Tarzan – Band 5 – Der Schatz von Opar. Edgar Rice Burroughs

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Tarzan – Band 5 – Der Schatz von Opar - Edgar Rice Burroughs Tarzan bei Null Papier

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Sei­te des Al­tars wan­der­ten, wo­hin er nicht se­hen konn­te, und wie sich der ge­wal­ti­ge Kör­per zum Ste­hen auf­rich­te­te. Eine Ge­stalt schoss an Wer­per vor­bei, ein mäch­ti­ger Arm fuhr in die Höhe und ein star­ker Speer be­grub sich in der brei­ten Brust des Lö­wen.

      Der Löwe schnapp­te und schlug nach dem Schaft der Waf­fe, als – Wun­der über Wun­der – der nack­te Rie­se, wel­cher den Speer ge­schleu­dert hat­te, nur mit ei­nem Mes­ser be­waff­net das große, mit fürch­ter­li­chen Fän­gen und Pran­ken be­wehr­te Raub­tier an­griff.

      Der Löwe wich et­was zu­rück, ehe er dem neu­en Feind be­geg­ne­te und knurr­te fürch­ter­lich, da hör­ten die angst­voll lau­schen­den Ohren des Bel­giers, wie ein ganz ähn­li­ches, wil­des Knur­ren über die Lip­pen des Men­schen brach, als er auf das Tier los­schnell­te.

      Mit ei­nem blitz­schnel­len Sei­ten­sprung ver­mied Tar­zan den ers­ten fe­gen­den Schlag der Lö­wen­tat­ze. Er schoss an die Sei­te des Lö­wen und sprang auf den loh­far­be­nen Rücken. Sei­ne Arme um­klam­mer­ten den mäch­ti­gen Na­cken, sei­ne Zäh­ne gru­ben sich tief in das Fleisch der Bes­tie. Brül­lend, sprin­gend, rol­lend und zap­pelnd such­te die Rie­sen­kat­ze ih­ren grim­mi­gen Geg­ner los­zu­wer­den, wäh­rend im­mer wie­der eine große, brau­ne Faust ihr ein lan­ges, schar­fes Mes­ser in die Sei­te trieb.

      La kam wäh­rend des Kamp­fes wie­der zu sich. Wie ver­zau­bert stand sie und be­ob­ach­te­te das Schau­spiel. Es schi­en un­glaub­lich, dass ein Mensch dem Kö­nig der Tie­re im Ein­zel­kamp­fe stand­hal­ten konn­te und doch er­eig­ne­te sich das Un­wahr­schein­li­che ge­ra­de vor ih­ren Au­gen.

      End­lich fand Tar­zans Mes­ser den Weg zu dem Herz und mit ei­nem letz­ten krampf­haf­ten Zu­cken roll­te der Löwe tot über den Mar­mor­bo­den. Der Sie­ger er­hob sich, setz­te einen Fuß auf den er­leg­ten Kör­per, hob das Ant­litz zum Him­mel und stieß einen so fürch­ter­li­chen, weit durch den Tem­pel hal­len­den Ruf aus, dass La und Wer­per zit­ter­ten.

      Dann dreh­te sich der Af­fen­mensch um und Wer­per er­kann­te den Mann, wel­chen er für tot im Schatz­raum hat­te lie­gen las­sen.

      Wer­per war ent­setzt. Konn­te die­se Krea­tur wirk­lich je­ner wür­de­vol­ler Eng­län­der sein, der ihn so lie­bens­wür­dig in sei­nem üp­pi­gen afri­ka­ni­schen Heim be­wir­tet hat­te? Soll­te wirk­lich die­ses wil­de Tier mit leuch­ten­den Au­gen und blu­ti­gem Aus­se­hen ein Mensch sein? War es mög­lich, dass der eben ge­hör­te Sie­ges­schrei aus ei­ner Men­schen­keh­le kam?

      Mit ei­nem ver­dutz­ten Aus­druck be­sah sich Tar­zan den Mann und das Weib, aber er ver­riet nicht die kleins­te Spur von Wie­de­rer­ken­nen. Ihm war es ge­ra­de, als wenn er eben eine neue Spiel­art von Ge­schöp­fen ent­deckt hät­te und sich im In­nern dar­über wun­der­te.

      La mus­ter­te die Züge des Af­fen­menschen und mach­te in lang­sa­mem Er­stau­nen große Au­gen.

      Tar­zan! rief sie und fuhr dann in der Spra­che der Rie­sen­af­fen, wel­che durch das dau­ern­de Zu­sam­men­le­ben mit den Men­schen­af­fen die Mund­art der Opa­ri­er ge­wor­den war, fort. Tar­zan, du bist zu mir zu­rück­ge­kom­men! La hat die Ge­bo­te ih­rer Re­li­gi­on miss­ach­tet und im­mer auf Tar­zan, ih­ren Tar­zan, ge­war­tet. Sie hat kei­nen Gat­ten ge­nom­men, denn in der gan­zen Welt gibt es nur einen, den La zum Gat­ten wünscht. Und nun bist du wie­der­ge­kom­men! O Tar­zan! Sage nur, dass du um mei­net­wil­len zu­rück­kommst!

      Tar­zan! wie­der­hol­te er sin­nend. Tar­zan? Der Name klingt mir ver­traut.

      Dein Name ist es. Du bist Tar­zan! schrie La.

      Ich bin Tar­zan? Der Af­fen­mensch zuck­te die Ach­seln. Nun schön; es ist ein gu­ter Name – ich weiß kei­nen an­de­ren, so will ich ihn eben be­hal­ten. Aber dich ken­ne ich nicht. Ich kam nicht dei­net­we­gen hier­her. Wa­rum ich hier­her­kam, weiß ich selbst nicht. Ich weiß auch nicht, wo­her ich kam. Kannst du es mir sa­gen?

      La schüt­tel­te das Haupt. Das habe ich nie ge­wusst, er­wi­der­te sie.

      Tar­zan wen­de­te sich an Wer­per und stell­te ihm die glei­che Fra­ge, aber auch in der Spra­che der großen Af­fen. Wer­per schüt­tel­te den Kopf.

      Ich kann die­se Spra­che nicht ver­ste­hen, sag­te er auf Fran­zö­sisch.

      Ohne An­stren­gung und ohne es selbst zu mer­ken, dass er einen Wech­sel vor­nahm, wie­der­hol­te Tar­zan sei­ne Fra­ge auf Fran­zö­sisch. Mit ei­nem Male wur­de sich Wer­per über den vol­len Um­fang von Tar­zans Ver­let­zung klar. Der Mann hat­te das Ge­dächt­nis ver­lo­ren und konn­te sich nicht mehr an die Ver­gan­gen­heit er­in­nern. Der Bel­gier woll­te ihn, schon dar­über auf­klä­ren, als ihm blitz­ar­tig der Ge­dan­ke kam, wenn er Tar­zan – we­nigs­tens eine Zeit lang – über sei­ne Iden­ti­tät im Dun­kel ließ, konn­te er viel­leicht des Af­fen­menschen Un­fall zu sei­nem Vor­teil aus­nüt­zen. Ich kann Ih­nen nicht sa­gen, wo­her Sie kom­men, sag­te er. Aber das kann ich Ih­nen ver­si­chern, wenn wir nicht bald aus die­sem schau­er­li­chen Platz her­aus­kom­men, dann wer­den wir bei­de auf die­sem blu­ti­gen Al­tar ge­tö­tet. Das Weib hier woll­te mir eben das Mes­ser in das Herz sto­ßen, als der Löwe die höl­li­sche Fei­er un­ter­brach. Kom­men Sie schnell, las­sen Sie uns aus die­sem ver­fluch­ten Tem­pel einen Aus­gang su­chen, ehe sie sich von ih­rem Schreck er­ho­len und wie­der zu­sam­men­kom­men.

      Tar­zan wen­de­te sich wie­der an La.

      Wa­rum woll­test du die­sen Mann tö­ten? Bist du hung­rig? Die Ho­he­pries­te­rin stieß einen Schrei des Ekels aus. Woll­te er euch tö­ten? frag­te Tar­zan wie­der.

      Das Weib schüt­tel­te den Kopf.

      Wa­rum woll­test du ihn denn dann tö­ten? Tar­zan such­te der Sa­che auf den Grund zu kom­men.

      La hob den schlan­ken Arm und deu­te­te auf die Son­ne:

      Wir woll­ten sei­ne See­le dem Feu­er­gott op­fern.

      Tar­zan sah ver­ständ­nis­los drein. Er war wie­der ein Affe, und Af­fen ver­ste­hen nichts von See­len und Feu­er­göt­tern.

      Ha­ben Sie den Wunsch, zu ster­ben? frag­te er Wer­per. Der Bel­gier ver­si­cher­te ihm mit Trä­nen, dass er kei­ne Lust dazu hät­te.

      Nun gut, dann sol­len Sie es auch nicht, sag­te Tar­zan. Kom­men Sie! Wir ge­hen. Die­ses Weib­chen woll­te Sie tö­ten und mich für sich selbst be­hal­ten. Aber hier ist kein Platz für einen Man­ga­ni. Un­ter die­sen Stein­mau­ern wür­de ich bald ster­ben.

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