Perry Rhodan Neo 191: Pilgerzug der Posbis. Oliver Plaschka

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Perry Rhodan Neo 191: Pilgerzug der Posbis - Oliver Plaschka Perry Rhodan Neo

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Positronik weckte sie aus ihren Tagträumen. »Anflug auf Styx«, meldete sie.

      Styx war der innerste und kleinste der vier Monde, die das Doppelgebilde Pluto-Charon umkreisten. Styx, Nix, Kerberos und Hydra unterstützten die LIGOS: Die sogenannten Ligaturen waren Messanlagen, die auf arkonidischer und thetisischer Technik basierten und die Leistungsfähigkeit der Multiortungsanlage weiter erhöhten. Zwar waren die kleinen Monde alles andere als Einseitendreher – insbesondere Hydra, der äußerste, torkelte seine Umlaufbahn entlang, als hätte seine vielköpfige Namenspatronin einen über den Durst getrunken, sodass nun jeder Kopf in eine andere Richtung strebte. Doch für die Berechnung der hyperphysikalischen Ableitungen von Gravitationswellen spielte das keine Rolle.

      »PERSEPHONE an Styxstation!«, rief Kerpen den Außenposten, drehte vorsorglich die Musik leiser und stellte den Tee aus dem Erfassungsbereich der Kamera. Dann strich sie sich ihre lange Mähne hinter die Ohren zurück und fixierte misstrauisch die Kamera. »Doolittle, sind Sie wach?«

      Ein Lämpchen ging an, und das teiltransparente Hologramm eines bärtigen Männergesichts entstand über dem Projektor der Funkeinheit. Die aufgedunsenen Wangen kündeten von einem längeren Aufenthalt in Schwerelosigkeit.

      »Wenn das nicht die gute Fee ist«, nuschelte er mit vollem Mund und leckte einen Löffel ab. »Werde ich etwa erlöst?«

      »Ihr Dienst geht noch zweiundsiebzig Stunden«, erinnerte sie ihn kühl, denn sie glaubte nicht an Scherze unter Mitarbeitern.

      Vielleicht hatte es im Studium angefangen, vielleicht bei ihrem kurzen Gastspiel bei der ESA – aber es war ihre bewährte Strategie, alles Private am Arbeitsplatz zu vermeiden. Einige ihrer Kolleginnen hatten versucht, sich die Sympathie insbesondere der männlichen Kollegen durch eine Vielzahl vertrackter Strategien zu sichern. Einigen hatte man vielleicht auch nicht die Wahl gelassen. Kerpen hatte immer nur ihre Arbeit gemacht – und manchmal war sie selbst überrascht, wohin sie das geführt hatte.

      Im Gegensatz zu Leuten wie Doolittle sah sie es durchaus als Auszeichnung an, den erdfernsten Arbeitsplatz zu haben, den es gab. Zwar flog sie nicht wie gewisse andere Physiker mit riesigen Raumschiffen durch die Galaxis – dafür hatte sie feste Schlafenszeiten, geriet deutlich seltener in Raumschlachten und genoss die Aussicht, mit ihrer Rente noch etwas anfangen zu können.

      Doolittle tat sich eindeutig schwerer damit, die Sonnenseiten seines Jobs wahrzunehmen. Die Ligaturstationen waren erst seit Kurzem bemannt und würden es auf Dauer auch nicht bleiben – gerade Styx war ein Brocken von nur wenigen Kilometern Durchmesser, auf dem Doolittle wie auf einer einsamen Insel festsaß. Aber an Tagen wie diesen, wenn das ganze Observatorium neu kalibriert wurde, war selbst ein Mann wie er besser als ein Roboter.

      »Zweiundsiebzig Stunden«, murmelte er schwer und tauchte seinen Löffel in eine Bohnendose. Eine Bohne wollte sich davonmachen, kam aber nicht weit. Nur ein kleines Stückchen fand Zuflucht in seinem Bart. »Na dann habe ich ja noch ausreichend Zeit für eine Dusche.«

      Kerpen ging nicht darauf ein, aber innerlich verzog sie das Gesicht. Schwerelosigkeit führte ohnehin bei vielen Menschen zu Blähungen. Eine Hülsenfruchtdiät war da nicht sonderlich hilfreich – selbst wenn der Geruchssinn bei Nullgravitation ebenfalls nachließ.

      »Wie kommen Sie mit den Arbeiten voran?«, erkundigte sie sich.

      »Was soll das werden, Kerpen? Small Talk? Haben Sie nicht eigentlich gerade frei?«

      »Wollen Sie Ihren Proviant oder nicht?«

      Doolittle grinste. »War das nun eine Erpressung oder etwa ein Scherz?«

      »Es war der Versuch, meinem Besuch bei Ihnen den Anschein von Nützlichkeit zu verleihen.«

      Die Bemerkung war weniger unfreundlich gemeint, als sie klang. Jedes Jahr beantragten sie Gelder für einen automatischen Fährdienst zwischen den kleineren Monden und ein angepasstes Liftsystem für Pluto und Charon – doch vergebens. Also flogen ihre Mitarbeiter stattdessen weiterhin persönlich von Station zu Station. Dass zumindest ihr das sogar Spaß machte, brauchte Doolittle ja nicht zu wissen.

      Sein Grinsen verbreiterte sich. Einen irritierenden Moment lang fragte sie sich, ob er die Einsamkeit trotz seiner müden Sprüche und schlechten Manieren insgeheim nicht ebenso genoss wie sie.

      »Kein Grund für irgendeinen Anschein«, erwiderte er. »Keine Arbeit ist nützlicher als unsere! Wenn Sie sehen könnten, was für Fortschritte ich bei den Grundlagen des schwerelosen Dosenturmbaus gemacht habe ... Ach, was rede ich, überzeugen Sie sich selbst!«

      Er griff mit beiden Händen nach der Holokamera und zerrte daran herum, bis Kerpen im Hintergrund die Hinterlassenschaften seiner letzten zehn oder zwölf Mahlzeiten zu sehen glaubte.

      Es reichte. »Doolittle!«, ermahnte sie ihn streng. »Die Rekalibrierung der Ligatur?«

      »Gut, gut.« Ihre befehlsgewohnte, tiefe Stimme verfehlte nicht ihre Wirkung. Doolittle wischte sich den Bart und mühte sich um einen sachlichen Bericht. »Alle Tests sind abgeschlossen, und die Alphareihe funktioniert reibungslos. Stabile Ergebnisse im Bereich von 22,7 Terahertz. Die neuen Tasterblöcke haben sich auch gut integriert, wobei die arkonidische Positronikschnittstelle leider darauf besteht, alles in Millitontas statt in Sekunden zu takten. Auf den Betabändern müsste man die Störsignale noch etwas runterregulieren ...«

      »Müsste man?«, hakte Kerpen nach.

      »Werde ich. Morgen«, präzisierte Doolittle. »Wir sind aber auch so schon bei 117 Prozent vom Sollwert. Solange wir die nächsten Stunden nicht gerade von einem Asteroiden getroffen werden, läuft die Ligatur stabil.«

      »Das klingt doch gut. Gibt es Neuigkeiten von unseren vierarmigen Freunden?«

      Doolittles Grinsen gefror. »Nicht seit dem Besuch bei Sedna vor zwei Wochen.«

      »Gut«, sagte Kerpen abermals, obgleich das Wort einen schalen Geschmack in ihrem Mund hinterließ. Denn nichts an dem Umstand, dass sich nach wie vor Bestien am Rand des Sonnensystems versteckt hielten, war gut – ganz gleich, wie man es drehte und wendete.

      Seit Perry Rhodan die Monstren vor einem halben Jahr mit einem Panikschub vertrieben hatte, versteckten sie sich in der Oortschen Wolke. Noch gab es keine Anzeichen, dass sie einen neuerlichen Vorstoß wagten, aber allein die gelegentlichen Sichtungen, die Kerpen und ihr Team zur Erde übermittelten, sorgten für eine gespannte Grundnervosität bei der Raumflotte. Dann hatte man vorletzte Woche eins der Kugelschiffe des Gegners über dem Zwergplaneten Sedna angemessen – nur einen Katzensprung vom Pluto entfernt.

      Dies bewies, dass die Bestien nicht bloß weiterhin in der Gegend waren, sie wagten sich langsam, aber sicher auch wieder näher ins System herein und interessierten sich ausgerechnet für jenen Himmelskörper, bei dem sich Anfang des Jahres 2058 ein Transfernexus gebildet hatte – eine Schwachstelle im Raum-Zeit-Gefüge, wo die Barriere, welche diese und die fremde Dimension der Crea voneinander trennte, besonders dünn geworden war und zu reißen drohte. Die Pluto-Multiortungsanlage wurde wieder einmal ein wichtiger Baustein der Systemverteidigung. Eine frühzeitige Entdeckung von Bestienaktivitäten mochte im Zweifel über Tod und Leben entscheiden.

      Deshalb war eine außerplanmäßige Rekalibrierung nötig geworden – die Spezifikationen zur gewünschten Effizienzsteigerung stammten direkt aus Terrania. Die kurze Ausfallzeit behagte Kerpen zwar nicht, es ließ sich aber nicht ändern. Nach dem Neustart würde ihnen nicht mal mehr das Husten eines Bestienflohs entgehen.

      »Gut«,

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