Perry Rhodan Neo 215: Botschafter des Imperiums. Rüdiger Schäfer

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Perry Rhodan Neo 215: Botschafter des Imperiums - Rüdiger Schäfer страница 3

Perry Rhodan Neo 215: Botschafter des Imperiums - Rüdiger Schäfer Perry Rhodan Neo

Скачать книгу

der Erde gut haben würde, genügte ihr völlig. Schon seit die VETRONA vor vier Tagen von Kakomar aus gestartet war, freute sie sich darauf, Aulora de Vries endlich persönlich kennenzulernen.

      Der neuerliche Alarmton hatte diesmal nichts mit den Tieren zu tun. Er hallte als kurzes, aber eindringliches Heulen durch den Hangar und kündigte die nächste Transition an. Sie würde den Frachter direkt an den Rand des Solsystems führen. Genauer gesagt: in unmittelbare Nähe des äußersten Planeten, der den Namen Neptun trug. Die Datenbanken hatten Amatae verraten, dass diese Bezeichnung auf einen Wassergott der Menschen zurückging. Überhaupt hatten die Terraner die meisten Welten ihres Heimatsystems nach Göttern benannt, was Amatae seltsam fand. Sie hatte noch nicht viele Menschen kennengelernt. Diejenigen indes, die sie bislang kannte, machten keinen besonders religiösen Eindruck.

      Ich hätte mir mehr Zeit nehmen sollen, um mich über die Erde und ihre Bewohner zu informieren, dachte sie bedauernd. Aulora de Vries wird mich für dumm und eingebildet halten, wenn ich nicht mal über die grundlegenden sozialen Gepflogenheiten ihrer Kultur Bescheid weiß ...

      Ein stechendes Ziehen im Nacken ließ sie zusammenzucken. Einige der nicht sedierten Tiere verliehen ihrem Unmut durch Keckern, Brüllen und Kreischen Ausdruck. Aus dem Käfig der Totra drang ein bösartiges Zischen.

      Amatae fluchte, aber das half nur bedingt gegen die Nervenschmerzen, die eine Transition verursachte. Die Dämpfer der VETRONA waren ebenso alt und abgenutzt wie die meisten Aggregate an Bord, und für eine Wartung oder gar einen Austausch fehlte der Sippe das Geld.

      Eine Sekunde später war das alles vergessen.

      Die Erschütterung war so heftig, dass sie Amatae von ihrem Sessel riss und quer durch den Hangar schleuderte. Erst als ihr Rücken schmerzhafte Bekanntschaft mit der Frontseite eines Transportcontainers schloss, kam ihre rasende Fahrt zum Stillstand. Instinktiv griff sie nach dem Erstbesten, was ihre Finger ertasteten – eine der metallischen Zwischenstreben, die dem Containerrahmen Form gaben und Halt verliehen.

      Die VETRONA schüttelte sich wie eine nasse Zilonka das Fell nach einem Regenguss. Das Schaukeln war so stark, dass Amatae beinahe losgelassen hätte und erneut durch den Hangar geschlittert wäre. Dann erfolgten die Explosionen.

      Bei Mehan und Mehandra!, durchzuckte es sie. Was ist passiert?

      Der Boden wies auf einmal eine deutliche Neigung auf. Mehrere kleinere Transportbehälter kamen ins Rutschen.

      Die Schwerkrafterzeuger arbeiten nicht mehr einwandfrei, erkannte Amatae. Ihre Sorge galt dabei weit weniger sich selbst als ihren Tieren. Zwar waren die sedierten Exemplare mit Prallfeldern fixiert, doch wenn die künstliche Gravitation verrücktspielte, mochten auch andere technische Einrichtungen ausgefallen sein.

      Von irgendwoher erklang eine blecherne Stimme. Wahrscheinlich eine Durchsage aus der Zentrale über Interkom; allerdings verstand Amatae kein Wort. Ringsum krachte und klirrte es. Es hörte sich an, als risse jemand mit bloßen Händen die Böden, Decken und Wände des Frachters auseinander.

      Als sich die Schlingerbewegungen des Raumschiffs schließlich nach und nach abschwächten, glaubte Amatae bereits, das Schlimmste wäre vorbei. Doch dann kündigte ein neuer Alarmton eine Nottransition an. Die Mehandor erstarrte. Wenn die Zentralebesatzung so kurz nach dem vorigen Hypersprung einen weiteren einleitete, musste die Lage ziemlich aussichtslos sein. Eine Transition ohne ausreichende Refraktionszeit und Vorbereitung war ein Schritt, den man nur wagte, wenn alle anderen Alternativen ausgeschöpft waren.

      Amatae klammerte sich an die Containerstrebe und schloss die Augen. Dann ging die Welt unter.

      2.

      Tamanur da Gonozal

      »Energieumleitung!«, schrie Matriarchin Patralis gegen den Lärm in der Zentrale an. »Selim! Schick alles, was wir haben, in die Impulsdüsen. Tarena! Sag mir auf der Stelle, was hier los ist, oder du verbringst die nächsten zwanzig Freischichten damit, sämtliche Schrauben im Ersatzteillager zu polieren!«

      Tamanur da Gonozal hatte seine Finger in die Armstützen seines ächzenden und knackenden Sessels gekrallt. Noch trotzte das Sitzmöbel den mörderischen Kräften, die auf die VETRONA einwirkten, doch den Geräuschen nach zu schließen, würde das nicht mehr lange der Fall sein.

      »Kursabweichung!«, stieß Tarena hervor. Die Schwiegertochter der Matriarchin war eine für Mehandorverhältnisse eher bullige Frau mit langer, roter Mähne. Auf ihrer Stirn perlten dicke Schweißtropfen. Über ihr feuchtes Gesicht zitterten die Reflektionen der Datenholos. »Wir liegen sechzehn Einheiten neben der berechneten Route. Die Positronik spinnt mal wieder. Wir sind ... mitten in Neptuns Atmosphäre gelandet!«

      Tamanur lenkte den Blick zurück auf das Panoramaholo, das die außerhalb des Frachters tobende Hölle abbildete. Die VETRONA taumelte durch ein Chaos aus Blau und Grau. Dort, etwa auf Höhe der Wolkengrenze des Planeten, lag die Temperatur bei minus 170 Grad Celsius, die Stürme in der hauptsächlich aus Wasserstoff, Helium und Spuren von Methan und Ammoniak bestehenden Atmosphäre erreichten Windgeschwindigkeiten von 120 Stundenkilometern. Riesige Zirruswolken aus Methaneis verdampften im flackernden Schutzschirm des Frachters und erzeugten wirbelnde Nebelschleier, die das Raumschiff als kometenähnlichen Schweif hinter sich herzog.

      »Wir stürzen ab!«, rief Selim, einer der zahlreichen Söhne der Matriarchin, mit unüberhörbarer Panik in der Stimme. Seine Arme wischten ungelenk durch das Konglomerat aus Hologrammen, das ihn umgab.

      Tatsächlich verlor die VETRONA rasend schnell an Höhe. Die dichte Suppe, durch die sie der Oberfläche von Neptun entgegenstürzte, machte den Abwehrschirmen schwer zu schaffen, zumal einige der Projektoren ausgefallen waren und etwa die Hälfte der Energiemeiler nur noch einen Bruchteil ihrer normalen Leistung lieferten.

      Tamanur versuchte, die eigene Angst niederzukämpfen, indem er sich ins Gedächtnis rief, was er über die fremde Welt wusste. Neptun zählte streng genommen zu den Gasplaneten, obwohl er aufgrund der hohen Drücke in seinem Innern eine feste Oberfläche aus Wasser-Ammoniak-Eis hatte. In seinem Zentrum herrschten Temperaturen von mehreren Tausend Grad Celsius.

      Erst in zunehmender Höhe wurde es kälter, und der Druck nahm ab. Dabei entstand eine Art Ozean, der weder gasförmig noch flüssig war. Physiker bezeichneten den Aggregatzustand, bei dem man nicht mehr zwischen diesen beiden elementaren Zustandsformen unterscheiden konnte, als »überkritisches Fluid«. Sobald die VETRONA in dieses Meer aus Wasserstoff, Wasser und Ammoniak hineinstürzte, würde es extrem schwierig werden, sich wieder daraus zu befreien und dieser Welt zu entkommen.

      »Warum bremsen wir ab?«, wollte Patralis wissen. Die Sippenchefin hatte sich in ihrem Sessel weit nach vorn gebeugt. Trotz ihres hohen Alters von inzwischen über hundert Jahren wirkte sie noch immer äußerst agil. Dass sie das Regiment über ihre erstaunlich große Familie mit eiserner Hand führte, hatte der Arkonide während seiner Reise an Bord des Frachters bereits mehrfach hautnah miterleben dürfen.

      »Wir bremsen nicht«, widersprach Tarena. »Wir fliegen durch ein Medium, das dick wie Karuumsülze ist, und unser Impulstriebwerk verliert stetig an Schub.«

      Erneut durchliefen mehrere Erschütterungen die VETRONA. Tamanur da Gonozal wurde für einige Sekunden hart in seinen Sessel gepresst, nur um im nächsten Moment gewichtslos zu sein. Die Schwerkraftverhältnisse änderten sich sprunghaft, und er hatte plötzlich das Gefühl, auf dem Boden der Zentrale nach unten zu hängen. Dutzende von Trinkbechern, Datenstiften, Codekarten und ähnlichen Dingen fielen klirrend und klappernd Richtung Decke, bevor sich Oben und Unten wieder reorientierten.

      So

Скачать книгу