Münchhausenschock. Deborah Emrath

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Münchhausenschock - Deborah Emrath Krimi

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mit dieser Damenbekanntschaft. Er sagt zwar, dass sie mit dem Verschwinden seiner Frau nichts zu tun haben kann, aber davon würde ich mich gerne selbst überzeugen.«

      »Ach ja, die Campingplatz-Nachbarin von Frau Merker, die verschwunden ist. Du hattest angerufen. Sie könnte etwas wissen, was zur Aufklärung des Todesfalles beiträgt. Könnte sie dem Täter oder der Täterin begegnet sein? Wenn wir davon ausgehen, dass es sich um einen Tötungsdelikt handelt?«

      »Hm. Ich habe den Ehemann befragt, aber es sieht nicht danach aus. Sie hat nach dem Besuch seelenruhig mit ihm Schach gespielt. Und sie lag am Morgen noch neben ihm im Bett.«

      »Du hattest etwas angedeutet, dass du ihr schon einmal begegnet bist?«

      Andreas seufzte schwer. »Vor fünf Jahren war doch dieser schreckliche Todesfall eines Kindes in der Sonderschule. Ein Junge ist auf einen anderen mit einem Messer losgegangen und dabei ist dieser zu Tode gekommen.«

      Emma schaute vom Herd auf, auf dem sie das Gemüse anbriet. »Frau Merker war die Lehrerin damals, sie hat die Kinder für einen Moment lang allein gelassen. Warum sagst du erst jetzt, dass du mit diesem Fall zu tun hattest?«

      »Ich bin nicht stolz auf meine Rolle darin. Damals hatte ich die traurige Aufgabe, der Mutter die Nachricht vom Tod ihres Sohnes zu überbringen. Sie hieß - heißt - Sabine Klenkemeyer. Es war meine erste Todesnachricht und ich war nervös. Dabei bin ich nicht sehr feinfühlig mit der armen Frau umgegangen.«

      Er setzte sich an den Küchentisch und stützte den Kopf auf den linken Handballen.

      Für einen kurzen Moment schienen die Gerüche aus der Pfanne ihn wie Watte zu umgeben, näherzukommen, langsam zu ersticken, auch das Brutzeln des Gemüses vernahm er nur noch von fern. Er atmete tief durch.

      »Da ich mir überhaupt nicht vorstellen konnte, was ein Kind dazu treibt, mit dem Messer auf ein anderes Kind loszugehen, habe ich sie bedrängt. Ich wollte Antworten. Aber eine Mutter, die gerade ihr Kind verloren hat, zu fragen, ob es den Täter provoziert hat, ist hart. Und unprofessionell. Vor allem, wenn es ein behindertes Kind ist. Meine Entschuldigung später hat sie nicht akzeptiert. Und mich hat es nie losgelassen.«

      Emma blickte Andreas mitfühlend an, dass ihm warm ums Herz wurde. »Ach, Andy, manchmal hat man als Polizist auch einen Scheißjob!« Sie legte den Kochlöffel beiseite und umarmte ihn.

      Er spürte ihre Körperwärme und ihr Haar kitzelte seine Nase. »Danke, Emma. Es war einfach Mist, den ich da gebaut habe. Vielleicht kann ich ja jetzt noch mal einen Anlauf nehmen und mich entschuldigen.«

      Winzige Fältchen entstanden auf Emmas Nase; sie entstanden immer dann, wenn sie nachdachte. »Es ist allerdings schon interessant, dass die Mutter des getöteten Jungen und die Lehrerin Nachbarn sind. Ach ja, und Klenkemeyer ist außerdem die Maklerin, die Carolin Merker die Eigentumswohnung verkauft hat. Hat der Hausmeister gesagt. Hat Merker sie dabei gelinkt? Und sie war am Sonntag etwa zwei Stunden auf dem Campingplatz, hat ihr Mann ausgesagt? Hm.«

      »Glaubst du …«

      »Aber wenn sie es gewesen ist, was ist das Tatwerkzeug? Und warum geht sie erst nach Hause und verschwindet erst am nächsten Morgen?«

      neunzehnter Juni

      Die Eltern von Carolin Merker lebten in einem dieser alten Stadthäuser, die es in Hannover gab. Beide hatten die Nachricht schon erhalten und sahen müde aus. Vermutlich hatten sie wenig geschlafen, dachte Emma.

      Sie boten Emma eine Tasse Kaffee an und saßen ihr nun gegenüber, kaum in der Lage, den Kopf zu heben. Die Trauer lastete schwer auf ihnen und durch die hohen Wände wirkten die beiden kleiner, als sie vermutlich waren. »Tja, was für ein Mensch war sie?«, versuchte der Vater, die gestellte Frage zu beantworten. »Ich glaube jedenfalls nicht, dass sie Selbstmord begangen hat. Aber welcher Vater glaubt das schon von seinem Kind?«

      »Sie war immer sehr ehrgeizig«, meinte die Mutter. »Hat immer zielstrebig ihre Ziele verfolgt und sich oft gegen andere durchsetzen müssen.«

      »Könnte sie sich dadurch Feinde gemacht haben?«, fragte Emma vorsichtig.

      Beide schüttelten den Kopf. »Nein, sie war ja immer freundlich zu den Leuten. Sie wollte halt die Beste sein, und das bedeutet nun mal Konkurrenz.«

      »Wann haben Sie sie das letzte Mal miteinander gesprochen?«

      Die beiden schauten sich an. »Vor unserem Urlaub haben wir telefoniert«, sagte die Mutter schließlich. »Wir haben uns abgemeldet und gefragt, ob bei ihr alles Ordnung sei. Da war sie ganz normal.«

      »Hat sie da über den Todesfall vor fünf Jahren in der Schule gesprochen?«

      »Warum kommen Sie darauf? Nein, das ist doch schon so lange her und auch vor Gericht jetzt abgeschlossen. Ich finde es immer noch empörend, wie man damals mit ihr umgegangen ist. Die Voraussetzungen waren doch so, dass etwas passieren musste! Und dann hat man ihr die Schuld in die Schuhe geschoben.«

      »Inwiefern?«

      »Seien Sie mir nicht böse, aber ich bin heute nicht dazu in der Lage, Ihnen das auseinanderzusetzen. Meine Tochter ist tot und außerdem können Sie das alles in den Akten nachlesen - oder mal eine Lehrkraft fragen, wie die Realität aussieht.«

      Emma notierte sich etwas auf ihrem Smartphone. Zur Mutter gewandt sagte sie: »Natürlich, das verstehe ich. Nur eines noch, dann müssen wir das Gespräch nicht länger ausdehnen: Hatte sie einen Freund, wollte sie eine Familie gründen?«

      »Das war nicht Carolins Sache«, antwortete der Vater. »Nein, sie war Single. Zumindest hat sie uns niemanden vorgestellt.«

      »Auch keine feste Freundin?«

      »Wo denken Sie hin, nein, Carolin war heterosexuell. Sie hatte mal einen Freund in der Schulzeit, aber das ging irgendwann auseinander.«

      »Okay, dann war es das erstmal. Vielen Dank.«

      »Wovon gehen Sie denn jetzt aus? Hat jemand sie getötet? Wir können einfach nicht glauben, dass sie sich selbst umgebracht hat.«

      »Wir ermitteln in alle Richtungen«, antwortete Emma diplomatisch. Dann verabschiedete sie sich und verließ die Wohnung.

      Auf dem Weg zurück nach Bodenwerder bat sie Daniela über die Freisprecheinrichtung ihres Telefons, die Akten zum Fall des getöteten Jungen in der Münchhausenschule zu besorgen. Auch ihr war nicht klar, wie es zu einem solch tragischen Vorfall hatte kommen können. »Ach, und - könntest du zur Wohnung von Frau Merker kommen? Ich will mich mal ein wenig umsehen.«

      Die Wohnung von Frau Merker war eine Eigentumswohnung - darauf hatten die Eltern bestanden. Nicht gemietet, sondern gekauft, ihre Tochter wusste mit Geld umzugehen. Sie lag im Neubaugebiet von Bodenwerder. Emma hatte den Verwalter informiert, sich Handschuhe übergezogen und mit Hilfe des Schlüsselbundes, den sie in der Handtasche von Frau Merker gefunden hatte, aufgeschlossen. Die Dachgeschosswohnung hatte einen Kamin. Küchenraum und Essbereich waren durch einen Rundbogen verbunden. Durch die Fenster konnte Emma das Wesertal überblicken. Wunderschön - nur eben ohne Garten, vermutlich hatte sie deshalb den Stellplatz für ihr Wohnmobil direkt an der Weser gemietet. An der Wand im Wohnzimmer war eine Vitrine angebracht, Frau Merker hatte allerlei Pokale darin ausgestellt. Alle drehten sich um den Rollschuhsport. Anscheinend war sie für einen Verein in Aerzen angetreten.

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