiederholung zurück[267] ; er mußte auf diese Weise die beiden Staaten einführen, den einen in einem Menschenmörder und wieder zu einem Menschenmörder reichend [denn auch Lamech hat einen Mord begangen, wie er seinen beiden Frauen gestand[268] ], den andern in dem, der da hoffte, anzurufen den Namen Gottes des Herrn. Denn das ist die ganze und die höchste Aufgabe, die der auf dieser Welt pilgernde Gottesstaat in dieser Vergänglichkeit hat, und sie mußte dargestellt werden in dem einen Menschen[269] , den nun wirklich die Auferstehung[270] des Ermordeten[271] zeugte. Dieser eine Mensch nämlich bedeutet die Einheit des ganzen himmlischen Staates, die zwar noch nicht in Erfüllung gegangen ist, aber nach diesem prophetischen Vorbild in Erfüllung gehen wird. Der Sohn Kains also, d. i. der Sohn des Besitzes [natürlich des irdischen], möge einen Namen haben im Weltstaat, weil dieser auf seinen Namen gegründet ist. Sein Geschlecht ist es ja, von dem es im Psalme heißt[272] : „Sie werden deren Namen anrufen in deren Erdkreisen“; weshalb ihnen widerfährt, was in einem andern Psalm geschrieben steht[273] : „Herr, in Deinem Staate wirst Du ihren Schein zunichte machen“. Der Sohn des Seth aber, d. i. der Sohn der Auferstehung, hoffe, anzurufen den Namen Gottes des Herrn; denn er sinnbildet die Menschengenossenschaft, die da spricht[274] : „Ich aber wie ein fruchtbarer Ölbaum im Hause Gottes habe auf Gottes Erbarmen gehofft“; den eitlen Ruhm eines auf Erden klangvollen Namens aber suche er nicht; denn[275] „glückselig der Mann, der seine Hoffnung auf den Namen des Herrn setzt und sich nicht umsieht nach Eitelkeiten und trügerischen Torheiten“. Nachdem also die beiden Staaten, der eine in dieser Welt festgewurzelt, der andere mit seiner Hoffnung auf Gott gerichtet, nun eingeführt sind, hervorgetreten gleichsam aus der in Adam eröffneten gemeinsamen Pforte der Vergänglichkeit, um sich zu entfalten und auszulaufen nach ihrem gesonderten, eigenen und verdienten Endausgang, so beginnt die Zeitenzählung. An deren Hand werden dann die anderen Geschlechtsreihen nachgetragen, nachdem der Faden bei Adam wieder aufgenommen ist, aus dessen verdammter Nachkommenschaft Gott wie aus einer einzigen, der verdienten Verdammnis übergebenen Masse Gefäße des Zornes zur Schmach bildet und Gefäße des Erbarmens zur Ehre[276] , jenen vergeltend in Pein, was ihnen gebührt, diesen schenkend in Gnade, was ihnen nicht gebührt, damit der himmlische Staat, der auf Erden in der Fremde weilt, gerade auch aus dem Vergleich mit den Gefäßen der Schmach lerne, nicht auf die Wahlfreiheit seines Willens zu vertrauen, sondern zu hoffen, den Namen Gottes des Herrn anzurufen. Denn der Wille kann in einem Wesen, das gut aus der Hand des guten Gottes, aber, weil aus nichts erschaffen, wandelbar aus der Hand des Unwandelbaren hervorgegangen ist, sowohl vom Guten abweichen, um das Böse zu tun, und das bringt man zustande durch den wahlfreien Willen, als auch vom Bösen, um das Gute zu tun, und das bringt man nur mit göttlicher Hilfe zustande.

      

       22. Von dem Fall der Gotteskinder, die, von Liebe zu Weibern des andern Staates verblendet, alle bis auf acht für den Untergang durch die Sündflut reif wurden.

      

      Durch diesen wahlfreien Willen nun kam es beim Fortschreiten und Wachsen des Menschengeschlechtes zu einer Vermischung und infolge von Anteilnahme an der Bosheit zu einer Art Verschmelzung der beiden Staaten. Dieses Übel ging abermals vom weiblichen Geschlecht aus; zwar nicht in der Weise wie am Uranfang [denn diese Weiber haben nicht, durch fremde List verführt, die Männer zur Sünde überredet], vielmehr wurden Weiber des Weltstaates, d. i. der Genossenschaft der Erdgeborenen, von vornherein schon schlecht gesittet, für Gottessöhne, d. i. für Bürger des in dieser Welt wie in der Fremde pilgernden andern Staates, Gegenstand der Liebe wegen ihrer Körperschönheit. Dieses Gut ist allerdings eine Gabe Gottes, aber eine solche, die Gott auch den Bösen verleiht, und zwar deshalb, damit sie den Guten nicht als ein großes Gut erscheine. Nachdem man also ein großes und ausschließlich den Guten eigenes Gut aufgegeben hatte, fand ein Herabsinken statt zu einem ganz geringen Gut, das nicht den Guten allein eigen, sondern den Guten und den Bösen gemeinsam ist; und so wurden Gottessöhne von der Liebe zu Menschentöchtern erfaßt und sanken, um ihrer als Gemahlinnen genießen zu können, zu den Sitten der erdgeborenen Genossenschaft herab, die Frömmigkeit aufgebend, die sie in der heiligen Genossenschaft bewahrt hatten. Denn mit der körperlichen Schönheit verhält es sich wie mit dem Geld: wenn man sie, die gewiß ein von Gott erschaffenes Gut, aber doch nur ein vergängliches, leibliches, ganz niedriges Gut ist, schlecht liebt, unter Hintansetzung Gottes, des ewigen, innerlichen, immerwährenden Gutes, so ist das gerade so, wie wenn die Habsucht aus Liebe zum Gold von der Gerechtigkeit abweicht; die Sünde liegt nicht im Gold, sondern im Menschen[277] . Und dasselbe gilt von jedem geschaffenen Ding. Jedes ist gut, kann aber gut oder schlecht geliebt werden: gut, wenn die rechte Ordnung bewahrt wird, schlecht, wenn sie gestört wird. Ich habe das in einem Lobgedicht auf die Osterkerze kurz in die Verse gefaßt:

      „Dein ist dieses und gut, weil Du es, Guter, erschaffen.

      Unser Anteil daran ist nur, daß wir sündigen liebend

      Mit Verkehrung der Ordnung, was Du geschaffen, statt Deiner“.

      Dagegen

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