Planetenroman 87 + 88: Sohn der Sonne / Zwischen den Wirklichkeiten. H. G. Francis

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Planetenroman 87 + 88: Sohn der Sonne / Zwischen den Wirklichkeiten - H. G. Francis Perry Rhodan-Planetenroman

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des Gebäudes auslösen, aber sie lassen sich leicht ausschalten.«

      Sie führte ihn zu einer Tür, hantierte geschickt an einem Wandschalter herum, nahm einen Mikro-Chip-Block heraus, durch den die Schalteinheit mit dem zentralen Magnetblasenspeicher verbunden war, und öffnete die Tür.

      Kennon ging mit schlurfenden Schritten hindurch ins Treppenhaus. Betroffen blickte er auf die Stufen der Treppe. Sie waren viel zu hoch für ihn. Er musste jede einzelne von ihnen förmlich erklettern.

      »Wie weit geht es nach oben oder nach unten?«

      »Wir müssen sechs Treppen nach oben«, erklärte sie. »Ich werde Ihnen helfen.«

      »Nein!« Geradezu hysterisch wehrte er sie ab, als sie ihren Arm um ihn legen wollte. »Das schaffe ich allein.«

      Er blickte die Treppe hoch. Acht Stufen führten bis zum nächsten Absatz hoch. Ein wahres Gebirge schien sich vor ihm aufzutürmen. Außen wurde die Treppe von einer breiten, spiralförmigen Rinne eingefasst, die steil in die Höhe führte. Der Rückweg würde mühelos sein. Sie brauchten sich nur in die Rinne zu setzen und darin nach unten zu rutschen. In Sekunden konnten sie den Gefahrenbereich verlassen und in die Wohnung der Tikalerin zurückkehren.

      Kennon stieg die ersten Stufen hoch, und zugleich erkannte er, dass er es nicht schaffen würde, ohne die Hilfe der Tikalerin sechs Treppen zu überwinden. Schon jetzt brach ihm der Schweiß aus, und die Muskeln seiner Beine begannen zu zucken.

      Schweißüberströmt und mühsam atmend sank er zu Boden, als er die ersten acht Stufen überwunden hatte. Tarish'a'tkur stand lächelnd neben ihm.

      »Wie lange wollen Sie warten, bis Sie sich helfen lassen?«, fragte sie. »Warum wollen Sie mir beweisen, was Sie körperlich leisten können? Meinen Sie nicht, dass so etwas nicht nur überflüssig, sondern auch gefährlich in unserer Situation ist?«

      Sie ließ sich auf die Knie sinken und blickte ihn mitfühlend an.

      »Ich weiß, dass Sie über eine wirklich ungewöhnliche Intelligenz verfügen, und ich spüre, dass sie geistige Gaben haben, mit denen Sie jeden anderen in den Schatten stellen. Verstehen Sie nicht? Das ist für mich wichtig – aber nicht, ob Sie in der Lage sind, eine Treppe hochzusteigen, die nicht auf Ihre körperlichen Bedürfnisse zugeschnitten ist.«

      »Sie haben Recht«, entgegnete er beschämt. »Ich benehme mich wie ein Narr.«

      »Vor allen Dingen brauchen Sie mir nicht zu imponieren.«

      Kennons linkes Lid begann nervös zu zucken. Er wich ihren Blicken aus.

      »Helfen Sie mir«, bat er.

      Sie legte einen Arm um ihn und stützte ihn, als sie zusammen mit ihm die nächste Treppe hochstieg. Jetzt kamen sie schneller voran, und Kennon benötigte nur gelegentlich eine kurze Erholungspause, bis er weitergehen konnte. Erst als sie die sechs Treppen erklommen hatten, brauchte er eine etwas längere Pause, die sie nutzte, um den Überwachungschip aus der Tür zum Gang zu entfernen. Als sich die Tür öffnete, atmete er bereits wieder ruhig und gleichmäßig.

      Du bist ein Dummkopf!, warf er sich vor. Du hättest dir gleich helfen lassen sollen. Wie willst du mit Tek reden, wenn du vor lauter Erschöpfung nicht den Mund aufmachen kannst?

      Der Gang war jenem, auf dem Tarish'a'tkur ihre Wohnung hatte, zum Verwechseln ähnlich. Er war etwa zweihundert Meter lang und zehn Meter breit. In unregelmäßigen Abständen verbreiterte er sich zu kleinen Hallen, in denen Verkaufsvitrinen und Sitzmöbel aufgestellt waren. Farbige Türen aus unterschiedlichem Material zweigten vom Gang ab. An den Wänden hingen die Gemälde traakischer Künstler, die überwiegend in düsteren oder in leuchtend blauen Farben gehalten waren und die allesamt den Eindruck allzu gewollter Originalität auf Kennon machten.

      Die geschuppte Tikalerin führte den Terraner zu einer roten Tür, die mit einem positronischen Schloss gesichert war.

      »Werden Sie damit fertig?«, fragte sie. »Es wäre gut, wenn Sie es aufbrechen könnten, ohne einen Alarm auszulösen. Ich könnte es aufschließen, aber dann würde der Verdacht sofort auf mich fallen.«

      »Damit wäre nichts gewonnen«, erwiderte der USO-Spezialist. Er brauchte noch nicht einmal eine Minute, das Schloss zu überwinden. Staunend sah Tarish'a'tkur zu, wie er die komplizierte Positronik überlistete, und wiederum ließ sie ihn vorangehen.

      Erst als sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte und er sie aufforderte, ihn zu führen, schritt sie an ihm vorbei, durchquerte mehrere Büros und zeigte ihm den Telekom.

      »Er ist doppelt gesichert«, erläuterte sie. »Die eine Sicherung können Sie entfernen, die andere nicht. Aber das wissen Sie ja.«

      Sie half ihm, in die vor dem Gerät schwebende Antigravschale zu steigen, und schob diese so dicht an den Telekom heran, dass er die Schaltungen mühelos mit den Händen erreichen konnte. Dann trat sie zurück und ließ sich in der Ecke des Raumes in einen Sessel sinken. Er sah, dass sie sich völlig entspannt zurücklehnte und die Augen geschlossen hatte.

      Interessierte sie sich nicht für das Gespräch mit Tekener? Bereitete sie sich auf den Rückweg vor? Oder verließ sie sich ganz auf ihr Gehör, um sich keine Nuance des Dialogs mit dem Freund entgehen zu lassen?

      »Worauf warten Sie?«, fragte Tarish'a'tkur leise.

      »Ich bin plötzlich nicht mehr sicher, dass fünf oder sechs Minuten ausreichen«, erwiderte er. Es fiel ihm schwer, sich abzuwenden. Am liebsten hätte er sie noch viel länger angestarrt. Ihr Gesicht war so schön und ebenmäßig und erhielt durch die silbriggrün schimmernden Schuppen einen fast überirdischen Glanz, so dass es ihm wie ein Kunstwerk erschien.

      Er war noch niemals zuvor einem Tikaler begegnet, und er wusste so gut wie nichts über dieses Volk, das ihm galaktischen Sinn nie auffallende Aktivitäten entwickelt hatte. Jetzt sehnte er sich plötzlich danach, Tikal zu besuchen, andere Männer und Frauen dieses Planeten zu sehen, um Tarish'a'tkur mit ihnen vergleichen zu können. Wie alt war sie? Waren alle Frauen so schön wie sie? Und wie konnte man erkennen, was sie dachte und fühlte? War die Verständigung mit ihnen wirklich so leicht wie es schien? Oder war Tarish'a'tkur weltgewandter als andere Tikalerinnen? Hatte sie gelernt, sich mit Terranern zu verständigen und deren Handlungsweisen zu begreifen?

      »Sie sind nicht konzentriert genug«, stellte sie fest. Sie schlug die Augen auf und blickte ihn an. »Irritiere ich Sie? Soll ich den Raum verlassen?«

      Kennon zögerte kurz. Er fürchtete, sie zu verletzen. Dann entschied er sich dafür, offen zu sein.

      »Sie würden mir helfen.«

      Sie nickte verstehend, erhob sich und ging hinaus. Leise schloss sich die Tür hinter ihr.

      Sinclair Marout Kennon schaltete den Telekom ein. Ronald Tekener befand sich auf dem Planeten Ossirmel, der nur etwa neun Lichtjahre entfernt war. Er hatte dort einen Auftrag im Telekommunikationszentrum zu erledigen, so dass Kennon hoffen konnte, ihn schnell zu erreichen.

      Er tippte die Daten von Ossirmel ein, gab den entscheidenden Freikode ein und schickte das Hyperfunksignal hinaus. Sekunden später erhellte sich der Bildschirm, und das von groben, blauen Warzen bedeckte Gesicht eines Ossirmelaners erschien. Die vier weißen Augen blickten Kennon gleichgültig an.

      »Ich muss Tekener sprechen. Sofort«, erklärte er, nachdem er die umständliche Begrüßungsformel gesprochen

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