Planetenroman 87 + 88: Sohn der Sonne / Zwischen den Wirklichkeiten. H. G. Francis

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Planetenroman 87 + 88: Sohn der Sonne / Zwischen den Wirklichkeiten - H. G. Francis Perry Rhodan-Planetenroman

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sich niemals blind auf ihren Erfolg. Er musste davon ausgehen, dass die Aktion von Helfern der Attentäter beobachtet worden war, und dass diese nunmehr von seinem Überleben wussten. Dennoch brachte er es nicht fertig, den geheimen Stützpunkt der USO stehenden Fußes zu verlassen. Er musste einen Blick in die anderen Räume werfen. Er musste wissen, ob er noch irgendjemandem helfen konnte.

      Er konnte es nicht. Die Täter hatten ganze Arbeit geleistet. Keiner der zehn Mitarbeiter der USO hatte überlebt. Sie waren bei ihrer Arbeit an den Computern getötet worden. Keiner von ihnen hatte eine Chance gehabt. Keiner hielt eine Waffe in der Hand. Sie alle waren völlig überrascht worden.

      Stöhnend wandte Kennon sich ab und schleppte sich durch den Laden zur Ausgangstür.

      »Sie haben es gewusst«, stellte die Frau fest.

      Kennon fühlte, wie sich sein Herz verkrampfte.

      Nicht die Nerven verlieren!, mahnte er sich. Du musst dich beherrschen. Dies war schon der zweite Fehler. Jetzt weiß sie, dass dieser Laden nur eine Tarnung für etwas anderes war, und wenn sie einigermaßen intelligent ist, kann sie sich ausrechnen, dass ich zur SolAb oder zur USO gehöre.

      »Schnell!«, drängte er, als habe er nicht gehört, was sie gesagt hatte. »Wir müssen gehen. Kommen Sie.«

      Er durfte sich auf keinen Fall von ihr trennen. Noch nicht. Zu viele Fragen waren noch offen. Was hatte beispielsweise ihre Bemerkung über den »Sohn der Sonne« zu bedeuten? Wieso war sie plötzlich im Laden aufgetaucht? Warum warnte sie ihn? Warum war sie so ruhig, so als wüsste sie, dass ihr nichts geschehen könnte? Und wie viel hatte sie gesehen und erkannt, als er einen Blick in die geheimen Räume des Büros geworfen hatte?

      »Wohin?«, fragte sie.

      Ihr Oberkörper war unverhüllt. Feine, silbriggrün schimmernde Schuppen bedeckten ihre weiblichen Rundungen, nicht aber die Hüften, die Arme und den Rücken. Von den Hüften fiel ein bräunlichgelber, faltiger Rock bis auf die zierlichen Füße herab, die in weißen Stiefeln steckten.

      »Nicht jetzt«, erwiderte er, und sie nickte verstehend. Im Laden konnten Mikrofone versteckt sein, die jedes ihrer Worte auffingen und weiterleiteten.

      Sie reichte ihm die Hand und eilte mit ihm auf die Ladenstraße hinaus, auf der sich die Vertreter vieler Völker der Galaxis drängten. Plötzlich schien von jedem von ihnen unwägbare Gefahren auszugehen. Waren wirklich Beobachter der Aktion unter ihnen? Würden diese jetzt zuschlagen? Bisher hatte Kennon sich auf Traak sicher gefühlt. Nicht ein einziges Mal hatte er an eine Bedrohung gedacht. Doch jetzt war alles anders geworden. Irgendjemand hatte das Organisationsbüro der USO überfallen und die Mitarbeiter der United Stars Organisation ermordet.

      Wem hatte der Anschlag wirklich gegolten? Dem Büro? Schwer vorstellbar. Auf Traak hatte es seit Jahren keine Komplikationen gegeben. Traak galt als einer der friedlichsten der mehr als 2300 Planeten, auf denen Terraner vertreten waren, obwohl diese Welt in letzter Zeit in den Mittelpunkt wirtschaftlicher Interessen gerückt war.

      Lag darin das Motiv der Tat verborgen? Hatte sich jemand an einem der USO-Beamten rächen wollen und alle umgebracht, um seine Absichten zu verschleiern? Auch das war kaum vorstellbar, entschied Kennon. Wer brachte schon zehn Menschen um, wenn es ihm nur um einen einzigen von ihnen ging? Jeder halbwegs intelligente Mensch musste wissen, dass eine solche Aktion auch eine entsprechend umfangreiche Reaktion der Ordnungsbehörden hervorrufen würde.

      Wenn er wusste, dass es ein Büro der USO war, dann wollte er uns herausfordern, überlegte Kennon, während er mit der Tikalerin durch das Gedränge der Ladenstraße zu einem Antigravschacht eilte, der nach oben gepolt war. Zusammen mit ihr stieg er hinein und schwebte rasch in die Höhe.

      Er würde den Vorfall an eine übergeordnete Dienststelle melden, und damit musste die Angelegenheit für ihn erledigt sein. Er hatte auf einem anderen Planeten zu tun. Er war lediglich auf Traak, weil er einen kleinen, nicht besonders wichtigen Auftrag zu erledigen gehabt hatte und weil er sich privat an einer Spekulation beteiligen wollte, zu der ihm eine befreundete Wirtschaftsexpertin geraten hatte.

      »Wir müssen gleich aussteigen«, sagte sie.

      Kennon zuckte zusammen.

      Weiterfliegen? Traak verlassen? Sich von dieser schönen Frau trennen, die einen so unwiderstehlichen Reiz auf ihn ausübte?

      Natürlich, du Narr!, schalt er sich. Wer bist du denn, dass du glaubst, dich ihr nähern zu können?

      Ich bin ein hässlicher Zwerg, dachte er. Gerade 1,52 groß und somit deutlich kleiner als sie, die wahrhaftig nicht groß ist. Ich bin schwach wie ein Kind, habe eine vorgewölbte Brust, einen Schädel, der auf den Schultern eines Zwei-Meter-Riesen noch lächerlich groß wirken würde, trotz meines Alters ein Kindergesicht, vorquellende Augen wie ein Frosch, der unter Atemnot leidet, und dazu auch noch abstehende Ohren, für die selbst dieser Kopf noch zu klein ist.

      Nein. Er würde nicht bleiben, sondern so schnell wie möglich von Traak verschwinden und die geschuppte Tikalerin vergessen. Frauen dieser Art waren nicht für ihn da. Wenn er ein Liebesabenteuer suchte, dann blieben ihm nur käufliche Frauen, und auch ihnen wich er nach Möglichkeit aus, da er ihre Verachtung spürte und zudem wusste, dass der Kontakt mit ihnen für einen USO-Spezialisten ein Sicherheitsrisiko darstellte.

      Doch auch ein Mann wie Sinclair Marout Kennon ertrug es nicht, immer einsam zu sein. Und so fiel es ihm schwer, sich von ihr zu trennen.

      »Nein«, erwiderte er. »Sie steigen allein aus.«

      »Reden Sie keinen Unsinn. Sie brauchen Hilfe. Das sehe ich doch.«

      »Ich brauche keine Hilfe«, wies er sie schroff ab. »Lassen Sie mich in Ruhe.«

      Er versetzte ihr einen leichten Stoß, so dass sie keine andere Wahl hatte, als den Antigravschacht zu verlassen. Sie schwebte im Schwerefeld auf einen Gang hinaus. Dabei drehte sie sich um und blickte ihn verwundert und zugleich mit einem Ausdruck der Wärme an, der ihn traf wie eine Ohrfeige. Er erfasste, dass sie ihm selbstlose Hilfe angeboten hatte, doch sein kriminalistischer Instinkt warnte ihn davor, sich noch länger mit ihr zu befassen, da die Lage durch sie zweifellos noch komplizierter werden würde, als sie ohnehin schon war.

      »Vergiss sie, zum Teufel«, murmelte er und wandte sich ruckartig ab.

      Er wurde sich dessen bewusst, dass er eine geradezu hysterische Angst davor hatte, sie noch länger in seiner Nähe zu haben, weil früher oder später der Zeitpunkt kommen würde, an dem sie ihn von sich stoßen und damit zutiefst verletzen würde, und er fürchtete sich vor diesem seelischen Schmerz, unter dem er allzu oft gelitten hatte.

      Weiter, weiter!, drängte er sich. Vergiss sie. Wenn du anders aussehen würdest, könntest du dich vielleicht um ihre Sympathie bemühen, aber nicht so.

      Er blickte nach unten und stellte erleichtert fest, dass er nicht verfolgt wurde. Ungehindert erreichte er das Ende des Antigravschachts und schwebte auf ein Parkdach hinaus, auf dem mehrere hundert Gleiter aller Art standen. Aras, Springer, Arkoniden, Neu-Arkoniden, Topsider, Springer und die Vertreter von anderen Völkern eilten von ihren Maschinen zu den Antigravschächten, um in dem Einkaufs- und Verwaltungszentrum, das sich über mehrere Kilometer hinzog, ihren Geschäften nachzugehen. Andere strebten von den Schächten weg den Gleitern zu, um zu ihren Häusern, den Verkehrssammelstellen oder den Raumhäfen zu fliegen.

      Etwa hundert Meter von ihm entfernt befand sich eine Visikomkabine. Sie war unbesetzt, und sie sah absolut normal aus, so dass Kennon keinen Grund sah, sie

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