Perry Rhodan Neo Paket 24. Perry Rhodan

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Perry Rhodan Neo Paket 24 - Perry Rhodan Perry Rhodan Neo

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      *

      John Marshall ließ das Flugtaxi an der Ecke landen, um die letzten Meter nach Hause zu Fuß zu gehen. Er schulterte seine Umhängetasche, knöpfte sein Hemd auf, das er in der klimatisierten Kabine geschlossen hatte, und atmete die warme Abendluft Terranias, während der Quadrokopter mit leisem Rauschen der Rotoren in die Höhe stieg.

      Der Mond stand hell über dem Ende der Straße und schüttete sein Licht über den beinahe identischen Häusern des Vororts aus. Es war eine typische Wohnsiedlung – nicht so wohlhabend wie die exklusiven Gegenden am Goshunsee, aber ruhig und mit allen Vorzügen.

      Marshall hätte selbst nicht gedacht, dass er mit fast neunzig Jahren mal so ein Leben führen würde. Und das im Körper eines Manns mit der Optik eines Endfünfzigers.

      Für ihn und Belle McGraw waren die Zellaktivatoren ein Geschenk gewesen. Natürlich war er sich des Preises ihrer beider Entscheidung bewusst. Er kannte auch die Risiken. Er brauchte nur an seinen Freund Ras Tschubai zu denken, der noch immer in einem von seinem Gerät diktierten Winterschlaf auf Mimas lag. Die Aktivatoren bestimmten das Leben ihrer Träger, und sie konnten jederzeit versagen – so wie Perry Rhodans Zellaktivator voriges Jahr.

      Es war nur eine Ausprägung des allgemeinen Dahinschwindens. Manchmal fühlte sich Marshall, als hätte man aus der Welt einen Stöpsel gezogen – dass, als sich die Pforten ins Creaversum geschlossen hatten, all die Magie, mit der er und seine Freunde in den Dreißiger- und Vierzigerjahren wie selbstverständlich gelebt hatten, unwiederbringlich verschwunden war. Die Aktivatoren waren womöglich die letzten Artefakte dieser Magie. Sie und die Alten Straßen, die Sonnentransmitter, die vielleicht auch bald zusammenbrechen würden.

      Am Lakeside Institute beobachteten sie, wie von Jahr zu Jahr weniger neue Mutanten zu ihnen kamen. Die paar alten Freunde, zu denen er noch Kontakt hielt, benutzten ihre Gaben nur noch selten, weil sie sie zu sehr anstrengten oder ihnen sogar Angst bereiteten. Marshall kannte das Gefühl nur zu gut. Mit seiner Telepathengabe, die im Laufe seines Lebens mal stärker, mal schwächer ausgeprägt gewesen war, hatte er seinen Frieden gemacht. Aber seine andere Fähigkeit – das Reisen in alternative Möglichkeitszustände oder parallele Realitäten – hatte er schon lange nicht mehr bewusst angewandt. Nur manchmal erwachte er morgens aus lebhaften Träumen und war sich nicht völlig sicher, von was für einem Ort er gerade zurückgekehrt war.

      Mittlerweile waren er und Josue Moncadas die letzten der alten Mutanten, die noch aktiven Dienst versahen. Dann waren da natürlich noch der schlafende Ras; Sud, die zu etwas völlig Neuem und anderem geworden war; und Gucky, der sowieso keinen Regeln gehorchte. Dazu einige jüngere Begabte, die am Lakeside Institute ihre bescheidenen Fähigkeiten trainierten. Das Korps als solches aber, das lange Zeit wie eine Familie für John Marshall gewesen war, dessen Mitglieder zu ihm aufgesehen hatten wie zu einem Vater, existierte schon lange nicht mehr.

      Vielleicht waren es die Zellaktivatoren, die Moncadas und ihm die nötige Kraft zum Weitermachen verliehen. Deshalb war es auch seine Pflicht, den Menschen, denen er so viel verdankte, etwas zurückzugeben.

      Der Klang einer Geige tönte durch den Abend. Marshall blieb an der Einfahrt zur Garage stehen und lauschte. Noah war zu Hause – bald würde sein Sohn an die Akademia Terrania zurückkehren, um sein Musikstudium fortzusetzen. Und Belle würde wieder zum Mond fliegen, um nach Möglichkeiten zu forschen, ihre in Kreell eingeschlossenen Freunde zu befreien.

      Die vergangenen Wochen mit seiner Familie waren eine wunderbare Pause von den langen Raumflügen, den Einsätzen, der ständigen Gefahr gewesen. Umso schmerzhafter, dass diese Zeit des Friedens nun enden musste. Vor zwei Stunden hatte Marshall den Starttermin genannt bekommen. In drei Tagen würde die CREST II erneut losfliegen, und sie würden vielleicht wieder viele Wochen oder Monate unterwegs sein.

      Doch er wusste, Belle McGraw würde es ihm nicht vorwerfen. Es war in Ordnung, dass er ging. Auch für Noah, der schon lange kein kleines Kind mehr war. Sie alle hatten ihre Leidenschaften, ihre Obsessionen, ihre Pflichten ... Marshall und seine Frau hatten zudem etwas, wovon die meisten Paare viel zu wenig hatten: Sie hatten Zeit.

      Er griff nach dem Zellaktivator unter seinem Hemd. Kurz musste er innehalten, denn das Lied der Geige trieb ihm die Tränen in die Augen. Dann hatte er sich wieder unter Kontrolle, ging zur Eingangstür und schloss sie auf.

      »Ich bin zu Hause!«, rief John Marshall.

      *

      »Das hier sind die Kontaktdaten der wichtigsten Maler und bildenden Künstler in Crest Village«, informierte Thora Rhodan da Zoltral ihren Stellvertreter. »Nicht, dass ich das beurteilen könnte ... Aber man versicherte mir, dass sie gut seien.«

      Serad Kitrina nickte pflichtschuldig. Doch es brauchte nicht viel Menschen- oder Arkonidenkenntnis, um ihm anzusehen, dass ihn der Gedanke, allein einen Staatsempfang für Imperator Gonozal VII. auszurichten, an den Rand einer Panik brachte.

      »Interessiert sich Mascudar da Gonozal für Malerei?«, fragte Kitrina schüchtern.

      »Ich habe keine Ahnung«, gestand Thora. »Atlan hat nie viel von seinem Vater erzählt. Außer dass er ein furchtbar strenger und nachtragender Mann gewesen sei, der nie einen Fehler verzieh.«

      Kitrina wurde noch ein bisschen blasser, seine roten Augen tränten fast vor Bestürzung. Thora grinste. Der Junge war ein helles Kerlchen, aber er musste noch viel lernen. Dann solltest du von seinem Selbstbewusstsein noch was übrig lassen, empfahl ihr der Logiksektor.

      »Tut mir leid, war nur Spaß«, beruhigte sie Kitrina. »Die Wahrheit ist, wir kennen die Vorlieben des Imperators nicht. Und deshalb haben Sie hier die besten Maler, dort die besten Musiker und da eine Handvoll Dichter. Matthew Zack wird zudem ein Dagorturnier ausrichten.« Der Halbarkonide war ein weithin bekannter Kampfsportler und Thoras Trainingspartner, wenn sie die Zeit dazu fand. »Und wenn der Imperator dann noch nicht zufrieden ist, fliegen Sie ihn auf den Mond und besichtigen die Landestelle der AETRON und das Denkmal. In der Lunar Research Area weiß man Bescheid.«

      Kitrina schluckte. »Danke, Botschafterin.«

      »Glauben Sie mir – Stella Michelsen ist auch nicht scharf auf diesen Staatsbesuch«, ließ Thora ihren Stellvertreter wissen. »Im besten Fall verzögert sich das alles noch, bis wir wieder zurück sind. Dann übernehme ich den Imperator, und Sie können mir beim Kriechen zusehen und lernen.«

      »Was sage ich, wenn er mich auf meine Rolle während des Protektorats anspricht?«, fragte Kitrina besorgt.

      »Die Wahrheit: dass Sie da noch nicht geboren waren. Das ist genau das Zeichen, das wir setzen wollen – jeder hat die Chance auf einen Neubeginn, und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.« Sie runzelte die Stirn. »Jetzt sehen Sie, was Sie getan haben, ich zitiere schon Erdenlyrik.«

      Kitrina lachte, sammelte die mit Datenchips bestückten Visitenkarten und die Speicherkristalle auf seinem Positronikpad wie ein Kellner die bestellten Getränke auf einem Tablett und trug sie hinüber in sein Büro.

      Auf dem Weg nach draußen stieß er beinahe mit einer Besucherin zusammen.

      »Thora?«, fragte Gabrielle Montoya, mit dem Fingerknöchel zaghaft gegen den Türrahmen klopfend.

      »Gabrielle!«, rief Thora verblüfft. »Komm doch rein.«

      Die alte Frau trug ihre Offiziersuniform und das lange, sorgsam zusammengebundene Haar protokollarisch mustergültig zur Schau. Thora hatte sie seit der zweiten Beisetzung ihres Manns, die ohne großes Zeremoniell verlaufen war, nicht mehr

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