Aus den Akten der Agence O. Georges Simenon

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Aus den Akten der Agence O - Georges  Simenon Red Eye

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      Und während sie es sagt, bläst sie einen Mundvoll Rauch in sein Gesicht. Er seinerseits hat das Gesicht etwas zur Seite gedreht, aus Rücksichtnahme, denn er denkt an die zwei Dutzend Schnecken, die förmlich in Knoblauch schwammen.

      »Es sei denn«, antwortet er, »Sie sind wirklich die Tochter des Notars aus La Rochelle.«

      Sie lacht und entspannt sich. Was soll’s! Auch ihr wird klar, dass sie es nicht länger mit Torrence zu tun hat und dass es zwecklos ist, weiter Spielchen zu treiben.

      »Ist der Safe auch nicht zu sehr in Mitleidenschaft gezogen worden?«

      »Der Umschlag wurde rechtzeitig entfernt.«

      »Ist Ihr Chef, Torrence, darauf gekommen?«

      »Monsieur Torrence«, antwortet er im Vortragston, als läse er es aus einer Werbebroschüre vor, »ist ein Mann, der alles sieht, alles weiß und an alles denkt.«

      »Und trotzdem nicht helle genug ist, um zu merken, wenn seine Taschen geleert werden. Ich frage mich, ob nicht Sie irgendwo im Raum versteckt waren und derjenige sind, der … Aber kommen wir zur Sache. Haben Sie vor, den ganzen Nachmittag hierzubleiben?«

      »Ich bestehe nicht darauf …«

      »Legen wir also die Karten auf den Tisch … Zuerst hat mich ihr bärtiger kleiner Kumpel beschattet. Dann haben Sie ihn abgelöst. Nach dem, was ich über die Agence O und ihre erfolgreich gelösten Fälle gehört habe, wäre es wohl kindisch zu glauben, dass ich Sie durch einen Hinterausgang oder durch Umsteigen in der Metro abhängen kann. Sie haben die erste Runde verloren, aber die zweite gewonnen.«

      »Ich verstehe nicht …«, stotterte er, die Unschuld in Person, ganz das Bild eines geohrfeigten Mannes.

      »Sie hatten das Taschentuch. Ich hab’s mir zurückgeholt. Zufälligerweise habe ich nichts dagegen, Ihnen zurückzugeben, was davon übrig ist. Das Wäschereizeichen hat sich in meinem Rumpunsch aufgelöst. Also, jetzt sind Sie an der Reihe, mich zu beschatten. Und deshalb kann ich nirgendwo hingehen. Was für ein Spaß!«

      »Um ehrlich zu sein«, seufzt er, »finde ich das gar nicht so übel.«

      »Sie vielleicht nicht«, sagt sie. »Mademoiselle! Die Rechnung bitte!«

      »Beide zusammen?«

      »Wie kommen Sie darauf? Der Monsieur kann seine selbst bezahlen.«

      Was würde Torrence sagen, wenn er sie so sehen könnte! Nicht länger die junge Dame oder zumindest eine verdammt abgebrühte junge Dame. Dennoch hat sie eine gewisse Würde, etwas, das man bei Leuten, mit denen Polizisten und selbst Privatdetektive normalerweise zu tun haben, selten antrifft.

      »Sind Sie manchmal gesprächiger?«, fragt sie.

      »Niemals.«

      »Schade. Wir halten die Kellnerinnen von ihrer Arbeit ab. Bezahlen Sie Ihre Rechnung, und dann lassen Sie uns gehen! Ich nehme an, die Richtung ist Ihnen egal? Unter diesen Umständen sollten wir zur Seine runterlaufen. Dort ist es ruhiger.«

      Sie wissen nicht, dass ihre Kellnerin gerade eine Wette verloren hat. Sie hat geschworen, dass die beiden im erstbesten Stundenhotel in der Rue de la Bastille verschwinden würden. Stattdessen schlendern sie langsam den Boulevard Henri-IV hinunter.

      »Sie möchten doch unbedingt wissen, wo ich hingehe, wo ich herkomme und für wen ich heute Morgen gearbeitet habe, stimmt’s?«, fragt sie. »Das ist es doch, oder? Sie sind mir gefolgt, und Sie werden mir auch weiter hinterherschnüffeln. Und ich für meinen Teil bin fest entschlossen, Ihnen keinerlei Informationen zu geben. Mit anderen Worten: Ich werde nicht nach Hause gehen und keinen Kontakt zu Leuten aufnehmen, die ich kenne.«

      Verärgert wendet sie sich zu ihm um und fährt ihn an:

      »Warum zum Teufel stecken Sie sich nicht endlich Ihre Zigarette an?«

      »Verzeihen Sie … Eine alte Angewohnheit … Ich zünde sie nie an.«

      Sie hatte gedacht, dass es mit ihm ein Leichtes sein würde, und dabei hat sie noch nie einen so leidenschaftslosen Typen getroffen wie diesen großen rothaarigen jungen Mann, der ihr mit einer derart außergewöhnlichen Entschlossenheit hinterherläuft.

      »Aber warum behalten Sie sie dann im Mund?«

      »Ich weiß nicht. Wenn es Sie wirklich stört …«

      »Warum geben Sie sich als Detektiv Torrence’ Fotograf aus?«

      »Wie bitte? Was meinen Sie damit?«

      »Versuchen Sie nicht, mir was vorzumachen. Heute Morgen hatten Sie eine dicke Kamera um den Hals. Sie haben so getan, als würden Sie Fotos machen. Aber Sie haben vergessen, die Kappe von der Linse zu nehmen …«

      Er lächelt und gibt zu:

      »Nicht schlecht …«

      »Was machen Sie in der Agence?«

      »Ich arbeite dort.«

      »Und höchstwahrscheinlich sind Sie unterbezahlt.«

      »Woher wissen Sie das?«

      »Sie tragen Anzüge von der Stange, die einlaufen, wenn es regnet.«

      Sie haben die Île Saint-Louis erreicht. Sie seufzt.

      »Ich frage mich, was ich mit Ihnen machen soll. Von der Tatsache, dass ich gerne meine Kleider wechseln würde, mal ganz abgesehen.«

      »Das bezweifle ich nicht.«

      »Warum sagen Sie, dass Sie es nicht bezweifeln?«

      »Weil Sie das Kostüm in Eile angezogen haben, in letzter Minute, sodass Sie keine Zeit mehr hatten, die Falten aus den Ärmeln zu bügeln. Normalerweise kleiden Sie sich sorgfältiger, vornehmer vermutlich, denn Sie haben Ihre Strümpfe nicht gewechselt, und Sie tragen Strümpfe für hundertzehn Franc das Paar. Ein bisschen teuer für die Tochter eines Provinznotars.«

      »Sind Sie vielleicht Strumpfexperte?«

      Er senkt den Blick und wird rot.

      »Wie dem auch sei«, sagt er, »Ihr Komplize oder Ihre Komplizen erwarten Sie und fangen an, sich Sorgen zu machen. Ich möchte gerne mal wissen, wie Sie denen mit mir auf den Fersen eine Nachricht zukommen lassen wollen. Sie müssen schließlich auch einen Platz zum Schlafen finden. Sie müssen …«

      »Schöne Aussichten!«

      »Das wollte ich auch gerade sagen …«

      Gedankenverloren beobachten sie eine Kette von Lastkähnen, die ein Schlepper flussaufwärts zieht.

      »Andererseits«, fährt Émile in seiner angeborenen Demut fort. »Wenn Sie nicht in Ihrem eigenen Bett schlafen, werden wir es morgen früh wissen.«

      Sie schaudert, sieht ihn an und sagt:

      »Erklären Sie mir das.«

      »In Anbetracht des Stadiums,

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