Perry Rhodan Neo 218: Abstieg in die Zeit. Rainer Schorm

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Perry Rhodan Neo 218: Abstieg in die Zeit - Rainer Schorm Perry Rhodan Neo

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glich. Der musikalische Vergleich war wohl der beste Beweis, dass die Bezeichnung zutreffend war. NATHAN hatte den Namen MINSTREL gewiss nicht ohne Grund gewählt.

      Er ist ein Sänger, keine Frage, dachte Laura.

      Sie spürte die Gedanken ihrer Zwillingsschwester, und für einen kleinen Moment fühlte sie sich geborgen und gut aufgehoben. Aber der Moment verging, und sie stieß auf etwas, das sie nicht erwartet hatte. Da war etwas wie eine Barriere. Diese isolierte einen Datenbereich, der Laura vollkommen unzugänglich blieb. Sie spürte auch Sophies Verblüffung – beinahe wie eine körperliche Berührung.

      Was ist das?

      Eine Antwort erhielt sie nicht. Als sie versuchte, auf das fragliche Areal zuzugreifen, prallte sie ab. Häufig assoziierte sie abstrakte Vorgänge und Abläufe mit Bildern. In diesem Fall hatte sie eine fast ätherische Ansammlung dünnster Membranen vor dem geistigen Auge, beinahe zerknüllt, wie Klarsichtfolie. Doch der Kontakt selbst glich eher der Berührung von gehärtetem Glas. Die Überraschung spülte sie förmlich aus dem Konnex hinaus. Sie registrierte, dass Sophie nach Luft schnappte. Der MINSTREL hielt seine beiden Interpreterinnen von etwas fern. Das war neu.

      Das ist nicht für euch bestimmt! Die Abweisung war eindeutig, aber nicht aggressiv oder gar feindlich.

      Die beiden Ärztinnen hatten von diesem Vorfall nichts mitbekommen. Ihr Interesse galt ihrem Patienten. Die positronische Überwachung von Rhodans Lebensfunktionen zeigte dessen kritischen Zustand schonungslos an.

      »Alles hat sich rapide verschlechtert«, sagte Sato. »Wir hatten mit etwas mehr Zeit gerechnet, aber der Zellaktivator ist eine Blackbox, die wir weder öffnen noch auslesen können. Für uns heißt das, dass uns wichtige Informationen ganz einfach fehlen. Wüssten wir, welche Schäden der Aktivator repariert, könnten wir den Zustand der entsprechenden Organe oder der biochemischen Abläufe in den Zellen besser beurteilen. Aber wegen des Stotterns des Zellaktivators bleibt ein komplettes Bild aus.«

      »Der Organismus ist durch die Lashat-Viren stark geschädigt«, ergänzte Olsen. Mit einer kurzen Betätigung des Kontrollholos erhöhte sie den Durchfluss des Schmerzmittels. »Das Dunkelleben kommt dazu und ist ein weiterer Faktor, den wir nicht eindeutig analysieren können.«

      Pari Sato trat einen Schritt zurück und musterte den Patienten. Rhodans Atem ging schwer, die Brust hob und senkte sich unregelmäßig. Unter dem Atemgeräusch lag ein leises, aber nicht zu ignorierendes Pfeifen.

      »Vielleicht sollten wir Merkosh bitten ...«, setzte Lena Olsen an, als ein leises Geräusch im Hintergrund zu hören war.

      »Ich bringe den compariatischen Doktor«, sagte Gucky. »Nichts zu danken.«

      Laura spürte, wie vorgetäuscht Guckys gute Laune war. Der Mausbiber war einer von Rhodans engsten Freunden, vergleichbar nur mit Reginald Bull, ihrem Vater.

      Gucky ließ den mitgebrachten Merkosh los. Wie immer war es schwer, die Mimik des Oproners zu deuten, aber eine gewisse Hektik glaubte Laura wahrzunehmen. Die große, dürre Gestalt stakste auf das Bett zu. Mit enormer Geschwindigkeit schrieb sich Merkosh etwas auf den Unterarm, offenbar Auszüge aus den positronischen Diagnoseprotokollen. Das war seine Art, Dinge im Gedächtnis zu speichern. Er trug eine eigenartig geschnittene, badeanzugähnliche Kombination; aus einer der Taschen holte er das kleine Injektionsgerät, das alle bereits kannten.

      »Ich hatte gehofft, es sei nicht noch einmal nötig, bevor wir auf Lashat landen«, sagte er und stülpte die Lippen nach vorn, als wolle er pfeifen. Seine grünen Augen schienen sich zu verdunkeln. Fasziniert sah Laura, wie sich unter der transparenten Haut des Oproners Muskeln bewegten. Der Lichtkegel einer Deckenlampe streifte den Kopf, und sie konnte Teile des Gehirns erkennen.

      »Ist es gefährlich?«, fragte sie nach einem Seitenblick auf Sophie.

      Merkosh zögerte und drehte den Injektor elegant zwischen seinen sechs Fingern.

      »Wenn ich Perry Rhodans Zustand sehe ... nein. Vielleicht wird es ihn ein wenig stabilisieren können, mehr aber kaum. Die Dichte an neuronalen Pseudoprionen ist auf meinen Organismus abgestimmt – oder den eines anderen Oproners. Sie sind nicht als Medikament konzipiert und somit nur ein Notbehelf. Sie werden ihm aber auf keinen Fall schaden.«

      Laura registrierte, dass die beiden Ärztinnen sich mit dieser Erklärung nicht recht wohlfühlten. Olsen fuhr sich nervös durch das blonde Haar.

      Kein Wunder, dachte sie. Ihnen sind die Hände gebunden, und Mediziner sind automatisch Skeptiker. Eine Behandlung, die sie nicht verstehen, muss ihnen gegen den Strich gehen.

      Gucky runzelte die Nase. Der Ilt war genauso beunruhigt wie alle anderen, aber im Gegensatz zu ihnen bekam er etwas von Rhodans Innenleben mit. Dieser war wohl bei Bewusstsein, aber in welchem Maße ...

      »Frag erst gar nicht!«, sagte der Ilt.

      Du sollst meine Gedanken nicht lesen, schimpfte Laura lautlos.

      Gucky zeigte seinen Nagezahn nicht. »Als ob ich das verhindern könnte, so laut, wie ihr alle denkt. Spielt doch überhaupt keine Rolle. Wir haben alle Angst um ihn.«

      Sein Blick fiel auf den MINSTREL. »Was macht der denn hier? Und was ist mit ihm los?«

      Der aus unzähligen, sich ständig bewegenden kleinen Kuben zusammengesetzte Kugelkörper zeigte merkwürdige Muster. Laura erkannte dreidimensionale Anordnungen, die in stetigem Fluss waren und deren Sinn sich ihr nicht erschloss.

      »Ich übermittle die Aufzeichnung an Mentro Kosum«, teilte Gucky mit. »Unser Gefühlsnautiker kann damit vielleicht mehr anfangen. Vielleicht kennt er so etwas ja von Cybora.«

      Kurz darauf erschien Kosums rothaariger Kopf in einem kleinen Holo. Der Emotionaut stammte von Cybora, einer der technisch orientierten Kolonien. Er war speziell für diesen Flug an Bord genommen worden – auf Betreiben von NATHAN.

      »Was soll das bitte sein?«, erkundigte Kosum sich. »Ich habe gerade anderes zu tun, wie ihr euch vorstellen könnt.«

      »Ich dachte, du könntest mit den Mustern etwas anfangen. NATHANS Lieblingszwillinge sind überfordert. Von mir will ich gar nicht reden. Es könnte etwas mit Perrys Zustand zu tun haben. Deshalb frage ich ...«

      Kosum schüttelte energisch den Kopf. »Ich habe nicht die geringste Ahnung. Ganz sicher ist das ein multidimensional abgeleitetes Muster. Es ist eine ultrakomplexe, chaotische Struktur, die ›Seltsame Attraktoren‹ ausbildet. Ordnung entsteht von selbst, durch die Funktion an sich, aber sie ist nicht vorhersehbar. Das Zeug kennst du aus der Chaostheorie, aber welche Funktion es ist, kann ich nicht sagen. Warum fragen Laura und Sophie nicht einfach?«

      Laura schüttelte nur den Kopf.

      Gucky grinste verhalten. »Haben sie getan, Schlaumeier. Aber ihr Herr und Meister ist offenbar sprechfaul. Könnte das etwas mit NATHAN zu tun haben?«

      »Zumindest habe ich so etwas nie zuvor gesehen – aber mein Kontakt zur Hyperinpotronik war nicht so intensiv, wie du offenbar glaubst. Ich muss mich gerade auf den Anflug konzentrieren. Sorry.«

      Das Holo erlosch.

      Gucky holte tief Luft. »Das war ... nicht hilfreich!« Er fixierte Merkosh. »Du hast nicht zufällig eine Ahnung, warum unsere Denkkugel das tut?«

      Merkosh schnurpste gepresst. »Ich bin Mediziner, kein Roboterpsychologe oder Positroniker. Tut

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