Perry Rhodan Neo 215: Botschafter des Imperiums. Rüdiger Schäfer

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Perry Rhodan Neo 215: Botschafter des Imperiums - Rüdiger Schäfer страница 7

Perry Rhodan Neo 215: Botschafter des Imperiums - Rüdiger Schäfer Perry Rhodan Neo

Скачать книгу

nach verbrannten Haaren. Außerdem war da noch etwas anderes, irgendein Gas, das die Geruchsrezeptoren mit winzigen Nadeln traktierte und ihr die Tränen in die Augen trieb.

      Amatae wusste, dass viele der Versorgungsleitungen durch die Hangars verliefen, weil dort bei einem möglichen Leck die Gefahr am geringsten war, dass Mehandor zu Schaden kamen. Wenn also eine der Leitungen defekt war, atmete sie im Moment womöglich etwas ein, was ihr nicht gut bekam.

      Trotz der Schmerzen, die jede Bewegung durch ihren Körper schickte, stemmte sie sich in eine halbwegs sitzende Position. Ringsum herrschte rötliches Zwielicht. Von weiter entfernt drang ein Zischen zu ihr herüber. Irgendwo schlug Metall gegen Metall.

      Als sie mit der Hand die schmerzende Hüfte abtastete, spürte sie klebrige Feuchtigkeit. Blut! Was sollte es sonst sein? Dann stießen ihre Finger auf etwas Hartes, Scharfkantiges. Es hatte sich in das weiche Gewebe zwischen unterem Rippenbogen und Becken gebohrt.

      Es kostete Amatae einige Mühe, die aufwallende Panik niederzukämpfen. Sie war verletzt, ja, aber sie lebte noch. Die Druckwelle einer der Explosionen hatte sie erfasst und gegen einen Container geschleudert. Der Schmerz war nur kurz gewesen, dann hatte sie das Bewusstsein verloren. Nun musste sie die Nerven behalten und herausfinden, wie schlimm es wirklich war.

      Ihre Umgebung bestand aus purem Chaos. Viele der Frachtbehältnisse waren aus ihren Verankerungen gerutscht, hatten sich ineinander verkeilt und bildeten nun einen ungeordneten Haufen aus eingedrückten Wänden, verbogenen Metallrahmen und geborstenen Verbindungsstreben. Es war ein mittleres Wunder, dass Amatae inmitten dieses Durcheinanders nicht zerquetscht worden war.

      Sie lauschte angespannt. Die Hauptaggregate der VETRONA waren verstummt. Der Frachter atmete nicht mehr. Das unterschwellige Schnurren und Brummen, das sich nach und nach verstärkte, je näher man dem Maschinenraum kam, war verschwunden. Trieb das Walzenschiff etwa führungslos im All? Oder war die VETRONA gar auf die Oberfläche von Neptun gestürzt?

      Amatae hatte sich niemals zuvor in ihrem Leben so machtlos und verzweifelt gefühlt. Darauf, dass ihr jemand zu Hilfe kam und sie aus ihrer misslichen Lage befreite, durfte sie nicht hoffen. Wenn es die VETRONA so schwer erwischt hatte, wie der Zustand des Hangars vermuten ließ, war sie womöglich die einzige Überlebende – ein Gedanke, der sie mehr als alles andere erschreckte.

      Ich muss hier weg, dachte sie zum wiederholten Mal. Ich muss mich im Schiff umsehen und herausfinden, was passiert ist.

      Immerhin: Künstliche Schwerkraft und Atmosphäre schienen intakt zu sein – sah man von dem stechenden Gasgeruch ab. Die Lebenserhaltungssysteme eines Raumschiffs liefen notfalls mehrere Tage über spezielle Notstromaggregate. Diese waren besonders geschützt und arbeiteten selbst dann noch, wenn der Rest nur ein Trümmerhaufen war. Was die altersschwache VETRONA betraf, hätte Amatae allerdings keine Wetten abgeschlossen.

      Ihr erster Befreiungsversuch endete in einem Schmerzorkan. Amataes Schrei hallte geisterhaft durch den Hangar. Das scharkantige Etwas, wahrscheinlich der Teil eines beschädigten Containers oder ein Stück ihres zertrümmerten Kontrollpults, hatte sich tiefer als angenommen in ihren Körper gebohrt. Wenn sie Pech hatte, war eine der großen Arterien verletzt worden, und das Ding saß wie ein Korken in der Gefäßwand. Wenn sie es einfach herauszog, würde sie binnen kürzester Zeit verbluten.

      Beim zweiten Mal ging sie behutsamer vor. Sie stützte sich mit beiden Armen ab und hob den Rumpf langsam an, indem sie den Rücken durchdrückte. Es tat höllisch weh, doch sie biss die Zähne zusammen und machte weiter. Sie konnte spüren, dass der Fremdkörper wie in Zeitlupe aus ihr herausglitt. Schweiß lief ihr in Strömen über das Gesicht und brannte in den Augen. Doch dann hatte sie es geschafft. Schwer atmend, gönnte sie sich ein paar Minuten, um wieder einigermaßen zu Kräften zu kommen, auch wenn sie diese Zeit eigentlich nicht hatte.

      In ihren Eingeweiden rumorte es. Die verletzte Hüfte fühlte sich taub an. Amatae hatte nicht die geringste Ahnung, ob das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen war. Eventuell war ihr Rückenmark in Mitleidenschaft gezogen worden. Allerdings nutzte es ihr im Moment wenig, wenn sie sich alle möglichen Horrorszenarien ausmalte.

      Während sie sich mühsam aufrichtete, fiel ihr Blick auf das gut zwanzig Zentimeter lange Metallstück, das wie ein Dolch von einem größeren Trümmerbrocken abstand. Es war mit Blut befleckt und jagte ihr den nächsten heftigen Schreck ein.

      Instinktiv fuhr ihre Hand zu der tauben Stelle an ihrer Seite. Dort war die Kombination noch immer feucht, doch Amatae war sich einigermaßen sicher, dass die Blutung nachgelassen hatte. Trotzdem benötigte sie so schnell wie möglich medizinische Hilfe.

      Die Trümmerwand lag wie ein unüberwindlicher Berg aus Stahl und Plastik vor ihr. Wie sollte sie jemals aus diesem Wirrwarr herausfinden? Egal – sie musste es zumindest versuchen. Nach und nach wich der erste Schock und wurde durch die bedrückende Erkenntnis ersetzt, dass die VETRONA havariert war. Infolge der modernen Technik konnte man an Bord eines Raumschiffs schnell vergessen, dass man sich trotz allem durch das lebensfeindlichste Medium bewegte, welches das Universum zu bieten hatte – und dass man in jeder einzelnen Sekunde nur durch ein paar dünne Schichten Metall und Kunststoff von ihm getrennt war.

      Kurz darauf sah sie das erste Tier. Der schlangengleiche Körper einer Tigalischen Faulnatter war wie ein dickes Tau in der Mitte auseinandergerissen worden. Tröstlicherweise hatte sie zu den sedierten Exemplaren gehört und nicht gelitten. Dennoch saß Amatae ein dicker Kloß im Hals. Sie war für die bedauernswerte Kreatur verantwortlich gewesen, und nun war sie tot.

      Ein dumpfes Knurren machte ihr auf drastische Weise bewusst, dass da auch einige wenige Tiere gewesen waren, die nicht im biologischen Tiefschlaf gelegen hatten. Erschrocken fuhr die Mehandor herum, doch sie sah nichts. Dafür bedankte sich ihr geschundener Körper für die schnelle Bewegung mit einer neuen Schmerzattacke.

      Totras riechen das Blut ihrer potenziellen Beute auf zwei Kilometer Entfernung, fuhr es ihr durch den Kopf.

      Sie wollte den Gedanken abschütteln, doch das gelang ihr nicht. Totras waren Jäger. Ihre komplette Biologie und ihr gesamtes Sinnen waren darauf ausgerichtet, die erheblichen Mengen an Frischfleisch zu beschaffen, die ihr permanent auf Hochtouren laufender Metabolismus benötigte. Und falls sich das Tier irgendwo im Hangar herumtrieb, war Amatae vorerst die einzige attraktive Nahrungsquelle, da Totras lebende Beute bevorzugten.

      Das Erklettern des Trümmerbergs verlangte der Mehandor alles ab. Zwar war der Schmerz in der Leiste abgeebbt; dafür machte sich nun ihr Bein bemerkbar. Wenigstens schien nichts gebrochen zu sein. Bei einer Fraktur des Knochens hätte sie weitaus größere Schmerzen verspürt. Das wusste sie noch von einer der erfolgten Überlebensübungen, denen sich jedes Besatzungsmitglied regelmäßig zu unterziehen hatte.

      Als Amatae irgendwann den höchsten Punkt des Trümmerhaufens erreichte, hatte sie keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen war. Jeder Muskel tat ihr weh, und die Taubheit in ihrer Seite war von einem dumpfen Brennen abgelöst worden, als würde ihr Fleisch dort wie ein großes Stück Holzkohle langsam verglühen.

      Keuchend blickte sie sich um. Soweit sie es im herrschenden Zwielicht erkennen konnte, gab es kaum einen Container, der noch intakt war. Der Hangar wirkte wie die Ruinenlandschaft einer durch einen schweren Bombenangriff zerstörten Stadt. An mehreren Stellen stieg Rauch auf und sammelte sich unter der hohen Decke.

      Aus den Augenwinkeln nahm sie eine Bewegung wahr. Ganz in der Nähe klapperte es. Mehrere Trümmer rutschten in sich zusammen. Es zischte. Dann kehrte wieder Ruhe ein. Plötzlich empfand sie das allgemeine Chaos gar nicht mehr als bedrohlich. Wenn die Totra irgendwo dort herumschlich, würden die kreuz und quer stehenden Splitter und Metallfragmente dem Tier einen gezielten Angriff erheblich erschweren.

      Amatae

Скачать книгу