Perry Rhodan Neo 191: Pilgerzug der Posbis. Oliver Plaschka

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Perry Rhodan Neo 191: Pilgerzug der Posbis - Oliver Plaschka Perry Rhodan Neo

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Dank«, antwortete Doolittle. »Und Grüße an die Kollegen auf Nix. Wer hat da gerade Dienst? Wissen Sie, Kerpen – wenn man so allein hier draußen sitzt, nur mit ein paar Dosen Bohnen zur Gesellschaft, vergisst man manchmal fast, dass ...«

      »Bis bald, Doolittle.« Sie kappte die Verbindung und Doolittles holografischer Kopf platzte wie eine Seifenblase. Kopfschüttelnd klinkte sie das kleine Paket aus, das von einem Minicomputer und ein paar Steuerdüsen sicher ins Ziel gebracht werden würde, und setzte Kurs auf Nix.

      Ihre Gedanken, während sie abwesend nach ihrem Tee griff und die Musik wieder lauter drehte, galten der unfasslichen Weite vor ihrer Panzerplastkuppel.

      Was ging dort draußen vor?

      Sedna umkreiste die Sonne auf einer extrem elliptischen Umlaufbahn. Seinen sonnennächsten Punkt würde der Zwergplanet in knapp zwanzig Jahren erreichen: gut achtzig Astronomische Einheiten – zwölf Milliarden Kilometer – waren immer noch etwa doppelt so weit von der Sonne entfernt wie Pluto. Zum sonnenfernsten Punkt trug es Sedna fast tausend AE aus dem Sonnensystem heraus. Verglichen mit der Distanz bis zur hunderttausend AE entfernten Oortschen Wolke – fast der halbe Weg bis nach Alpha Centauri! – lag das trotzdem noch praktisch auf ihrer Türschwelle.

      Nein, beschloss Edwina Kerpen abermals, nichts an der Gegenwart der Bestien da draußen war gut. Und das trübte ihr die Stimmung an diesem sonst so herrlichen Tag im Schatten von Pluto; schlimmer noch, es trübte ihr die Freude an ihrer Arbeit, die eigentlich einmal in der ungestörten Erforschung von Gravitationswellen und der Natur der Raum-Zeit und des Universums bestanden hatte.

      Sie beschleunigte die Space-Disk im Takte der Musik und sandte den Bestien im Geiste ein paar Verwünschungen zu, bei denen selbst Johnny Cash hellhörig geworden wäre.

      Dann schwenkte sie in einen engen Orbit um den grob fünfzig Kilometer großen Nix ein und funkte ihre Grußbotschaft zur Station.

      Sie erhielt keine Antwort – denn in diesem Augenblick gellte ein Alarm durch die Panzerplastkuppel, und ihr Lebenswerk stürzte gleich einem Kartenhaus über ihr zusammen.

      2.

      Nathalies Tagebuch

      9. September 2058

      Liebe Ansa,

      mein Name ist Nathalie Rhodan da Zoltral, und ich bin acht Jahre alt. Neun in vierundachtzig Tagen. Aber das weißt du ja, denn ich habe dich ausgedacht. János schlug das vor – János ist mein Trainer. Er will, dass ich diese Briefe schreibe, weil ich gesagt habe, dass ich kein Tagebuch führe, weil ich das doof finde. Ich brauche kein Tagebuch, denn ich weiß ja, was passiert ist, und muss es nicht aufschreiben. Also hat er gesagt, ich soll es jemand anderem aufschreiben. Ich habe gefragt, wem, und er hat gesagt, denk dir was aus. Also hab ich dich ausgedacht.

      Natürlich weißt du das auch schon alles, und ich muss es eigentlich nicht für dich aufschreiben. Ich könnte versuchen, dich so auszudenken, dass du nicht alles weißt, was ich weiß, aber das wäre auch wieder doof, denn dann wärst du ja dümmer als ich. Und dumme Menschen gibt es genug. Aber ich kann dich so ausdenken, dass du gern liest, was passiert ist. Vielleicht magst du das ja einfach, und dann bist du nicht dümmer als ich, sondern nur anders, und das ist okay. Hey, es wirkt! Jetzt habe ich schon das Gefühl, dass dich interessiert, was ich schreibe, also mache ich weiter.

      Mein Name ist also Nathalie Rhodan da Zoltral, und das ist so, weil der Name von meinem Papa Rhodan ist und der von meiner Mama da Zoltral. Mein Papa ist ein Mensch, und den kennt nun wirklich jeder, aber meine Mama ist Arkonidin, und das kennen immer noch nicht alle Menschen. Wegen meiner Mama habe ich auch weißes Haar, nur seitlich an der Stirn ist es dunkler, wegen meinem Papa. Und meine Augen sind grau wie die von meinem Papa, nur manchmal auch ein bisschen rot, und das liegt dann an meiner Mama.

      Viele Menschen finden das kompliziert. Manchen macht es Angst, weil sie es nicht verstehen. Ras sagt, mit solchen Menschen muss man vorsichtig sein, und denen erzählt man besser nicht alles so wie ich jetzt dir. Ras ist übrigens der Leiter von Lakeside, wo ich gerade bin. Von Lakeside hast du vielleicht schon gehört.

      Das Lakeside Institute sucht nach Menschen, die anders sind als andere Menschen. Menschen, die bestimmte Dinge können, die andere nicht können. Gedankenlesen zum Beispiel. Oder Sachen fliegen lassen. Oder sich so lange konzentrieren, bis alle grünen Gläser auf einem Regal platzen, die blauen aber nicht. Es gibt echt merkwürdige Mutantenfähigkeiten. Mutanten, so nennt man die Menschen, die anders sind und bestimmte Dinge können.

      Ras will rausfinden, ob ich eine Mutantin bin. Er sagt, er glaubt nicht, dass ich eine Mutantin bin, aber manche Mutanten erkennt man schwer. Deshalb bringen Mama und Papa mich häufig nach Lakeside, damit ich Tests mache und Spiele spiele und andere Mutanten kennenlerne. Ich glaube, Papa glaubt, dass ich eine Mutantin bin. Mama ist sich nicht sicher.

      Ich fände es schön, eine Mutantin zu sein, aber ich glaube nicht, dass ich eine bin. Manchmal mache ich Dinge, die andere Menschen nicht machen und nicht verstehen, aber deshalb muss ich ja keine Mutantin sein. Ich kann einfach mehr!

      János sagt, ich bin weit für mein Alter. Ich weiß nicht, ob das stimmt. Andere Kinder können nicht so viele Sprachen wie ich und kein Arkonidisch, aber die haben halt keine Arkonidin als Mama. Außerdem gibt es auch viele Erwachsene, die nicht so viele Sprachen sprechen wie ich, also hat das mit Kindern gar nichts zu tun.

      Julian und Sud sagen, mein Gehirn ist etwas Besonderes. Das finde ich okay, denn ich bin ja etwas Besonderes, und jeder Mensch sollte etwas Besonderes sein und ein besonderes Gehirn haben. Manchmal scannen sie mein Gehirn und schauen es sich an. Es macht Spaß, denn Julian und Sud tun nicht so, als ob ich ein kleines Kind sei, das noch nichts versteht, sondern erklären mir immer alles ganz genau. Das mit den Windungen und Rinden im Gehirn weiß ich auch schon. Tom findet es eklig, wenn ich über so was rede, aber Tom ist ja auch ein Junge. (Und mein Bruder, falls du ihn nicht kennst.) Er ist älter als ich, spricht aber nicht so viele Sprachen. Ich mag ihn trotzdem.

      Sud mag ich auch. Sud war mal Sue und Sid, aber jetzt sind sie eins. Dadurch kann Sud besondere Dinge, zum Beispiel Menschen heilen. Okay, Sue und Sid waren schon vorher beide Mutanten, aber das ist trotzdem anders. Anders anders. Ich glaube, falls ich irgendwie anders bin als andere Menschen, bin ich eher anders so wie Sud.

      Oder wie Farouq. Der ist mein anderer Bruder, aber Mama und Papa waren nicht immer seine Mama und sein Papa. Jetzt zwar schon, aber eigentlich kommt Farouq vom Mars. Das ist nicht besser oder schlechter als hier. Eben nur anders. Ein bisschen weiter weg von hier.

      Oder vielleicht bin ich gar nicht anders, und alle finden nur, dass ich anders bin, weil sie selbst eigentlich anders sind? Also anders als ich. Wer sagt denn, dass ich so wie alle sein muss? Ras sagt, muss ich nicht, nur manchmal wäre es gut, wenn ich so tun könnte als ob. Und dabei soll mir János helfen.

      Ich glaube, in Wahrheit soll János Ras und Mama und Papa und Tom und Farouq und Julian und Sud und allen anderen helfen, mich zu verstehen. Denn sie verstehen mich nicht.

      Jetzt bin ich doch froh, dass ich dich ausgedacht habe, denn du verstehst mich wenigstens. Darauf habe ich geachtet!

      Morgen erzähle ich dir mehr zu János.

      10. September 2058

      Liebe Ansa,

      heute ist mir etwas Doofes passiert. Auf dem Weg zum Lakeside Institute wollte ich gern ein Eis haben, und obwohl Mama sagte, dass es zu früh für Eis ist, hielten

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