Münchhausenschock. Deborah Emrath

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Münchhausenschock - Deborah Emrath Krimi

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einer hitzigen Diskussion hatten sich die beiden Streithähne auf einen Kompromiss geeinigt: Sie konnte mit ihren Beinen machen, was sie wollte, dafür trug sie während der Arbeitszeit nur lange Hosen.

      Emma machte auf dem Weg nach Hause einen kurzen Abstecher zum Campingplatz. Es würde ihr ohnehin keine Ruhe lassen, also konnte sie genauso gut vor Ort nachfragen, ob es etwas Neues gab. Sie sprach gerade mit ein paar Kollegen vom Erkennungsdienst - nein, sie seien noch am Auswerten -, als sie hörte, dass jemand ihren Namen rief. Sie schaute sich um.

      »Hallo, Barbara, du hast dir einen schlechten Zeitpunkt für eine Fahrradtour ausgesucht«, sagte sie mit Blick auf das Gefährt, das Barbara schob. Barbara war eine gute Freundin von Emma geworden, auch wenn sie recht unterschiedliche Charaktere waren. Barbara stand kurz vor der Rente und hielt sich, nachdem ihre vier Kinder aus dem Haus waren und ihr Mann viel zu früh an Krebs gestorben war, mit Putzjobs und einem Vierhundert-Euro-Job beim örtlichen Supermarkt über Wasser. Sie war gewitzt, hatte Menschenkenntnis und einen Hang dazu, die Dinge ganz praktisch anzugehen, was Emma immer wieder in Bewunderung versetzte.

      »Um Gottes willen, was ist denn bloß passiert, dass du hier bist?«, fragte Barbara. »Ist etwas mit Frau Merker? Das ist doch ihr Wohnmobil?«

      »Kanntest du sie? Kannst du mir etwas über sie erzählen?«, fragte Emma zurück. Barbara kannte so ziemlich jeden hier, da sie seit ihrer Geburt in Bodenwerder lebte. Da ließ sich Emma nicht entgehen, dass Barbara etwas berichten konnte, was ihr half, zu verstehen, was für ein Mensch Frau Merker gewesen war.

      »Kennen ist wohl zu viel gesagt«, schränkte Barbara ein. »Frau Merker hat mal einen Wandertag mit ihrer Klasse organisiert, zusammen mit der Grundschullehrerin. Da muss ja immer eine Mutter oder ein Vater als Betreuer mit. Meine Enkelin hat mich bequatscht, weil sie gerne ihre Oma dabeihaben wollte.« Barbara lächelte, als die Erinnerung wieder lebendig wurde. »Wir haben hier zum Abschluss Würstchen gegrillt und die Kinder durften Limonade trinken.«

      »Und was hattest du für einen Eindruck von ihr?«

      »Sie schien mir engagiert und hatte ein Händchen für die Bedürfnisse der Lernhilfekinder. Sie war auch ziemlich sportlich, das ist mir am Wandertag aufgefallen, und meine Enkelin sagte mir, dass sie eine AG in der Schule anbietet, wo die Kinder sich im Rollkunstlauf ausprobieren können.«

      »Hast du sie denn vor kurzem mal wieder gesehen?«

      »Sie lief mir ab und zu über den Weg, wenn ich die Enkel von der Schule abgeholt habe. Aber ich habe sie nie länger gesprochen.«

      »Erschien sie dir irgendwie verändert in letzter Zeit? Traurig oder verzweifelt?«

      »Du meinst, depressiv? Es ist mir zumindest nicht aufgefallen. Eigentlich muss ihr der Tod des kleinen Rouven ziemlich nahegegangen sein, immerhin ist es ja unter ihrer Aufsicht passiert.«

      »Davon habe ich gehört. Was ist damals denn genau passiert?«

      »Ich weiß auch nur das, was die Schule als offizielle Version herausgegeben hat. Zwei Schüler sind in der Schulküche in Streit geraten, der eine hat mit dem Messer zugestochen. Warum, haben sie nicht geschrieben. Es wurde viel darüber spekuliert. Frau Merker ist in Panik aus der Schulküche gerannt, um Hilfe zu holen. Das war ihr Fehler, sie hätte ein Kind schicken müssen. Sie durfte den Raum nicht verlassen, da sie allein unterrichtet hat.«

      Emma schüttelte den Kopf. »Das ist allerdings fatal. Und es wirft weitere Fragen auf. Warum hat sie den Täter nicht auch aus dem Raum entfernt? Er hätte doch noch einmal zustechen können?«

      »Das weiß ich nicht.« Barbara atmete hörbar aus. Die Geschichte war an ihr nicht spurlos vorbeigegangen. »Der Bub war ja gerade mal dreizehn. Keine Ahnung, ob er überhaupt begriffen hat, was er getan hat.«

      »Dreizehn?« Emma zog die Augenbrauen hoch. »Also schuldunfähig?«

      Barbara sah sie fragend an.

      »Personen, die noch nicht vierzehn Jahre alt sind, können vor dem Strafgericht nicht bestraft werden, weil sie noch nicht strafmündig sind. Sie können allerdings über das Familiengericht mit bestimmten Maßnahmen zur Verantwortung gezogen werden. Und dann ist da noch die Frage der Aufsichtspflichtverletzung.«

      »Ja, das weiß ich, das haben sie auch bei Frau Merker geprüft.«

      »Kannst du dir vorstellen, dass sie sich deswegen das Leben nehmen wollte?«

      »Das kann ich mir nicht vorstellen. Sie schien mir ein ziemlich robuster Typ.« Emmas Telefon klingelte. Schnell umarmte sie Barbara zum Abschied. »Ich muss los. Fahr am besten über die Hauptstraße weiter. Du kommst doch morgen zum Abendessen, wie ausgemacht?« Barbara nickte, deutete auf das Handy und meinte: »Geh schon ran, wir sehen uns!« Dann schwang sie sich auf ihren Drahtesel und radelte den Weg zurück, den sie gekommen war.

      Emma klickte auf Annehmen. »Hallo, Liebes, wie geht es dir denn? Und wie geht es Andreas?«

      »Mama?«, sagte Emma in den Hörer. »Du, ich bin noch auf der Arbeit. Ich habe keine Zeit, zu telefonieren. Ich rufe dich später an, okay? Ich stecke mitten in einer Ermittlung.«

      »Es hat einen Toten gegeben bei euch?«, fragte die Stimme am Telefon. »Ach, Emma, kannst du das nicht andere machen lassen? Du hast Familie!«

      Emma unterbrach mit einem Schnauben. »Es ist mir natürlich klar, dass ich mit meinem Beruf nicht das klassische Rollenbild erfülle, das du für mich vorgesehen hast. Aber stell dir vor, ich bin hier, weil ich meinen Job gut mache und …«

      »Emma, so war das doch nicht gemeint, Kind, ich …«

      »Mama, ich werde jetzt nicht mit dir meinen Lebensentwurf diskutieren. Uns dreien geht es gut und damit ist dieses Gespräch beendet!« Emma pfefferte ihr Telefon zurück in ihre Handtasche.

      Vor nicht allzu langer Zeit hätte sie »uns beiden geht es gut« gesagt. Etwas mehr als ein Jahr war es jetzt her, dass sie das erste Mal die Leitung einer Mordkommission übernahm. Damals hatte sie sich von Andreas scheiden lassen wollen. Doch dieser ermordete Gynäkologe und die Suche nach seinem Mörder hatten sie wieder zusammengeführt. Doch erst, als Andreas zusammengeschlagen im Koma lag, wurde ihr das bewusst. Er hatte versucht, allein und auf eigene Faust den Täter zu stellen. Denn er hatte nichts mit dem Fall zu tun, da er ja Dienstgruppenleiter in Bodenwerder war. Er hatte aus Liebe gehandelt - und das hatte ihm fast das Leben gekostet.

      Sie seufzte. Zeit, diese Erinnerungen abzuschütteln.

      achtzehnter Juni

      Andreas hatte schon die Lebensmittel zurechtgelegt, die es zum Abendessen geben sollte, als er Emmas Schlüssel im Schloss hörte. Während er das Gemüse wusch, hörte er, dass sie sich die Hände wusch und mit Anna redete. Dann kam sie zu ihm in die Küche und begann, mit ihm das Gemüse zu schnippeln.

      »Hat Anna ihre Hausaufgaben gemacht?«, fragte sie, während er sich ganz auf die Möhre in seiner Hand konzentrierte, die geschält und geviertelt werden wollte.

      Andreas nickte. »Ja.«

      »Und, wie war dein Tag noch so - abgesehen von der Leiche auf dem Campingplatz?«, fragte Emma, nachdem sie eine Weile schweigend geschnippelt hatten.

      »Ich kann dich beruhigen: ziemlich langweilig. Bis auf die Leiche im Keller bei den Klenkemeyers.

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