Speak to win. Frank M. Scheelen
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Dies ist keine gute Ausgangssituation, aber in jedem Fall ist es essenziell für Sie als Redner, über die jeweilige Situation Bescheid zu wissen.
Hausaufgaben machen
Wenn Sie eine Rede für die Angehörigen einer bestimmten Branche oder eines bestimmten Verbands halten, müssen Sie im Vorfeld alle verfügbaren Informationen recherchieren. Ist der Markt gut oder schlecht für die jeweiligen Produkte? Handelt es sich um eine Wachstumsbranche, herrscht gerade Stagnation oder fällt das Konjunkturbarometer? Wie sehen die aktuellen wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen aus?
Die unmittelbare Umgebung
Lokalkenntnisse
Wenn Sie eine Rede halten, sollten Sie wissen, was in der jeweiligen Stadt los ist und wie Ihr Publikum davon beeinflusst wird. Schon häufiger habe ich Reden kurz nach einem sportlichen Großereignis gehalten. Wenn etwa die heimische Mannschaft soeben eine Meisterschaft gewonnen oder verloren hat, ist es wichtig, über dieses Ereignis informiert zu sein und entsprechende Bemerkungen – positive oder negative – in Ihre Eröffnung einzubauen. So verhindern Sie, dass sich das Publikum zu sehr mit dem jeweiligen Sport-Event beschäftigt und Sie für einen Outsider hält.
Wer waren die bisherigen Redner?
Ein weiterer Teil der Vorbereitung besteht darin, die »Vorgeschichte« Ihres Publikums zu kennen. Welche Redner haben vor Ihnen gesprochen? Über welche Themen haben die anderen Redner referiert? Wie hat das Publikum auf die anderen Redner und deren Themen reagiert? Fanden die Vorträge Anklang? Oder waren die Zuhörer von einem vorherigen Redner enttäuscht? Wenn das der Fall ist, warum war das so? Wenn ihnen der vorherige Redner gefallen hat, was war der Grund? Was hat er gesagt?
Vor allem bei länger dauernden Veranstaltungen und Kongressen sollten Sie herausfinden, wer vor Ihnen spricht. Und was sind die Themen Ihres Vorredners? Sie sollten sich auch darüber informieren, wer bei der letzten Veranstaltung aufgetreten ist und wie das Publikum damals reagiert hat.
Rede anpassen
Vor Kurzem hielt ich eine Rede vor rund 4000 Menschen. Ich hatte beträchtliche Zeit damit verbracht, mich entsprechend vorzubereiten. Meine Ausführungen basierten auf ausführlichen Gesprächen mit dem Hauptorganisator der Veranstaltung. In meiner neunzigminütigen Rede entwarf ich ein Gesamtbild zur Lage des Unternehmens, sprach über die Probleme und Chancen der Firma, über Herausforderungen im Wettbewerb und die zukünftige Ausrichtung.
Unabdingbar: maßgeschneiderte Reden
Nach der Rede nahm mich die Präsidentin der Firma zur Seite und sagte mir, dass das eine der besten Reden gewesen wäre, die sie je gehört hätte. Sie hatten vorher andere Redner engagiert und hohe Honorare an sie gezahlt. Die Redner hatten zwar jeweils versprochen, ihre Ausführungen auf das Unternehmen zuzuschneiden, haben dies de facto aber nicht getan. Und schon nach wenigen Worten war offensichtlich geworden, dass sie von der Firma nicht viel wussten. Das Resultat: Man lud sie nie wieder ein.
Das Endziel stets im Kopf haben
Erinnern Sie sich an die »Zielfrage«. Wenn Sie die Teilnehmer Ihres Publikums nach Ihrer Rede interviewen könnten und Sie fragten: »Was haben Sie durch meine Rede Neues gelernt und was werden Sie künftig anders machen?«, wie sollte Ihrer Meinung nach die Antwort lauten?
Je spezifischer Sie die Frage beantworten, desto einfacher können Sie Ihre Ausführungen konzipieren und strukturieren. So erreichen Sie Ihre Ziele innerhalb der Ihnen zur Verfügung stehenden Zeit.
Dauer und Ablauf klären
In jedem Fall muss absolute Klarheit über die Ihnen zur Verfügung stehende Zeit und über die Art der Rede herrschen. Manchmal erwartet das Publikum, dass Sie fünfundsiebzig Prozent der Zeit sprechen und danach eine Frage-und-Antwort-Runde einleiten. In anderen Fällen erwartet der Veranstalter von Ihnen, dass Sie die ganze Zeit reden. Ungeachtet der je spezifischen Erwartungen ist es stets wichtig, dass Sie Ihren Vortrag zum vereinbarten Zeitpunkt beenden.
Die Uhr im Blick haben
Viele Reden, Konferenzen und Meetings unterliegen einer sorgfältigen zeitlichen Choreografie. Einmal hielt ich eine Rede vor 5000 Menschen. Die Organisatoren der Veranstaltung wünschten sich, dass ich die Rede vorher im Detail niederschreibe. Ihre Hauptbefürchtung war, dass ich ihren Zeitplan nicht minutengenau einhalten würde. Als ich die Rede dann halten sollte, sprach mein Vorredner statt der geplanten zweiundzwanzig Minuten achtundzwanzig Minuten. Ich stand hinter den Kulissen, wartete auf meinen Auftritt und konnte mitverfolgen, wie die Organisatoren völlig außer sich gerieten, sie waren gestresst, besorgt und wütend. Es war ihnen egal, was der Redner zu sagen hatte. Sie wollten nicht, dass jemand eine längere Rede hielt als vorgegeben und ihren Zeitplan durcheinanderbrachte. Sie luden meinen Vorredner nie wieder ein.
Eine Rede vorbereiten
Systematisch beginnen
Seit vielen Jahren benutze ich die folgende effektive Methode der Vorbereitung: Ich nehme ein leeres Blatt Papier. Als Erstes notiere ich den Titel meiner Rede. Anschließend beschreibe ich den Zweck oder das Ziel der Rede in einem Satz. Welche Aufgabe hat die Rede zu erfüllen? Dann erstelle ich eine Liste aller Ideen, Einsichten, Schlagworte, Statistiken, Beispiele oder Illustrationen, die ich möglicherweise in den Vortrag einbringen könnte. Ich schreibe und schreibe und schreibe und schreibe.
Manchmal kommen dann zwei bis drei Seiten mit Notizen zusammen. Auf dieser Grundlage wähle ich bestimmte Elemente aus und bringe sie in eine logische Reihenfolge, bis sich eine sinnvolle Rede ergibt. Und Sie können das Gleiche tun! Sie werden staunen, wie viele Ideen Sie haben, wenn Sie sich dazu zwingen, zwanzig oder dreißig oder fünfzig relevante Teilaspekte schriftlich festzuhalten.
Danach strukturieren Sie die ganzen Punkte und markieren die Schlüsselpunkte mit einem roten Stift. Überlegen Sie sich eine stimmige Reihenfolge. Nach und nach nimmt Ihre Rede nun Gestalt an.
Die PREP-Formel
Wenn Sie die wesentlichen Aspekte ausgewählt haben, können Sie auf die sogenannte PREP-Formel zurückgreifen.
These, Begründung, Beispiel, These
Der Buchstabe P steht für Point of View (Sichtweise). Das bedeutet: Zunächst tragen Sie Ihre These oder Behauptung vor: »In den nächsten zehn Jahren werden mehr Menschen mehr Geld verdienen als in den letzten hundert Jahren.«
R steht für Reasons (Gründe): Worauf gründet Ihre These? »Die Anzahl der Millionäre und Milliardäre hat sich in den letzten fünf Jahren um sechzig Prozent erhöht, und die meisten von ihnen haben sich das selbst erarbeitet. Die Zahl steigt rasant.«
Das E steht für Example (Beispiel): Mit einem Beispiel können Sie Ihre These illustrieren und belegen: »Im Jahr 1900 gab es in Amerika 5000 Millionäre und keine Milliardäre. 2007 gab es, so Business Week Magazine, 8900000 Millionäre und über 700 Milliardäre, die meisten von ihnen in der ersten Generation.«
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