Tarzan – Band 5 – Der Schatz von Opar. Edgar Rice Burroughs

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Tarzan – Band 5 – Der Schatz von Opar - Edgar Rice Burroughs Tarzan bei Null Papier

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war. Ihr emp­find­li­cher Ge­ruch hat­te ih­nen so viel ge­sagt, aber Tar­zan wuss­te au­ßer­dem, dass es die Wit­te­rung ei­nes Frem­den war und zwar ei­nes al­ten Man­nes, denn so­wohl Ras­se wie Ge­schlecht und Al­ter ha­ben ihre un­ter­schied­li­che Wit­te­rung.

      Es war ein al­ter Mann, der sich al­lein sei­nen Weg durch den düs­te­ren Dschun­gel brach, ein ver­schrum­pel­tes, aus­ge­trock­ne­tes, al­tes Männ­chen mit häss­li­chen Schmar­ren und Tä­to­wie­run­gen. Dazu trug er einen merk­wür­di­gen Auf­putz, ein Hyä­nen­fell hing ihm um die Schul­tern und der ge­trock­ne­te Kopf da­von war über sei­nen grau­en Schä­del ge­stülpt. Tar­zan er­kann­te ihn an sei­nen Ab­zei­chen als Zau­be­rer und war­te­te mit be­frie­dig­tem Vor­ge­fühl auf Nu­mas An­griff, denn der Af­fen­mensch hat­te für die Zau­be­rer nicht viel üb­rig. Aber eben als Numa vor­sprang, fiel dem Wei­ßen plötz­lich ein, dass der Löwe ihm vor ei­ni­gen Mi­nu­ten sei­ne Beu­te ge­stoh­len hat­te und Ra­che ist süß. Erst als Numa kaum zwan­zig Schrit­te hin­ter ihm kra­chend durch die Bü­sche auf den Wild­pfad her­aus­brach, merk­te der Ne­ger, dass er in Ge­fahr war. Als er sich her­um­dreh­te, konn­te er ge­ra­de noch be­mer­ken, dass ein mäch­ti­ger, schwarz­mäh­ni­ger Löwe auf ihn los­schnell­te, aber noch im He­rum­dre­hen pack­te ihn Numa auch schon. Gleich­zei­tig fiel der Af­fen­mensch von ei­nem über­hän­gen­den Zweig ge­nau auf des Lö­wen Rücken. Als sich der Löwe auf­rich­te­te, stieß er ihm sein Mes­ser hin­ter dem lin­ken Schul­ter­blatt in das brau­ne Fell, wühl­te die Fin­ger der rech­ten Hand in die lan­ge Mäh­ne, grub die Zäh­ne in Nu­mas Na­cken und schlang sei­ne kräf­ti­gen Bei­ne um des Tie­res Rumpf. Un­ter Schmerz- und Wut­ge­brüll stieg Numa hoch und fiel nach hin­ten über auf den Af­fen­menschen. Aber das mäch­ti­ge mensch­li­che We­sen hielt fest und tauch­te wie­der­holt blitz­schnell das lan­ge Mes­ser in sei­ne Flan­ke. Numa, der Löwe, über­kol­ler­te sich, kratz­te, biss in die Luft und ver­such­te un­ter schreck­li­chem Ge­heul das Ding auf sei­nem Rücken zu fas­sen. Tar­zan fühl­te sich mehr als ein­mal bei­na­he von sei­nem Griff los­ge­ris­sen. Aber so zer­beult und ge­quetscht er war, mit Nu­mas Blut und dem Schmutz der Wild­fähr­te be­schmiert, nicht für einen Au­gen­blick ließ die Wild­heit sei­nes toll­küh­nen An­griffs oder das grim­me Haf­ten am Rücken sei­nes Geg­ners nach. Wenn er auch nur einen Au­gen­blick den Griff ge­lo­ckert hät­te, wäre er in den Be­reich je­ner rei­ßen­den, schla­gen­den Fän­ge ge­kom­men und die wil­de Lauf­bahn des im Dschun­gel auf­ge­wach­se­nen eng­li­schen Lords hät­te für im­mer ihr Ende ge­fun­den.

      Der Zau­be­rer lag noch an der­sel­ben Stel­le, wo er un­ter dem Lö­wen nie­der­ge­stürzt war. Zer­fleischt und blu­tend, war er nicht mehr im­stan­de, sich weg­zu­schlep­pen und muss­te bei dem schreck­li­chen Kamp­fe der zwei Dschun­gel­be­herr­scher Au­gen­zeu­ge sein. Mit glän­zen­den Au­gen star­rend mur­mel­te er wir­re An­ru­fun­gen der Teu­fel sei­ner re­li­gi­ösen Bräu­che zwi­schen run­ze­li­gen Lip­pen und zahn­lo­sen Kie­fern.

      Eine Zeit lang war er nicht im Zwei­fel über den Aus­gang – der frem­de wei­ße Mann muss­te si­cher dem schreck­li­chen Sim­ba er­lie­gen – wer hör­te je, dass ein ein­zel­ner Mann nur mit ei­nem Mes­ser ein so mäch­ti­ges Tier er­legt hät­te! Aber bald riss der Schwar­ze die Au­gen auf und be­kam Zwei­fel und Be­sorg­nis. Was war das für ein wun­der­ba­res Ge­schöpf, das Sim­ba be­kämpf­te und sich ge­gen die rie­si­gen Mus­keln des Tie­res be­haup­te­te? Lang­sam däm­mer­te in den ein­ge­fal­le­nen Au­gen, die so hell aus dem run­ze­li­gen, ver­narb­ten Ge­sicht her­vor­leuch­te­ten, die Er­kennt­nis. Die Hand der Erin­ne­rung griff zu­rück in die Ver­gan­gen­heit, bis sie ein mit den Jah­ren ver­blass­tes und ver­gilb­tes Bild fass­te: Ein ge­schmei­di­ger, weiß­häu­ti­ger Jüng­ling schwang sich in Ge­sell­schaft ei­ner Hor­de von Rie­sen­af­fen durch die Bäu­me. In die al­ten Au­gen trat große Angst, die aber­gläu­bi­sche Angst des Men­schen, wel­cher an Ge­s­pens­ter, an Geis­ter und Dä­mo­nen glaubt. Und als dann der Zau­be­rer über den Aus­gang des Zwei­kamp­fes nicht mehr zwei­fel­haft war, denn ent­ge­gen sei­ner vor­he­ri­gen Über­zeu­gung wuss­te er nun, dass der Dschun­gel­gott Sim­ba tö­ten wür­de, da hat­te der alte Ne­ger noch mehr Angst um sein be­vor­ste­hen­des Ge­schick aus der Hand des Sie­gers als vor­her vor dem si­che­ren und schnel­len Tod, wel­chen ihm der Löwe be­rei­tet hät­te. Er sah, wie matt der Löwe vom Blut­ver­lust wur­de, wie die mäch­ti­gen Glie­der zit­ter­ten und wank­ten und er sah zu­letzt das Tier nie­der­sin­ken, um sich nicht mehr zu er­he­ben. Und dann sah er, wie der Wald­gott oder Teu­fel sich Von dem be­sieg­ten Geg­ner er­hob: er setz­te einen Fuß auf den noch zu­cken­den Kör­per, hob das Ant­litz zum Mond und stieß einen schau­er­li­chen Schrei aus, dass dem Zau­be­rer das klop­fen­de Blut in den Pul­sen ge­fror.

      Tar­zans Auf­merk­sam­keit wen­de­te sich nun dem Man­ne zu. Er hat­te kei­nes­wegs Numa er­schla­gen, um den Ne­ger zu ret­ten – er woll­te sich nur an dem Lö­wen rä­chen. Aber als er den al­ten Mann hilf­los und ster­bend vor sich lie­gen sah, rühr­te so et­was wie Mit­leid sein rau­es Herz. In der Ju­gend hät­te er den Zau­be­rer ohne die ge­rings­ten Be­den­ken ge­tö­tet. Aber die Zi­vi­li­sa­ti­on hat­te ihre be­sänf­ti­gen­de Wir­kung auf ihn so we­nig wie auf von ihr be­rühr­te Ras­sen und Na­tio­nen ver­fehlt, ob­gleich sie noch nicht so weit ge­kom­men war, ihn fei­ge oder weich­lich zu ma­chen.

      Er sah einen al­ten Mann un­ter Schmer­zen ster­ben und er bück­te sich, un­ter­such­te des­sen Wun­den und hemm­te das strö­men­de Blut.

      Wer bist du? frag­te der Greis mit zit­tern­der Stim­me. Ich bin Tar­zan, der Af­fentar­zan! er­wi­der­te der Af­fen­mensch mit viel­leicht grö­ße­rem Stolz als er ge­sagt ha­ben wür­de: Ich bin John Clay­ton, Lord Grey­sto­ke. Der Zau­be­rer schüt­tel­te sich krampf­haft und schloss die Au­gen. Als er sie wie­der öff­ne­te, zeig­ten sie Er­ge­bung in das wenn auch noch so schreck­li­che Ge­schick, das ihn aus der Hand die­ses ge­fürch­te­ten Teu­fels der Wäl­der er­war­te­te. Wa­rum tö­test du mich nicht? frag­te er.

      Wes­halb soll­te ich dich tö­ten? forsch­te Tar­zan. Du hast mir nichts ge­tan und au­ßer­dem liegst du schon im Ster­ben. Numa, der Löwe, hat dich ge­tö­tet.

      Du wür­dest mich nicht tö­ten?! Über­ra­schung und Zwei­fel la­gen im Tone der zitt­ri­gen, al­ten Stim­me.

      Wenn ich könn­te, wür­de ich dich ret­ten, er­wi­der­te Tar­zan. Aber das geht nicht mehr. Wa­rum dach­test du, ich wür­de dich tö­ten?

      Der alte Mann schwieg einen Au­gen­blick. Als er wie­der sprach, hat­te er an­schei­nend erst sei­nen Mut zu­sam­men­ge­nom­men: Ich ken­ne dich von frü­her, sag­te er, von da­mals, als du in des Häupt­lings Mbon­ga Ge­biet im Dschun­gel haus­test. Ich war schon Zau­be­rer, als du Ku­lon­ga und die an­de­ren er­schlugst und un­se­re Hüt­ten und un­se­ren Gift­topf be­raub­test. Ich er­kann­te dich erst nicht. Aber jetzt weiß ich es – du bist der weiß­häu­ti­ge Affe, der un­ter den haa­ri­gen Af­fen leb­te und das Le­ben in Mbon­gas Dorf zur Höl­le mach­te, der Herr – der Wald­gott – der Mun­an­go-Ki­wa­ti, wel­chem wir im­mer Op­fer an Nah­rung vor das Tor setz­ten und der dann kam und es aß. Sage mir, ehe ich st­er­be – bist du

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