Perry Rhodan Neo Paket 24. Perry Rhodan

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Perry Rhodan Neo Paket 24 - Perry Rhodan Perry Rhodan Neo

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      Und Montoya saß vor Conrads Grab.

      Und wartete.

      Inzwischen hatte sie fast niemanden mehr: ihre Nachbarn im Stadtteil Ocean View, überwiegend Flottenpensionäre wie sie selbst; ihre achtzigjährige Schwester in Pamplona, deren Leben sich fast nur noch um das Gemeindezentrum drehte und deren Baskisch sie an schlechten Tagen kaum noch verstand. Davon abgesehen war sie auf sich allein gestellt.

      Gabrielle Montoya war keine unselbstständige Frau. Sie neigte auch nicht dazu, ihre Fähigkeiten zu unterschätzen. Selbstverständlich kam sie irgendwie zurecht. Das Problem war, dass sie zum ersten Mal seit vielen, vielen Jahrzehnten – vielleicht das erste Mal überhaupt in ihrem Leben – kein Ziel mehr hatte.

      Sie hatte immer alles erreicht, was sie sich vorgenommen hatte, und mehr. Nun war alles, was sie sich noch vornahm, ihr Haus zu putzen, das ihr irrsinnig groß vorkam, seit sie allein darin wohnte.

      Mit sorgfältigen Griffen richtete sie die Blumen auf dem Grab. Sie dachte daran, wie sie mit Deringhouse im Arkonsystem noch gescherzt hatte: Wir beide allein gegen eine ganze Kriegsflotte, das hätte zwar etwas sehr Romantisches. Nur steht mir gerade mehr der Sinn nach einem ruhigen Lebensabend als nach Selbstmord ...

      »Ich wünschte, wir hätten es mit dieser Flotte aufgenommen«, murmelte sie. »Oder dass du Theta mir überlassen hättest. Was soll ich denn anfangen ohne dich und deine Dummheiten?«

      Ein Räuspern hinter ihr ließ sie innehalten.

      »Hallo, Gabrielle«, sagte die Stimme von Reginald Bull.

      Ruhig beendete sie ihre Arbeit an dem Blumengesteck und drehte sich um. In gemessenem Abstand am Rand des Grabs standen Bull, mit einem Kranz unterm Arm, und ein älterer Mann, den sie mit kurzer Verspätung als Marcus Everson erkannte.

      »Hallo«, sagte sie vorsichtig und auch etwas peinlich berührt. Natürlich kannte sie Everson, den alten Weggefährten von Perry Rhodan, Bull und Deringhouse, der sich vom Schiffskommandanten zum Koordinator und Stellvertretenden Systemadmiral hochgedient hatte. Sie hatte ihn aber lange nicht mehr gesehen und hoffte, dass sie nicht wie eine verwirrte Greisin wirkte, wie sie da stirnrunzelnd am Grab ihres Manns kniete, das lange, weiße Haar wild im Gesicht.

      Es gab noch einen anderen Grund, weshalb sie einen Augenblick lang nicht geschaltet hatte: Bull und Everson waren in ihrer Vorstellung gleich alt, etwa zehn, fünfzehn Jahre älter als Deringhouse und sie.

      Bull aber sah aus wie Mitte fünfzig. Everson hingegen sah aus wie Neunzig – was er wohl tatsächlich war.

      Wie alt machte das sie? Montoya wusste es nicht mehr. Verdammte Zellaktivatoren, dachte sie. Sie verfluchte die Geräte nicht zum ersten Mal: für diesen kurzen Moment der Verwirrung, diese unverschämte Art, mit der sie die Zeit betrogen und alles Lügen straften, was für Menschen normal und hinnehmbar war; und für den Gedanken, ob ihr Mann vielleicht noch am Leben wäre, wenn sie sich ebenfalls für das Tragen eines Aktivators entschieden hätten.

      Doch ein Blick in Bulls Gesicht sagte ihr, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatten – trotz allem. Bull mochte ein halbes Leben jünger sein als Everson. Doch er sah nicht glücklicher aus als er. Im Gegenteil.

      Sie werden ein langes und unglückliches Leben führen, hatte der Hausarzt ihrem Vater stets versprochen, der Zeit seines Lebens unter zu niedrigem Blutdruck gelitten hatte. Und er hatte recht behalten: Hundertzwei Jahre war ihr Vater am Ende geworden.

      Bull blickte drein wie hunderteins.

      »Gabrielle?«, fragte Everson und streckte ihr die faltige Hand hin. »Alles in Ordnung?«

      Sie schüttelte entschuldigend den Kopf. »Ich war bloß gerade ... in Gedanken.« Dankbar ergriff sie die Hand.

      Mit erstaunlicher Stärke zog Everson sie auf die Beine. Wahrscheinlich ging der ehemalige Bodybuilder noch immer ins Fitnessstudio. Seine vor Urzeiten gebrochene Nase verlieh ihm mehr denn je eine Aura von Gefährlichkeit.

      Sie klopfte sich die Erde vom Rock und betrachtete seine Uniform. »Du bist wieder im Dienst?«, fragte sie.

      Everson grinste schwach. »Du etwa nicht?«

      Sie gab keine Antwort.

      »Gabrielle«, sagte Bull.

      »Weshalb bist du gekommen, Reginald?«, fragte sie scharf.

      »Um einem toten Freund die Ehre zu erweisen.« Bull blieb ganz ruhig. »Ich war noch nicht hier, seit ... Conrad hier liegt.«

      »Du hast nichts versäumt«, sagte sie. »Die Beerdigung war ganz klein, wie du dir denken kannst. Du warst ja nicht da.«

      »Ich war nicht da«, wiederholte Bull. »Und Marcus war damit beschäftigt, hinter mir aufzuräumen – das war meine Schuld. Es tut mir sehr leid, Gabrielle. Ich hab es versaut.«

      »Kein Problem«, behauptete sie. »Wir haben auf dem Schiff schon Abschied von ihm genommen. In M 13. Die Beisetzung hier war nur eine Formalität. Marcus hat wenigstens einen Kranz geschickt. Danke dafür.«

      Everson drückte ihre Schulter, während Bull stumm an ihr vorüberging.

      »Mit deiner Erlaubnis möchte ich das nachholen.« Bull kniete vor dem Grab nieder und legte seinen Kranz ab. Dann griff er in seine Tasche, nahm eine winzige Flasche mit goldenem Inhalt heraus und stellte sie daneben. Ein paar Momente vergingen in Schweigen.

      »Gabrielle«, sagte er dann und stand wieder auf. »Ich bin nicht nur gekommen, um nach einem toten Freund zu sehen. Sondern auch nach einer lebendigen Freundin.«

      »Ich weiß nicht, ob sie noch da ist«, sinnierte Montoya.

      »Glaub mir – ich weiß, wie man sich fühlt, wenn man nicht mehr sicher ist, ob man tot oder lebendig ist«, sagte Bull. »Bis vorige Woche ging es mir sehr ähnlich.«

      »Ich glaube nicht, dass du weißt, wie es mir geht!«, entfuhr es ihr. »Du hast nicht ... Du weißt nicht, wie sich das anfühlt. Jemanden so zu verlieren.«

      Bull widersprach nicht. »Aber ich weiß, wie es ist, sich selbst aufzugeben. Und ich brauchte jemanden, der mir sagt, dass ich nicht allein sein muss.«

      »Und nun willst du für mich dieser Jemand sein?«

      »Nein. Du brauchst mich nicht, denn ich habe genug mit mir selbst zu kämpfen.« Bull reichte ihr eine kleine Chipkarte. »Aber vielleicht kann sie dir helfen.«

      Stumm aktivierte Montoya den Chip mit dem Daumen. Eine holografische Visitenkarte erblühte: das Tiga-Ranton-Symbol in weißem Licht.

      »Thora Rhodan da Zoltral«, stand auf Arkonidisch und Englisch darunter, »Botschafterin«. Gefolgt von einer Büro- und Kommunikationsadresse.

      »Ich soll mich bei Thora melden?«, fragte Gabrielle Montoya.

      »Du sollst dich bei Thora melden«, bestätigte Reginald Bull, nahm Marcus Everson am Arm und wandte sich zum Gehen. »Alles Gute.«

      »Reginald!« Plötzlich bedauerte sie, dass sie so abweisend gewesen war. »Wo willst du hin?«

      Er blieb noch einmal stehen und drehte sich

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