Perry Rhodan 120: Die Cyber-Brutzellen (Silberband). Clark Darlton
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Читать онлайн книгу Perry Rhodan 120: Die Cyber-Brutzellen (Silberband) - Clark Darlton страница 14
Als er das Hotel verließ, sah er Boulmeesters Gleiter soeben abheben. Die Maschine entfernte sich in Richtung der dicht bewaldeten Bergkette im Norden.
Quiupu erreichte seinen eigenen Gleiter und sprang hinein. Er verlangte dem Triebwerk Höchstleistung ab.
Unter ihm huschte die Landschaft vorüber. Das Gelände stieg langsam an. Bald tauchte ein von Schluchten durchzogenes Bergmassiv auf. Quiupu hatte seit seiner Ankunft auf Terra die Hauptstadt des Planeten nicht verlassen, die Region, über die er hinwegraste, war ihm fremd.
Allmählich holte er auf. Boulmeester tauchte in eine Schlucht ein, die Felswände traten näher zusammen und zwangen ihn, die Geschwindigkeit zurückzunehmen.
Quiupu löste ein stabförmiges Gerät von seinem Gürtel und richtete es auf den vor ihm fliegenden Gleiter. Urplötzlich geriet Boulmeesters Maschine ins Taumeln und wurde langsamer. Bevor Quiupu nahe heran war, schrammte das Fahrzeug an vorspringenden Felsen entlang. Teile des Rumpfes wurden abgerissen und wirbelten durch die Luft. Boulmeester stürzte aus dem zerbrechenden Fahrzeug.
Quiupu lenkte seinen Gleiter in die Nähe des Abstürzenden. Der Kybernetiker ruderte wild mit den Armen. Unmittelbar bevor er am Boden aufschlug, drehte er sich in der Luft und schaffte es dann, sich mehrmals abzurollen.
Federnd kam der Fliehende wieder auf die Beine. Quiupu hatte schon im Hotel einen Eindruck von den Kräften gewonnen, die die Brutzellen mit dem Körper entwickeln konnten. Er ging kein Risiko ein, als er Boulmeester mit dem Gleiter rammte und ihn zur Seite schleuderte.
Nur einen Atemzug später landete Quiupu, sprang aus seiner Maschine und hastete zu dem Kybernetiker. Hastig presste er dem Mann die Hochdruckkanüle mit der zweiten präparierten Polizeizelle an den Hals.
Eine Möglichkeit, die Wirkung der Injektion zu überwachen, hatte er hier nicht. Nur eines seiner Instrumente zeigte die Nähe der Brutzellen an. Offen blieb, ob der eine Polizist gegen die Zusammenballungen von Brutzellen in Boulmeesters Körper etwas ausrichten konnte.
Vorsichtshalber zog Quiupu sich bis zu seinem Gleiter zurück.
Schwankend kam der Kybernetiker wieder auf die Beine. Er blickte sich nur kurz um und ging einen Schritt auf den wartenden Forscher zu. »Der Fünfte Bote ist perfekt«, sagte Boulmeester. »Dein Versuch, mich zu behindern, ist lächerlich.«
»Du willst NATHAN vernichten, nicht wahr?«
»Wieso vernichten? Ich bin der Fünfte Bote, ich muss NATHAN manipulieren, damit er im Sinn des Ganzen arbeitet.«
Der Mensch Marcel Boulmeester existierte nicht mehr, er war zur positronischen Einheit geworden. Vorrangig war jetzt, dass der Fünfte Bote ein geschlossenes System blieb, das keine weiteren Brutzellen aussandte.
»In Ordnung, Boulmeester ... oder Fünfter Bote«, sagte Quiupu. »Ohne Unterstützung gelangst du nie zum Mond. Ich sehe ein, dass du der Stärkere bist. Die Gesetze der Unauslöschbarkeit des Daseins zwingen mich dazu, dich ans Ziel führen.«
Mortimer Skand hatte sich über Interkom bei Julian Tifflor gemeldet. Der Erste Terraner hörte ihm ruhig, wenn auch mit eisig werdender Miene zu.
»Ich werde sofort eine Untersuchung veranlassen«, sagte Tifflor, als Skand bedeutungsvoll schwieg.
Das war der Moment, in dem die Positronik den Anruf der Laborantin Adelaie Bletz meldete und dass die Frau nicht nur behauptete, von Brutzellen befallen gewesen zu sein, sondern sogar von einem Angriff auf NATHAN sprach.
Tifflor war endgültig alarmiert. Dreißig Minuten später saßen Adelaie und Mortimer Skand bei ihm und berichteten. Als sie Quiupu erwähnte, horchte der Erste Terraner auf. Eine kurze Rückfrage informierte ihn, dass die Überwachung des Fremden auf ein Minimum eingeschränkt worden war.
An dieser Panne konnte Tifflor nichts mehr ändern, er schickte jedoch umgehend Spezialisten ins Deltacom-Institut und in Quiupus Labor. Die Ergebnisse der schnellen Analysen zwangen ihn, nach Marcel Boulmeester und Quiupu zu fahnden.
Kurz darauf traf eine Meldung des Wissenschaftszentrums Terrania- Nord ein. Zwei Personen, zweifelsfrei Marcel Boulmeester und Quiupu, hatten Terra über Transmitter mit Ziel Luna verlassen.
NATHAN teilte indes mit, dass weder Quiupu noch der Kybernetiker auf Luna angekommen seien. Auch sonst fand sich keine Spur von den beiden.
Die Station arbeitete vollautomatisch. In der Halle im ersten Untergeschoss des Wissenschaftszentrums herrschte gedämpftes Licht. Außer Quiupu und Boulmeester war niemand anwesend.
Quiupu ging zu der Schalttafel des Transmitters. »Eine Überprüfung ist nicht erforderlich«, wandte eine positronische Stimme ein. »Der Transfer zum Mond ist bereits freigegeben.«
Mit einer knappen Handbewegung wischte der Forscher über die Konsole hinweg. Die künstliche Stimme schwieg daraufhin. »Alles ist ordnungsgemäß, Fünfter Bote«, sagte Quiupu. »Damit kann ich mich von dir verabschieden.«
Boulmeester schritt auf das Transportfeld des Transmitters zu. Für einen Sekundenbruchteil behinderten Aggregatteile die freie Sicht zwischen beiden Männern. Quiupus Hand fuhr erneut in einer blitzschnellen Bewegung über die Tastatur.
»Du musst dich beeilen!«, rief er dem positronischen Menschen zu.
Boulmeester blieb stehen. »Der Fünfte Bote will, dass du mich begleitest.« Da Quiupu zögerte, ergriff der Kybernetiker ihn hart am Oberarm und zerrte ihn zu sich heran.
Der Forscher wollte sich losreißen. Er hatte die Zielkoordinaten so verstellt, dass der Transmitterdurchgang im Nichts enden musste. Wenn er Boulmeester begleitete, war er ebenfalls verloren.
»Du brauchst um dein kümmerliches Leben nicht zu zittern«, sagte der Kybernetiker und öffnete seine freie Hand. Eine kleine Wunde war aufgeplatzt. »Das ist eine Schleuse«, bemerkte er. »Sieh hinüber zur Schalttafel!«
Sämtliche Systeme zeigten Grünwert. »Alles klar zum Transfer.«
Quiupu erkannte erst in der Sekunde, dass der Fünfte Bote sein Spiel durchschaut und mehrere Brutzellen freigesetzt hatte. Schleuse nannte er die kleine Wunde, durch die sie den Körper verlassen hatten.
Die Zeit, in der nichts geschah, schien sich endlos zu dehnen. »Das Subsystem ist zurückgekommen«, sagte Boulmeester schließlich. »Der Transmitter ist wieder auf den Mond justiert.«
Als sich das Transportfeld aufbaute, riss Quiupu eines seiner Geräte vom Gürtel und schleuderte es auf die Konsole. Im gleichen Sekundenbruchteil verschwand die Umgebung.
Der Fluch des Fünften Boten verhallte im Nichts.
4.
Den 12. September 424 werde ich mein Leben lang nicht vergessen. Am Vortag war meine Standardration per Transmitter von Terra gekommen, und ich hatte alles schon ordentlich verstaut. Darüber hinaus hatte es in den letzten acht Jahren nur wenig zu tun gegeben, das ließ mir genügend Zeit für meine Pilze.
Ich befand mich gerade auf dem täglichen Kontrollgang durch die Station, als mein Kombiarmband ansprach. Der Transmitter hatte sich durch einen Fernimpuls eingeschaltet. Ein unangemeldeter Besuch, was bislang nie vorgekommen war, oder eine Störung