Münchhausenschock. Deborah Emrath

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Münchhausenschock - Deborah Emrath Krimi

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noch wegdrücken, das geht bis etwa sechsunddreißig Stunden nach dem Tod. Die Leichenstarre ist komplett, hat sich aber noch nicht begonnen, zu lösen, was etwa vierundzwanzig Stunden nach dem Tod der Fall wäre. Das wollten Sie doch wissen?«

      Emma verdrehte die Augen. »Dr. Ekes, ich zweifle nicht daran, dass Sie eine kompetente Ärztin sind. Aber wir brauchen genauere Angaben, was zum Beispiel die Todeszeit betrifft. Und wir müssen zweifelsfrei klären, ob der Wohnwagen auch der Tatort war. Ein Rechtsmediziner hat dafür das richtige Werkzeug. Sollte es sich um einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall handeln, dann kann man das auch noch nach dem Tod nachweisen. Aber eben nur, wenn wir mit Hilfe der Rechtsmedizin eine Todesursachenermittlung durchführen können!«

      »Schon gut, ich habe verstanden!« Zähneknirschend legte sie den Totenschein beiseite – Todesursache: unbekannt, wie Emma aufatmend feststellte. Dann stapfte sie zur Fahrertür des Rettungswagens.

      Emma rief sofort Geraldine Stein an. Geraldine war nicht nur Staatsanwältin, sondern auch mit Emma befreundet. Wenn sie ihr die merkwürdige Situation schilderte, in der sie Frau Merker aufgefunden hatte, bekäme sie bestimmt Rückendeckung von der Staatsanwaltschaft und eine Rechtsmedizinerin an den Fundort, auch wenn das generell nicht üblich war.

      Außerdem musste sie in dem Gespräch dringend klären, welche Informationen an die Presse weitergegeben werden konnten und was als Täterwissen einzustufen war. Wenn es einen Täter gab. Doch Andreas hatte nicht umsonst einen guten Riecher.

      Die Reporter standen schon vor der Absperrung und es dauerte bestimmt nicht mehr lange, bis einer sich entschloss, diese Absperrung zu ignorieren, um exklusiv an Informationen zu gelangen.

      Emma wandte sich nun dem Wohnmobil zu. Vor dem Eintreten zog sie sich Einmalhandschuhe über. Fahrer- und Beifahrersitz hatte die Besitzerin mit dem Rücken zur Windschutzscheibe gedreht, damit sich mit der Sitzbank dahinter eine gemütliche Sitzecke ergab. Der mit Holz verkleidete Tisch dazwischen strahlte zusammen mit dem grauen Stoff der Sitze eine heimelige Atmosphäre aus.

      »Dort auf der Sitzbank hat man sie gefunden«, meinte Andreas, der ihr an die Tür gefolgt war. »Der Erkennungsdienst kommt noch, also vorsichtig.«

      Auf dem Ausziehtisch neben der Spüle standen zwei Sektgläser. Sie schienen sauber zu sein.

      Sie schaute in die Tür unter der Spüle. Aha, in einer Kiste, zusammen mit dem Altpapier, stand eine leere Sektflasche zwischen dem restlichen Altglas. Emma machte ein paar Fotos und gab die Flasche zu Andreas heraus, der sie gleich für die KTU verstaute.

      Im Schlafbereich fiel ihr eine angebrochene Packung Schlaftabletten auf. Hm.

      »Habt ihr schon alles durchsucht? Gibt es von den Schlaftabletten hier noch mehr? Etwa leere Packungen im Müll?«

      »Nein«, rief Andreas von draußen. »Die Zeugin fragte auch schon, ob sie sich umgebracht habe, aber mit den paar …«

      Emma nickte. Da hatte er wohl recht, die Menge reichte für einen Suizid einfach nicht aus.

      Sie ließ ihren Blick prüfend über den Schlafbereich wandern und strich über die Bettwäsche. Satin. Frau Merker liebte also ein wenig Luxus. Ein paar Zeitschriften und CDs lagen bei der Tablettenpackung auf der Ablage zwischen den Betten. Sorgfältig blätterte sie die Zeitschriften durch. Vielleicht fand sich ja ein Abschiedsbrief? Fehlanzeige.

      »Sag mal, ist euch irgendein Abschiedsbrief oder so aufgefallen?«, rief sie hinaus.

      »Nein«, rief es von draußen zurück.

      Emma brummte noch einmal »Hm«. Gedankenverloren besah sie sich einen Pokal, der im Küchenbereich am Fenster stand. Neugierig trat Emma näher. Anscheinend hatte Frau Merker an Rollschuhsportwettbewerben teilgenommen, und das mit großem Erfolg. Dann hatte sie doch bestimmt einen Sportarzt?

      Als sie wieder aus dem Wohnmobil kletterte, sah Andreas sie erwartungsvoll an. »Und?«

      Emma runzelte die Stirn und nickte langsam. »Ich glaube, ich weiß, was du meinst. Es passt nirgendwo zusammen: Wieso sollte eine junge, sportliche Frau ohne Grund einfach so sterben? Wenn es Suizid war, warum finden wir keinen Abschiedsbrief oder leere Blister? Wenn es allerdings ein Tötungsdelikt war …«

      » … ergäbe es zumindest teilweise einen Sinn«, vollendete Andreas den Satz. »Allerdings musst du dann zunächst die Todesursache klären. Damit du überhaupt einen Anhaltspunkt hast und dich nicht in Theorien verhedderst.«

      Jemand klopfte Emma auf die Schulter. »Hört, hört, welch weise Äußerung von deinem Mann!« Zwinkernd gab Daniela Andreas die Hand. »Hallo, Andreas. Schön, dass du wieder auf dem Damm bist! Ich habe erst mal genug gesehen, Emma, du möchtest bestimmt noch mit der Zeugin sprechen, die Frau Merker aufgefunden hat. Ich sehe mich derweil mal in der Umgebung um, okay? Vielleicht ist ja jemandem was aufgefallen.«

      Emma lächelte bestätigend. »Klar, mach das.« Auch Andreas verabschiedete sich, um sich weiter um die Absicherung des Tatorts zu kümmern.

      Frau Lages hielt damit inne, hin- und herzulaufen, und drückte ihre Zigarette aus, als sie Emma auf sich zukommen sah. »Sie hat sich umgebracht, nicht? Das ist alles einfach nur fürchterlich«, sagte sie, ohne eine Begrüßung, und blies den Rest des Zigarettenrauchs in die Luft. »Ich dachte gar nicht, dass sie das immer noch so mitnimmt!«

      »Wie meinen Sie das?«, fragte Emma.

      »Dabei war doch alles schon geklärt. Und dass sie nach diesem Mist, den sie gebaut hat, abgeordnet wird, da muss sie sich doch nicht beschweren!«

      »Wovon reden Sie da?«, fragte Emma noch einmal, diesmal mit mehr Nachdruck. »Ich bin Emma Stanford von der Kriminalpolizei. Bevor ich Sie weiter Sache zur befrage, muss ich Sie darauf hinweisen, dass es Ihnen freisteht, Angaben zu verweigern, durch die Sie sich selbst oder nahestehende Verwandte belasten würden. Wenn Sie sich als Zeuge zur Sache äußern, sind Sie dazu verpflichtet, die Wahrheit zu sagen.«

      Jetzt hatte sie Frau Lages registriert. »Also, sie hat damals, vor fünf Jahren, die Klasse in der Schulküche allein gelassen, als Markus auf Rouven losgegangen ist. Ich denke, das konnte sie sich nicht verzeihen. Rouven ist dabei gestorben, es war schrecklich. Aber sie hat nie den Eindruck erweckt, dass sie sich umbringen will.« Sie lächelte unsicher und strich sich eine ihrer kurzen Strähnen aus dem Gesicht. »Aber das wollten Sie nicht wissen, oder?«

      Emma bemerkte ein leichtes Zittern, das durch den Körper der Frau ging. »Vielleicht setzen Sie sich erst mal.« Langsam führte sie Frau Lages zum Rettungswagen, wo sie sich auf die Stufen zur Versorgungskabine setzten. »Möchten Sie etwas trinken?«

      »Ja, das wäre nett«, sagte Frau Lages. Ein Sanitäter reichte ihr ein Glas Wasser und prüfte auch ihren Blutdruck. Als sie sich wieder gesammelt hatte, berichtete sie: »Carolin, äh, Frau Merker, hätte heute den Förderunterricht halten sollen. Doch die Schüler kamen nach der ersten Stunde zurück in ihre Klassen und sagten, dass Frau Merker nicht gekommen sei. Zuerst dachte ich, dass sie nur geschwänzt hätten, und wollte ihnen schon eine Mahnung aussprechen. Aber als Carolin auch nicht zur Unterrichtsbegleitung von … also, von einer Schülerin mit besonderem Hilfebedarf erschien, dachte ich, dass sie vielleicht krank geworden sei. Doch Julia wusste auch von nichts.«

      Emma sah sie fragend an.

      »Ach, Entschuldigung, ich meine Julia Arneke, unsere Sekretärin. Ich fand das merkwürdig, dass Carolin einfach nicht zum Unterricht erscheint, also bin ich nach Dienstende zu ihr gefahren. Es hat niemand aufgemacht. Und als ich

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