Perry Rhodan Neo 215: Botschafter des Imperiums. Rüdiger Schäfer

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Perry Rhodan Neo 215: Botschafter des Imperiums - Rüdiger Schäfer Perry Rhodan Neo

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gestöbert. Bis in die Gegenwart hinein waren die Menschen noch immer dabei, ihr Heimatsystem mit der überlegenen Technik des Großen Imperiums zu vermessen. Und dabei erlebten sie fast wöchentlich neue Überraschungen.

      Tritons Atmosphäre bestand zum größten Teil aus Stickstoff – und die Temperaturen, die nur 35 Grad über dem absoluten Nullpunkt lagen, bewirkten, dass dieser Stickstoff als Frost auf der Oberfläche kondensierte. Die pinkfarbenen Ablagerungen dazwischen waren Methan, das sich unter der Sonneneinstrahlung chemisch veränderte.

      Die Nottransition der VETRONA musste somit gelungen sein. Doch anscheinend war die Besatzung vom Regen direkt in die Traufe gelangt. Statt sich in den freien Raum zu katapultieren, war man nur von einer Atmosphäre in die nächste gesprungen.

      Der Frachter stürzte der Mondoberfläche aus Eis und Stein fast senkrecht entgegen. Das Panoramaholo ließ einige große Felsbrüche erkennen, welche die Landschaft wie offene Wunden durchzogen. Geysirartige Eruptionen schleuderten Stickstoff und dunkle Staubpartikel kilometerhoch in die trübe Atmosphäre.

      »Wir müssen abbremsen!« Patralis sprach wieder einmal das Offensichtliche aus. »Wenn wir mit diesem Tempo aufschlagen, werden wir in Atome zerfetzt.«

      Eine, höchstens zwei Minuten blieben ihnen noch, schätzte Tamanur. Selbst wenn die Impulsdüsen des Raumschiffs für diese Zeit mit voller Leistung feuerten, würde das nicht ausreichen, um auf ein erträgliches Maß abzubremsen. Es war vorbei. Wahrscheinlich hatten die Terraner noch nicht einmal gemerkt, dass die VETRONA in ihrem System eingetroffen war. Das Einzige, was von Tamanur da Gonozal und seiner Mission übrig bleiben würde, war ein tiefer Krater auf einem unbedeutenden Eismond.

      Es tut mir unendlich leid, Eure millionenäugige, allessehende, alleswissende Erhabenheit, dachte er bedrückt. Mein Leben ist ein viel zu geringer Preis, den ich für mein Versagen entrichten muss ...

      Die Bilder des Außenbeobachtungsholos flackerten, erloschen und stabilisierten sich wieder. Tamanur atmete tief ein und wieder aus. In den letzten Sekunden seines Lebens wollte er in sich ruhen. Dagor half ihm dabei. Trenim ter Thakaba. Akzeptiere das Unausweichliche. Wenngleich ihn seine Studien nur bis zum Laktroten geführt hatten, war er doch ein fleißiger Schüler und ein überzeugter Vertreter der philosophischen Grundlagen der Dagorlehre gewesen.

      Selim war es derweil tatsächlich irgendwie gelungen, die VETRONA in eine flachere Flugbahn zu zwingen. Durch die zuckenden und zitternden Warnholos war der Kopf des Mehandors nur noch schemenhaft zu erkennen. Tamanur da Gonozal richtete seinen Blick auf die rasend schnell vorbeihuschenden Eis- und Felsformationen. Der Frachter schoss wenige Hundert Meter hoch mit über tausend Stundenkilometern über Triton hinweg.

      Dann erfolgte der Aufprall.

      3.

      Thora Rhodan da Zoltral

      Da war sie wieder, diese Ruhelosigkeit. Sobald Thora mit sich und ihren Gedanken allein war, sobald ihr die Welt ein paar Sekunden Zeit zum Atemholen gönnte, kehrte die Unrast zurück und übernahm ihr Denken, ihr Fühlen, füllte sie bis in den letzten Winkel ihres Verstands aus.

      Thora Rhodan da Zoltral seufzte – und der kaum merkliche Widerhall ihrer Stimme in der ansonsten leeren Kabinenflucht machte ihr die Einsamkeit nur umso schmerzhafter bewusst. Selbstverständlich war sie nicht zum ersten Mal von ihrem Ehemann getrennt. In der Vergangenheit waren die Zeiträume sogar oft sehr viel länger und die Distanzen weitaus größer gewesen. Doch niemals zuvor hatten die Zweifel an Perrys unversehrter Heimkehr stärker an ihr genagt.

      Die FANTASY hatte das Solsystem erst vor wenigen Tagen verlassen, und doch kam es Thora so vor, als wäre ihr Mann bereits vor Monaten aufgebrochen. Nach Lashat. In ein Raumgebiet, das völlig unbekannt war und noch dazu nah am Zentrum der Milchstraße lag. Dort standen die Sterne so dicht, dass sich sogar die Raumschiffe des Großen Imperiums nur hineinwagten, wenn es sich nicht mehr vermeiden ließ.

      Auf der Erde schlug die Entführung des Experimentalraumers noch immer hohe Wellen. Manche sprachen offen von Diebstahl. Immerhin überwogen die Stimmen, die Perry Rhodan mit den verschiedensten Begründungen das Recht zusprachen, die FANTASY für eine Expedition ins Omnitische Compariat zu nutzen. Im Zweifel sogar ohne eine politische Legitimation. Das galt allerdings nur für die breite Bevölkerung. In den Reihen des Unionsrats und der Vollversammlung sah es völlig anders aus. Mit dem nicht autorisierten Start der FANTASY hatte der Protektor die Terranische Union politisch bloßgestellt und bis auf die Knochen blamiert. So etwas würden die meisten ihrer Vertreter nicht so schnell vergessen.

      Einige Botschafter hatten den Protektor sofort öffentlich angeklagt und eine Verhandlung vor den juristischen Gremien des Rats gefordert. Das hatte Stella Michelsen unter Hinweis auf die laufenden Untersuchungen vorerst abwenden können. Doch die Administratorin der Terranischen Union hatte gegenüber Thora keine Zweifel daran gelassen, dass die Lage ernst war. Zwar galt formell zunächst die Unschuldsvermutung, aber die Beweise waren erdrückend – was die Arkonidin sehr wohl wusste. Die alleinige Übernahme der Verantwortung für die nicht genehmigte Mission des wertvollen Experimentalraumschiffs war eine der Bedingungen ihres Manns gewesen, um den Flug überhaupt anzutreten.

      Wie immer, wenn sie in einer Krisensituation nicht aktiv handeln konnte, war Thora wütend. Auf sich selbst, auf andere ... auf alles, was sich nicht schnell genug vor ihren Launen in Sicherheit bringen konnte. Sie kannte diese größte ihrer Schwächen sehr gut, war sich bewusst, dass ihr Impulsivität und emotionaler Aufruhr nicht weiterhalfen. Aber Vernunft und Abgeklärtheit konnte man nicht nach Belieben ein- und ausschalten.

      Situationen wie diese gehörten zu den wenigen Momenten in ihrem Leben, in denen sie sich wünschte, in ihrer Jugend die Ark Summia absolviert zu haben. Die bestechende Logik eines Extrasinns hätte ihr nun fraglos geholfen. Doch wie sagten die Menschen so treffend: Dieses Schiff war abgeflogen ... nein, abgefahren. Sicherlich konnte sie die Prüfung noch immer nachholen, aber wollte sie das?

      Solche und ähnliche Zweifel waren Ausdruck der natürlichen Ambivalenz ihres Daseins. Seit ihrem Kontakt mit den Bewohnern der Erde vor über fünfzig Jahren saß sie zwischen den Stühlen, war die Getriebene zweier Kulturen. Wenn sie mit Perry zusammen war, dominierte das überwältigende Gefühl, am richtigen Ort zu sein, am einzigen Ort, an dem sie wirklich glücklich sein konnte. Doch wenn die Dinge wieder mal aus dem Ruder liefen, wenn sie sich Problemen gegenübersah, die wie eine Flutwelle auf sie zurasten und sie unter sich zu begraben drohten, wurde ihr bewusst, dass sie für die meisten Terraner immer eine Fremde bleiben würde.

      Am Ende währte nur diese unterschwellige Furcht, die sie bis in ihre Träume verfolgte. Die Angst davor, dass ihre Liebe zu Perry Rhodan eines Tages nicht mehr ausreichen würde, um die Sehnsucht nach Arkon zu stillen.

      Das Summen des Interkoms ließ sie zusammenzucken. Sie nahm sich ein paar Sekunden Zeit, um sich das salzige Sekret aus den Augenwinkeln zu wischen, bei Arkoniden ein sicheres Zeichen für starke innere Erregung. Erst dann aktivierte sie die Verbindung in die Zentrale der CREST II.

      »Ich hoffe, es ist wichtig«, sagte Thora ohne Begrüßung. »Ich hatte mir ausgebeten, nicht gestört zu werden.«

      »Ein Dringlichkeitsanruf von Stella Michelsen, Ma'am.« Akilah bin Raschids schwarze Haare umflossen ihr Gesicht wie dunkler Samt. Die ehemalige GHOST-Agentin ließ sich von Thoras merklich schlechter Laune nicht beirren. Die beiden Frauen kannten sich lange genug.

      »Danke«, gab Thora eine Spur sanfter zurück. »Stellen Sie direkt durch. Höchste Verschlüsselung.«

      »Verstanden, Ma'am.« Das Hologramm der Ersten Offizierin erlosch und machte dem Antlitz der TU-Chefin Platz.

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