Gesammelte Werke (Über 150 Titel in einem Band). Rosa Luxemburg

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Gesammelte Werke (Über 150 Titel in einem Band) - Rosa Luxemburg страница 103

Автор:
Серия:
Издательство:
Gesammelte Werke (Über 150 Titel in einem Band) - Rosa Luxemburg

Скачать книгу

Antwort ist keine schwere. Darum, weil ein bedeutender Teil der Kaufkraft Englands für die Anschaffung ausländischer Waren verausgabt wird. Die Einfuhr ausländischer Waren für den inneren Markt Englands macht auch die Ausfuhr englischer Waren für den auswärtigen Markt absolut notwendig. Da England ohne einen ausländischen Import nicht auskommen kann, so ist auch ein Export für dieses Land eine Existenzbedingung, sonst hätte es nichts, womit es für seinen Import bezahlen könnte."176 Hier ist also wieder die landwirtschaftliche Einfuhr als der stimulierende, ausschlaggebende Faktor bezeichnet, und ebenso finden wir die zwei Kategorien Länder "eines landwirtschaftlichen und eines industriellen Typus", die von Natur auf den Austausch untereinander angewiesen sind ganz nach dem Schema deutscher Professoren.

      Freilich, Tugan-Baranowski weiß sehr wohl, daß in der rauhen Wirklichkeit die Dinge nicht so glatt verlaufen. Es gibt beständige Schwankungen beim Austausch und periodische Krisen. Aber die Krisen treten eben nur deshalb ein, weil keine Proportionalität bei der Produktionserweiterung beobachtet wird, d.h. weil man sich im voraus nicht an die Proportionen des "Schemas Nr. 2" hält. Wäre [man] nach dem verfahren, dann hätten wir keine Krisen, und alles ginge in der kapitalistischen Produktion so hübsch vonstatten wie auf dem Papier. Nun wird Tugan zugeben müssen, daß man - wo wir den Reproduktionsprozeß im ganzen als einen fortlaufenden Prozeß behandeln - von den Krisen füglich absehen darf. Die "Proportionalität" mag alle Augenblicke aus den Fugen gehen, im Durchschnitt der Konjunkturen durch lauter Abweichungen, durch Preisschwankungen täglich und durch Krisen periodisch wird ja die "Proportionalität" immer wieder eingerenkt. Daß sie im ganzen schlecht oder recht tatsächlich eingehalten wird, beweist der Umstand, daß die kapitalistische Wirtschaft fortbesteht und sich entwickelt, sonst hätten wir längst ein Tohuwabohu und den Zusammenbruch erlebt. Im Durchschnitt, im Endresultat wird also die Tugansche Proportionalität eingehalten, woraus zu schließen, daß die Wirklichkeit sich nach "Schema Nr. 2" richtet. Und weil dieses Schema sich unendlich weiterführen läßt, so kann auch die Kapitalakkumulation ad infinitum fortschreiten.

      Auffallend ist bei alledem nicht das Resultat, zu dem Tugan-Baranowski gelangt, nämlich die Annahme, daß das Schema tatsächlich dem Gang der Dinge entspricht - wir sahen, daß auch Bulgakow diesen Glauben teilte -, sondern der Umstand, daß Tugan nicht einmal für nötig hält, die Frage danach zu stellen, ob denn das "Schema" stimmt, daß er, statt das Schema zu beweisen, umgekehrt das Schema selbst, die arithmetische Übung auf dem Papier, für einen Beweis betrachtet, daß auch in Wirklichkeit die Dinge sich so verhalten. Bulgakow suchte das Marxsche Schema mit ehrlicher Mühe auf die wirklichen konkreten Verhältnisse der kapitalistischen Wirtschaft und des kapitalistischen Austausches zu projizieren, suchte sich durch die Schwierigkeiten, die sich daraus ergaben, durchzuringen, was er freilich nicht fertiggebracht hat und wobei er schließlich in der Analyse von Marx steckenblieb, die er selbst mit voller Klarheit als unfertig, abgebrochen ansah. Tugan-Baranowski braucht gar keine Beweise, er zerbricht sich nicht viel den Kopf: Da sich die arithmetischen Proportionen zur Zufriedenheit lösen und nach Belieben fortsetzen lassen, so ist ihm das just ein Beweis, daß sich die kapitalistische Akkumulation - vorbehaltlich der bewußten "Proportionalität", die aber, wie auch Tugan nicht bestreiten wird, vorn oder hinten doch hineinkommt - ebenso restlos und unendlich fortwinden könne.

      Wiewohl Tugan auch dieses "fundamentale Gesetz" leibhaftig und fertig direkt von Marx bezogen hat, wie seine sämtlichen " fundamentalen" Gedanken sonst, sofern sie etwas Greifbares und Exaktes darstellen, so ist er wieder damit nicht zufrieden und beeilt sich, Marx sofort mit der von Marx bezogenen Weisheit zu belehren. Marx habe da wieder wie ein blindes Huhn eine Perle gefunden, wisse aber nicht, was er damit anfangen soll. Erst Tugan-Baranowski hat die "fundamentale" Entdeckung für die Wissenschaft zu fruktifizieren verstanden, in

Скачать книгу