Tarzan – Band 5 – Der Schatz von Opar. Edgar Rice Burroughs
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Angstvoll lauschte er, aber der Schrei wiederholte sich nicht, und endlich nahm er allen Mut zusammen, um den verzweifelten Sprung über den Abgrund zu wagen. Er ging zwanzig Schritte zurück, nahm einen Anlauf und sprang vom Rande des Brunnens in hohem Bogen ab, um die andere Seite zu gewinnen.
Der Luftzug des Sprunges löschte die flackernde Kerze in seiner Hand aus, er flog in völliger Finsternis durch die Leere und haschte mit den Händen nach vorwärts nach einem Halt, falls seine Füße den unsichtbaren Felspunkt verfehlen sollten.
Er schlug mit den Knien auf die gegenüberliegende Kante, rutschte ab, griff ein paarmal verzweifelt zu und hing schließlich halb im Kamin, halb lag er im Tunnel, aber er war gerettet. Einige Minuten lang wagte er nicht, sich zu rühren; schwach und in Schweiß gebadet blieb er in seiner Stellung hängen. Endlich zog er sich vorsichtig vollends in den Tunnel hinein, lag langgestreckt auf dem Boden und suchte seine verstörten Nerven wieder in die Hand zu bekommen.
Beim Aufschlag seiner Knie auf den Tunnel hatte er die Kerze fallen lassen. In der ziemlich aussichtslosen Hoffnung, sie könnte auf den Tunnelboden statt in den Brunnen gefallen sein, begann er auf allen vieren eine eifrige Suche nach dem kleinen Talgzylinder, der ihm jetzt unendlich wertvoller schien als der ganze fabelhafte Reichtum der Goldbarren von Opar.
Und als er dann schließlich die Kerze fand, da riss er sie an sich und sank schluchzend und erschöpft zusammen. So blieb er längere Zeit zitternd und fassungslos liegen. Aber zuletzt raffte er sich in sitzende Stellung auf, nahm ein Streichholz aus der Tasche und zündete den verbliebenen Kerzenstumpf an. Im Licht hatte er seine Nerven besser in der Gewalt, darum ging er alsbald durch den Tunnel weiter auf die Suche nach einem Ausgang. Der schreckliche Schrei, welcher von oben durch den Brunnenschacht zu ihm gedrungen war, hielt ihn immer noch so sehr im Bann, dass er vor dem Geräusch seiner eigenen vorsichtigen Bewegungen erschrak.
Er war noch nicht weit gekommen, als zu seiner Enttäuschung eine Mauer sein weiteres Vordringen hinderte. Was sollte das? Werper war ein Mann von Bildung und Intelligenz und seine militärische Erziehung hatte ihn gelehrt, nach dem Zweck jeder Sache zu forschen. Als Sackgasse hatte dieser Tunnel keinen Sinn; er musste jenseits der Mauer weiterführen. Irgendjemand hatte ihn früher aus persönlichen Gründen abgesperrt. Der Mann begann beim Licht seiner Kerze eine Untersuchung des Mauerwerks und fand zu seinem Entzücken, dass die Mauer nur aus dünnen, geglätteten Steinplatten bestand, welche ohne Zement oder Mörtel aneinandergepasst waren. Er zog an einem Stein und fand, dass er sich leicht entfernen ließ. Er zog die Platten einzeln nacheinander heraus, bis die Öffnung groß genug war, um seinen Körper durchzulassen. Dann glitt er durch und fand sich in einer geräumigen, niedrigen Kammer. Gegenüber schloss wieder eine Tür den weiteren Weg ab, aber da sie nicht verriegelt war, gab sie seinen Angriffen nach. Ein langer, dunkler Korridor zeigte sich, doch ehe er ihn weit hatte verfolgen können, versengte ihm die heruntergebrannte Kerze die Finger. Mit einem Fluch ließ er sie zu Boden fallen, wo sie noch einmal aufflammte und verlöschte.
Nun war er in völliger Dunkelheit und erneut saß ihm die drückende Angst im Nacken. Er konnte nicht ahnen, was für weitere Fallgruben und Gefahren vor ihm lagen. Aber er glaubte sicher weiter als je von der endlichen Freiheit entfernt zu sein; so niederdrückend ist die Abwesenheit von Licht in fremder Umgebung. Langsam tastete er seinen Weg entlang, fühlte mit den Händen die Wände des Ganges ab und betastete immer erst vor jedem weiteren Schritt den Boden vor sich. Wie lange er so weitergeschlichen war, wusste er nicht mehr; aber als der Tunnel gar kein Ende nehmen wollte, entschloss er sich, völlig erschöpft durch Anstrengung, Schrecken und Mangel an Schlaf, wie er war, sich niederzulegen und vor weiterem Vordringen auszuruhen.
Als er erwachte, hatte sich an der umgebenden Dunkelheit nichts geändert. Ob er einen Tag oder nur eine Sekunde geschlafen hatte, wusste er nicht. Aber die Tatsache, dass er sich erfrischt und hungrig fühlte, bekundete doch, dass er einige Zeit geschlafen haben musste.
Er begann wieder sein tastendes Vordringen, aber diesmal kam er schon nach ganz kurzer Zeit an die Mündung des Tunnels in einen Raum, zu dem aus einem Lichtschacht eine Betontreppe auf den Boden herunterführte.
Durch die Öffnung oben konnte Werper sonnenbeschienene, weinumrankte Säulen sehen. Er lauschte, aber er hörte nichts als das Sausen des Windes in den belaubten Zweigen, den heiseren Schrei der Vögel und das Schnattern von Affen.
Kühner geworden stieg er die Treppe hinauf und fand sich in einem kreisrunden Hofe. Gerade vor ihm stand ein steinerner Altar mit rostbraunen Flecken. Werper gab sich über diese Flecken zunächst keine weitere Rechenschaft – nachher wusste er ihren schlimmen Ursprung nur allzu genau.
Abgesehen von dem Treppenschacht im Boden gerade hinter dem Altar bemerkte der Belgier noch mehrere Türen, welche in gleicher Höhe wie der Hof durch dessen Umfriedigung in das Freie führten. Oben rund um den Hof herum war eine Reihe von Balkonen. Affen trieben sich in den verlassenen Ruinen herum und bunte Vögel schossen zwischen den Säulen durch und über die Galerien, aber keine Menschenseele ließ sich sehen. Werper fühlte sich erleichtert. Er seufzte, wie wenn ihm eine große Last vom Herzen gefallen wäre.
Dann schritt er auf einen der Ausgänge zu, aber mit aufgerissenen Augen voll Staunen und Entsetzen blieb er stehen, denn zu gleicher Zeit öffneten sich ein Dutzend Türen in der Mauer des Hofes und eine Horde von scheußlichen Männern stürzte sich auf ihn.
Es waren die Priester von Opar, die gleichen zottigen, plumpen, schauerlichen Männer, welche vor Jahren Jane Clayton an demselben Fleck zum Opferaltar geschleppt hatten. Ihre langen Arme, die kurzen, krummen Beine, die engstehenden boshaften Augen und die niedrigen flachen Köpfe gaben ihnen ein so tierisches Aussehen, dass ein lähmender Anfall von Furcht die angegriffenen Nerven des Belgiers befiel.
Zwar wollte er mit einem Schrei in die eben erst verlassenen düsteren Gewölbe zurückfliehen, aber die schauerlichen Männer kamen