Perry Rhodan 120: Die Cyber-Brutzellen (Silberband). Clark Darlton
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Читать онлайн книгу Perry Rhodan 120: Die Cyber-Brutzellen (Silberband) - Clark Darlton страница 9
»Aus meinen Körperzellen ist etwas wie ein positronisches System entstanden«, murmelte der Kybernetiker. Jäh lachte er auf, und es klang, als würde sich sein Geist verwirren.
In der nächsten Sekunde hatte Boulmeester sich wieder unter Kontrolle. »Keine Bange, ich reagiere noch normal. Bislang haben mich diese Schaltsysteme nicht übernommen. Sie ersetzen vielleicht einige Körperfunktionen, keineswegs den ganzen Körper. Nach wie vor bin ich Marcel Boulmeester und keine programmierte Menschmaschine.«
»Du stehst trotzdem unter ihrem Einfluss«, entgegnete Adelaie. »Das war mehrmals deutlich zu spüren.«
Sie ließ ein anderes Bild entstehen. »Einige Funktionen sind bereits komplett übernommen. Du besitzt keine Nieren mehr, und deine Leber besteht nur mehr zu einem Viertel.«
»Wie kalt deine Worte sind.« Boulmeesters Vorwurf war unüberhörbar.
»Nein, Marcel.« Adelaie bemühte sich um einen versöhnlichen Klang ihrer Stimme. »Ich sage das nur, weil ich dir helfen will.«
»Helfen?« Er schüttelte den Kopf. »Du scheinst dir der Tragweite dieser Veränderungen nicht bewusst zu sein. Sie bedeuten, dass wir einem gewaltigen Irrtum erlegen sind. Über hundert Versuche mit den Brutzellen und allen möglichen Lebensformen waren zu wenig. Wir haben keinen Versuch mit einem Menschen vorgenommen. Dabei hätten wir diese Möglichkeit einkalkulieren müssen.«
»Nach allem, was wir über die Vorfälle auf Mardi-Gras wissen, war das nicht zu erwarten.«
»Egal, Adelaie. Die Gefahr vermehrt sich seit über vierundzwanzig Stunden in meinem Körper. Wenn eine einzige Zelle eindringen konnte und eine derart gravierende Veränderung bewirkt, dann können sich ihre Abkömmlinge genauso gut in anderen Körpern festgesetzt haben und dort den gleichen Prozess vollziehen.«
Sie runzelte die Stirn. »Von welcher einzigen Zelle sprichst du?«
Boulmeester winkte ab. »Es ist sowieso egal. Mir ist bei einem Experiment eine Brutzelle entwischt. Ich muss annehmen, dass sie in meinen Körper eingedrungen ist und diese Metamorphose hervorgerufen hat.«
»Wer außer dir weiß von der verschwundenen Zelle?«
»Ich habe mit keinem darüber gesprochen.«
»Du bist ein Narr, Marcel. Du hast wahrscheinlich die ganze Menschheit in Gefahr gebracht.«
»Ich konnte nicht ahnen, dass diese winzigen Bestien so heimtückisch angreifen würden.« Müde schüttelte er den Kopf.
»Was sollen wir tun?« Adelaie wirkte mit einem Mal unsicher.
»Es gibt Möglichkeiten«, sagte der Kybernetiker. »Sie sind riskant, aber ich bin zu jedem Risiko bereit.«
Adelaie wandte sich wieder der bildlichen Darstellung zu. »Ich meine, wir sollten umgehend alle Kapazitäten heranziehen, um das größte Unheil zu verhindern. Lauter hochintegrierte Schalt- und Speichersysteme aus halborganischer Materie. Dazu in den Randzonen deutliche Ausbreitungsprozesse, die Gebilde wachsen weiter. Weißt du, was am Ende aus dir geworden sein wird?«
»Es wird nicht so weit kommen«, widersprach Boulmeester. »Auf keinen Fall dürfen wir andere hinzuziehen. Die Gefahr, dass sie ebenfalls von den Zellen befallen werden, ist zu groß. Wir müssen eine Selbstheilung versuchen, solange ich meinen freien Willen habe.«
Er prüfte die Anzeigen eines Kontrollpults. »Das Labor ist hermetisch abgeriegelt, gut so. Alle positronischen Elemente müssen aus meinem Körper entfernt und vernichtet werden, nicht eine einzige Zelle darf überleben. Die klinischen Einrichtungen hier bieten jede Möglichkeit dazu. Wenn du mir hilfst, können wir es schaffen. Wenn nicht, überlasse ich dir die weitere Entscheidung, du kannst die Selbstzerstörung aktivieren oder mich desintegrieren. Du weißt, wie die Desintegratoren für den Notfall zugänglich sind.«
Adelaie zögerte. Der Gesichtsausdruck ihres Vorgesetzten verriet ihr, dass er es ehrlich meinte und momentan jedenfalls nicht beeinflusst wurde.
Auf die Idee, sich selbst ebenfalls einer Untersuchung zu unterziehen, kam sie nicht. Sie fühlte sich aktiv und frisch, obwohl dies im Widerspruch zur späten Nachtzeit stand.
Ihr Verstand sagte ihr, dass die Cyber-Brutzellen nach und nach Boulmeesters gesamte Substanz transformieren und in Systeme ihres eigenen Bauplans verwandeln würden. Letztlich würde der Kybernetiker vielleicht nur mehr aus einer äußeren Hülle bestehen, die von dem positronischen System am Leben erhalten wurde. Das Innere handelte dann längst nach anderen Maximen.
Adelaie fragte sich, was das Ziel dieses positronischen Menschen sein könnte, verwarf diese Überlegung aber sofort wieder. Sie musste sich darauf konzentrieren, die Gefahr zu beseitigen und Boulmeester zu retten.
Adelaie ging sehr sorgfältig vor. Da sie ohne positronische Hilfe bei den vorgesehenen Operationen nicht auskommen würde, baute sie zunächst Schirmfelder auf, um zu verhindern, dass die Brutzellen auf die Positronik überspringen konnten.
Die Rechenanlage musste die gesamten Biorasteraufnahmen auswerten und umsetzen. Zudem konnten die Zellwucherungen in der Zwischenzeit weiter fortgeschritten sein, und auch dieser Befall musste entfernt werden.
Erwartungsgemäß stellte die Klinikpositronik fest, dass der Patient die Eingriffe nur überleben würde, wenn gleichzeitig entsprechende Ersatzorgane und Organteile transplantiert wurden. Die Ausstattung des Labors reichte nach Aussage der Positronik dafür aus.
Boulmeester würde die Eingriffe bei fast vollem Bewusstsein erleben, da nur die von der Operation betroffenen Körperregionen schmerzlos sein würden.
Adelaie fing mit den kleinen Zellwucherungen im Gehirn an. Der Eingriff vollzog sich innerhalb weniger Minuten, das entfernte veränderte Gewebe wurde umgehend desintegriert.
Adelaie, die selbst nicht eingreifen konnte, folgte den schnellen Vorgängen wie erstarrt. Als das erste Zellsystem aus dem Oberkörper extrahiert wurde, erkannte sie mehr instinktiv als bewusst, dass etwas nicht stimmte. Sie hatten sich den Gewebeklumpen anders vorgestellt, vor allem nicht blutig.
Die Positronik registrierte über die optischen Sensoren ebenfalls den Fehler und unterbrach die Operation für wenige Sekunden und eine Neuorientierung. Ihre Meldung kam für Adelaie schon nicht mehr unerwartet: »Die Operateure ignorieren meine Anweisungen. Sie entfernen Gewebe aus dem Körper des Patienten, um eine schnellere Ausbreitung der Krankheitszentren zu ermöglichen. Ich schlage vor ...«
Die Positronik verstummte, gab aber Sekunden später zu verstehen, dass sie überfordert sei.
Adelaie wurde bleich. »Die Operation muss zu Ende geführt werden. Setze deine Reservesysteme ein und schneide die Fremdkörper ...« Sie griff sich an die linke Brust. Ein stechender Schmerz raubte ihr den Atem.
»Hör auf!«, keuchte Boulmeester. »So hat es keinen Sinn. Du musst alles abbrechen.«
Sie zögerte. Offensichtlich folgte die Positronik schon einer Notschaltung, denn die Instrumente verklebten bereits die halb geöffneten Wunden.
Minuten später richtete Boulmeester sich schwerfällig wieder auf. »Sie zerstören die Instrumente«, stöhnte er. »Und zweifellos beginnen sie, ihre beiden Untersysteme in meinem Kopf zu erneuern.«
»Wenn