Münchhausenschock. Deborah Emrath

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Münchhausenschock - Deborah Emrath Krimi

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was soll’s, auf die paar Minuten kommt es jetzt auch nicht mehr an, ich fahre einfach mal vorbei. Tja, und dann …«

      »Woher haben Sie gewusst, dass dies hier Frau Merkers Wohnmobil ist?«

      »Ich habe an der Rezeption nachgefragt.«

      »Und die Tür des Wohnmobils war offen?«

      »Ja, zwar geschlossen, aber nicht zugeschlossen. Ich habe geklopft, und als niemand antwortete, durch die Scheibe gesehen. Ich sah jemanden sitzen, zur Seite gesunken, und dachte, sie schläft. Also habe ich versucht, die Tür zu öffnen. Sie war nicht zugesperrt. Und als ich dann reinging, sah ich sie da, zusammengekauert auf der Sitzbank.«

      »Wann haben Sie gemerkt, dass etwas nicht stimmt? Sie gingen ja davon aus, dass Frau Merker schläft.«

      »Als ich sie berührt habe. Ich wollte sie aufwecken, sie fühlte sich aber so kalt an.« Frau Lages schüttelte sich. »Entschuldigung, das war alles ein bisschen viel. Könnten wir später weiterreden? Ich möchte gerne nach Hause.«

      Emma lächelte mitfühlend. »Natürlich. Sie müssten allerdings später noch einmal nach Hameln kommen, um Ihre Aussage zu unterschreiben. Aber vorerst haben wir keine Fragen mehr. Soll ich jemanden organisieren, der Sie heimfährt?« Besorgt blickte Emma in Frau Lages‘ blasses Gesicht. »Sie sehen nicht aus, als könnten Sie sicher ein Fahrzeug führen, nehmen Sie’s mir nicht übel, wenn ich das so sage.«

      Frau Lages grinste schief. »Ach, Sie haben ja recht. Ich merke jetzt erst, was das für ein Schock war. Aber mein Mann ist arbeiten, der kann mich nicht abholen. Ob Sie wohl ein Taxi rufen könnten?«

      Emma nickte. »Machen wir. Und während Sie warten, kann ich mir kurz Ihre Personalien notieren.«

      Eine Weile später, auf dem Parkplatz des Campingplatzes, sah sie nachdenklich zu, wie das Taxi mit Frau Lages abfuhr.

      Dann streifte sie sich vorsichtig Einmalhandschuhe über und holte das Smartphone von Frau Merker hervor.

      Ein klein wenig herumprobieren und sie hatte das Telefon entsperrt. Zwei Nachrichten interessierten sie besonders, nachdem sie alles durchgesehen hatte. Beide waren von Freitag.

      Eine war von Merker an eine Vera Meyer-Burkhardt, Direktorin der Münchhausenschule, in der sie einen offenen Brief in der lokalen Tageszeitung ankündigte. Sie wolle dort Stellung nehmen zu dem Thema Inklusion und damit einhergehend zu dem Vorfall, der sie in ihre momentane berufliche Situation gebracht hatte, hieß es. Diesen offenen Brief wollte Emma lesen. Es betraf sie nicht nur beruflich, sondern auch privat, denn ihre Tochter Anna ging auf die Grundschule, an der Frau Merker als Sonderschullehrerin arbeitete. Jetzt wohl eher gearbeitet hatte.

      Die andere Nachricht war von einer Sabine Klenkemeyer. Sie betonte darin, dass sie die Entscheidung ihrer Tochter bezüglich des Klassenwechsels ihrer Enkel unterstütze. Sie halte ihr Verhalten von damals immer noch für einen schwerwiegenden Fehler. Worum genau ging es denn da? Daniela sollte diese Frau unbedingt ausfindig machen.

      Dann sah sie sich die Notizen in ihrer Organisationsapp durch: Merker hatte sich Sonntag einen Vermerk für Montag eingetragen: Sophie wegen H. anrufen.

      Kurze Zeit später setzten sich Emma und Daniela gegenseitig auf den neuesten Stand.

      »Und, hast du was herausgefunden? Eine Spur, der wir nachgehen können? Hat jemand der Nachbarn was gesehen?«

      »Leider nicht«, war Danielas kurze Antwort. »Momentan ist niemand da. Wir brauchen erst von der Rezeption eine Liste, wer am Wochenende die Nachbarstellplätze gemietet hat. Ist denn der Erkennungsdienst gar nicht da?«

      Emma schüttelte den Kopf. »Noch nicht. Ich habe übrigens Geraldine gebeten, uns mit einer Kollegin aus der Rechtsmedizin zu unterstützen.«

      »Geraldine Stein, die Staatsanwältin? Ach ja, sie muss die Obduktion anordnen!«

      Emma bat einen Kollegen aus dem Team, zu Frau Merkers Wohnung zu fahren und diese zu versiegeln, bis sie Zeit hatte, sie sich anzusehen.

      Zeitgleich mit dem Erkennungsdienst kam die Rechtsmedizinerin aus Hannover. Sie hieß Helen Becker und Emma begleitete sie zu der Fahrtrage, auf der Frau Merker lag.

      »Sie wollen wissen, ob es sich hier um Suizid oder Fremdeinwirkung handelt?«

      Emma nickte. »Sofern Sie das so schnell beurteilen können. Ansonsten wäre noch die Frage wichtig, ob es sich hier um den Tatort oder den Fundort der Leiche handelt.«

      Die Ärztin zog sich Gummihandschuhe über. »Dann schauen wir mal.« Sie besah sich gründlich den gesamten Körper, auch die Körperöffnungen. »Tja, ich sehe keine Anzeichen dafür, dass die Leiche nach ihrem Tod noch bewegt wurde. Die anderen Spuren stammen vom Abtransport aus dem Wohnwagen hierher, um sie untersuchen zu können. Daher gehe ich davon aus, dass dies hier auch der Tatort ist.« Sie träufelte Augentropfen in Merkers Augen. »Keine Reaktion mehr. Also länger als zwölf Stunden tot. Dann brauche ich das Reizstromgerät nicht mehr. Die Gesichtsmuskeln reagieren nur bis sechs Stunden nach dem Tod auf Strom. Somit bleibt uns noch eines.« Sie holte ein elektronisches Thermometer hervor. Zunächst maß sie rektal die Temperatur von Merkers Leichnam. Dann sagte sie: »Sie wurde im Wohnwagen aufgefunden? Dann muss ich dort auch die Temperatur messen.«

      Emma zeigte ihr den Weg und als die Ärztin nach einer Weile wieder aus dem Wohnwagen kam, sagte sie: »Ich habe jetzt die Temperatur an verschiedenen Stellen und verschiedenen Höhen gemessen. Der Körper beginnt etwa drei Stunden nach seinem Tod abzukühlen, und das mit etwa einem Grad pro Stunde, also können wir von einem Todeszeitpunkt zwischen einundzwanzig Uhr und zweiundzwanzig Uhr dreißig am Sonntag ausgehen. Genauer geht es leider nicht.«

      »Oh, das hilft uns schon viel weiter! Und die Todesursache?«

      »Das kann ich beim besten Willen erst nach der Obduktion beurteilen. Äußerlich ist nichts erkennbar.«

      Emma seufzte. »Ja, das ist es ja. Alles ziemlich merkwürdig.«

      »Allerdings«, bestätigte die Ärztin, »wenn es sich nicht um einen Todesfall handeln würde, würde ich Ihnen sagen, dass das für mich eine spannende Sache wird. Wir hören voneinander, Frau Stanford.«

      Eine Stunde später saß Emma im Büro ihres Vorgesetzten. Alexander hatte eindeutig schlechte Laune, »not amused« würde es Andy bezeichnen. Innerlich musste Emma bei dem Gedanken daran lächeln, obwohl die Situation gar nicht zum Lachen war.

      »Was fällt dir ein, die Notärztin so anzumachen? Emma, ich bin von dir professionelles Verhalten gewöhnt! Sie hat sich bei mir beschwert, dass du ihr einen Aufpasser vor die Nase gesetzt hast, indem du die Rechtsmedizin dazu geholt hast.«

      Emma schüttelte verständnislos den Kopf. »Die Frau hat wahrscheinlich noch nie einen Totenschein in der Hand gehabt, Alex. Und sie kannte die Tote auch privat. Sie schien nicht wirklich eine Ahnung zu haben, wenn du mich fragst. Deshalb habe ich eine Rechtsmedizinerin gerufen. Es sind zu viele Ungereimtheiten aufgetaucht und ich werde keinen Mörder davonkommen lassen, weil …«

      »Herrje, du kannst aber nicht derart in die Kompetenzen dieser Ärztin grätschen! Das ist aber noch nicht alles. Ich habe auch einen Anruf von Frau Stein erhalten. Das macht keinen guten Eindruck, dass ich von deiner Freundin Frau Staatsanwältin erfahre, dass die Untersuchung vor Ort genehmigt wurde und die Rechtsmedizinerin unterwegs ist. Emma, Obduktionen kosten Steuergelder! Genauso wie die Rechtsmedizinerin, die jetzt eine fette Rechnung

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