Planetenroman 87 + 88: Sohn der Sonne / Zwischen den Wirklichkeiten. H. G. Francis
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Das von Lashat-Narben gezeichnete Gesicht Ronald Tekeners erschien auf dem Bildschirm, und hellblaue Augen blickten ihn forschend an. Ein eigenartig drohendes Lächeln lag auf den Lippen des Galaktischen Spielers. Es jagte Kennon einen kalten Schauer über den Rücken. Noch nie hatte Ronald Tekener ihn in dieser Weise angesehen. So lächelte Tekener nur seine Feinde an, bevor er ihnen den Todesstoß versetzte.
»Ich bin in Schwierigkeiten, Tek«, sagte der Kosmokriminalist. Er versuchte, seinen Schrecken zu überwinden und so überzeugend und selbstsicher zu wirken wie nur eben möglich, konnte aber nichts dagegen tun, dass das linke Lid unkontrolliert zuckte und seine Stimme schwankte. Seine Gedanken überschlugen sich. Was war geschehen? Wieso begegnete ihm sogar der beste Freund, den er hatte, mit solch offenkundigem Misstrauen?
»Was ist los?«, fragte der Lächler.
»Das hiesige Büro musste seinen Betrieb einstellen«, umschrieb Kennon die tatsächlichen Ereignisse, wohl wissend, dass der Galaktische Spieler ihn genau verstand. »Alle Mitarbeiter sind ausgefallen. Ich war durch einen Zufall nicht dort anwesend, musste aber bald erfahren, dass die Komplikationen mich einbezogen.«
»Ich kann hier nicht weg«, entgegnete Tekener, nachdem er kurz überlegt hatte. »Geh nach Uzkelkap. Melde dich unter dem Namen deiner Eltern.«
Damit schaltete der Galaktische Spieler ab. Er verabschiedete sich nicht und gönnte ihm nicht einmal einen Blick, um zu unterstreichen, dass es noch eine gemeinsame Vertrauensbasis gab. Tekener behandelte ihn wie einen Fremden, der sich unbefugt in die inneren Angelegenheiten der USO eingemischt hatte.
Wie betäubt blieb Kennon vor dem Telekom sitzen. Er hörte nicht, dass sich die Tür hinter ihm öffnete. Erschrocken zuckte er zusammen, als Tarish'a'tkur ihn ansprach.
»Die Zeit läuft«, sagte sie. »Seit wenigstens zehn Sekunden weiß die Zentrale Bescheid, dass hier irgendetwas nicht in Ordnung ist.«
Im Gesicht Kennons arbeitete es. Er rutschte bleich aus dem Sessel. Ihm war anzusehen, dass er Mühe hatte, sich zu beherrschen. Seine Mundwinkel zuckten verräterisch, und er schwankte, als er zur Tür ging. Er schien kaum noch die Kraft zu haben, die Füße zu heben.
»Schnell«, drängte die Tikalerin. »Wir müssen uns beeilen. Sie sollten sich zusammenreißen. Ein Mann wie Sie sollte eine Enttäuschung verkraften können.«
Der Vorwurf, sich gehen zu lassen, traf ihn hart. Er presste die Lippen trotzig zusammen und stieß ihre Hand zur Seite, als sie ihm behilflich sein wollte. Keuchend schleppte er sich bis ins Treppenhaus. Hier ließ er sich in die spiralförmig nach unten laufende Rinne fallen und rutschte darin mit schnell wachsender Geschwindigkeit nach unten, war jedoch geschickt genug, sich rechtzeitig abzufangen und im richtigen Stockwerk auszusteigen.
Er hatte die Tür ihrer Wohnung bereits erreicht, als sie kam.
»Sie sind schon oben«, berichtete sie mit leiser Stimme. »Ich habe sie gehört.«
»Sie finden keine Spur von uns«, erwiderte er. »Warum kommen Sie so spät?«
»Ich habe unsere Spur mit einem Kältespray verwischt«, antwortete sie und zeigte ihm eine kleine Dose, bevor sie diese in einen Abfallschacht warf. »Was hat er gesagt?«
»Ich soll nach Uzkelkap gehen und mich dort unter dem Namen meiner Eltern melden.«
»Uzkelkap«, entgegnete sie. »Das ist eine kleine Stadt im Süden am schönsten Meer dieses Planeten. Dort liegt das größte Vergnügungszentrum von Traak. Mit einem schnellen Gleiter brauchen wir nicht mehr als einen Tag. Und bei wem sollen Sie sich dann melden?«
»Bei wem!« Kennon schnaufte ärgerlich. Er ging zur Bar und wollte sich ein hochprozentiges Getränk einschenken, überlegte es sich im letzten Moment jedoch anders. »Wenn ich das wüsste! Bei wem!«
»Was regt Sie so daran auf?«
»Ich soll mich unter dem Namen meiner Eltern melden.«
»Na und?«
Kennon stützte sich mit beiden Händen auf die Lehne eines Sessels. Er blickte auf seine Füße.
»Ich kenne den Namen meiner Eltern nicht«, eröffnete er ihr. »Ich habe sie nie gesehen. Ich bin als Kleinstkind ausgesetzt worden. Man hat mich gefunden. Ich bin in einem staatlichen Internat aufgewachsen. Und Tekener weiß das.«
»Aber er hat gesagt, Sie sollen sich unter dem Namen Ihrer Eltern melden?«
»Genau das«, presste Kennon erbittert hervor. »Es sieht beinahe so aus, als wollte Tek mich beleidigen und verletzen. Er weiß, dass ich unter den Erlebnissen meiner Jugend noch heute ...«
Er schüttelte den Kopf und schenkte sich nun doch ein hochprozentiges Getränk ein, um es auf einen Zug auszutrinken. Dabei verschluckte er sich und hustete würgend, bis Tarish'a'tkur ihn kurzerhand in die Arme nahm und ihm beruhigend über den Rücken strich.
»Ich habe dich schon verstanden«, sagte sie leise. »Du hast Wunden, die auch heute noch nicht vernarbt sind, und dein Freund hat eine von ihnen wieder aufgerissen. Gerade von ihm hättest du so etwas niemals erwartet.«
»Er war der einzige, dem ich wirklich in jeder Hinsicht vertraut habe.«
Er blickte verwundert auf und wurde sich dessen bewusst, dass er in ihren Armen lag.
»Lass mich los«, bat er.
Sie schüttelte den Kopf.
»Nein. Ich denke nicht daran«, lächelte sie. »Ich habe das sichere Gefühl, dass ich dich heute Nacht nicht allein lassen darf.«
»Ich will dein Mitleid nicht.«
»Wie kannst du nur so blind sein? Was ich für dich empfinde, hat nichts mit Mitleid zu tun.«
3.
Tarish'a'tkur hatte nicht übertrieben. Die Küsten des Meeres, an dem die Stadt Uzkelkap lag, waren tatsächlich traumhaft schön. Sie hatten das Meer weit östlich der Stadt erreicht und flogen nun die Küste ab, der untergehenden Sonne entgegen. Kennon saß auf dem Beifahrersitz und blickte auf die von farbenprächtig leuchtenden Laub- und Kristallwäldern überwucherten Halbinseln hinab, die weit ins Meer ragten.
Mittlerweile hatte Kennon sich beruhigt. Tarish'a'tkur hatte ihm klargemacht, dass Ronald Tekener einen Grund gehabt haben musste, der nichts mit ihm zu tun haben musste.
Vielleicht hat ihn jemand gezwungen, so zu reden, hatte sie ihm zu bedenken gegeben. Du musst ihm vertrauen. Wenn er der Freund ist, den du in ihm siehst, dann wird er dich nicht verraten.
Der Galaktische Spieler hatte gesagt, dass er nicht nach Traak kommen würde. Er musste also allein mit der Situation fertig werden. Immerhin hatte Tekener ihm einen wichtigen Hinweis gegeben. Die Stadt Uzkelkap. Hier war ein Anknüpfungspunkt. Dazu kam der rätselhafte Hinweis auf den Namen seiner Eltern. Tekener wusste ebenso gut wie er, dass er ihn nicht kannte. Vielleicht aber meinte er gar nicht wirklich diesen Namen, sondern nur den Geburtsort oder den Namen des Internats? Vielleicht den Namen oder den