Der Diwan. Mohammad Schemsed-Din Hafis Hafis

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Der Diwan - Mohammad Schemsed-Din Hafis Hafis Klassiker der Weltliteratur

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mir, Schenke, den Wein, im Himmel suchst du vergebens

      Roknabad’s Blumengestad, und Mosella’s.2

      Wehe! die Schelmen mit schwarzem Aug’ und süßer Gebärde

      Rauben dem Herz die Geduld, wie die Türken.

      Unvollkommene Liebe bedarf nicht die Schönheit des Freundes,

      Schöne Gesichter bedürfen nicht Schminke.

      Bleibe beim Sänger, beim Glas, erforsch nicht verborgene Dinge

      Keiner noch hat es gelöset, wird’s lösen.

      Jusufs berauschende Schönheit erklärt den Zauber der Liebe,

      Welcher zerrissen den Flor bei Sulicha.3

      Höre den Rat, denn wiss’: ein wohlerzogener Jüngling

      Schätzt wie die Seele die Worte der Alten.

      Böses hast du gesprochen. Verziehn! Wohl ward es gesprochen

      Bitteres ziemet den zuckrigen Lippen.

      Lieder hast du gesungen, Hafis, und Perlen gebohret.

      Wert, dass Plejaden der Himmel verstreue.4

      1Die Freigebigkeit des Dichters, mit welcher er die beiden Städte Samarkand und Buchara verschenken will, hätte ihm übel bekommen können. Denn seine Feinde hatten den Vers benützt, ihn bei Timur zu verschwärzen, dass er die zwei herrlichsten Städte seines Reichs so gar gering achte und zum Preis eines Schönheitsmales herabwürdige. Timur stellte Hafisen hierüber auch wirklich zur Rede, der sich durch Geistesgegenwart und durch eine unmerkliche Veränderung des Verses sehr ehrenvoll aus der Schlinge zog. Der Vers heißt im Persischen:

      Bachschem Samarkand u Buchara.

      Geben wollt’ ich Samarkand und Buchara.

      Ists wahr? fragte Timur, indem er den Vers wiederhohlte, dass du dich unterstanden, meine herrlichsten Städte so zu lästern?

      Verzeihe, Schah, antwortete der Dichter, man hat dich falsch berichtet: der Vers heißt:

       Bachschem du ser kandi buchara

      Geben wollt’ ich zwei Zuckerbrote von Buchara.

      Timur, zufrieden mit der Rechtfertigung, belohnte den guten Einfall.

      2Roknabad, ein Spaziergang vom Fürsten Rokneddin, längs den Ufern eines kleinen Flusses bei Schiras angelegt. Mosella, ein öffentlicher Gebetort in dem Rosenhaine von Schiras, wo Hafis auch begraben liegt. Im Paradies, meint Hafis, wirst du weder das eine noch das andere finden.

      3Sulicha oder Suleicha, Potifars Gemahlin in den orientalischen Romanen, die in des ägyptischen Josephs Geschichte nichts als die unwiderstehbare Macht der Schönheit des Mannes aufs Herz des Weibes darzustellen suchen.

      4Hier vergleicht Hafis seine Verse mit Perlen, die er durchbohret, um sie an der goldnen Schnur des Liedes anzureihen; auch die Plejaden sind Perlen, Perlen des Himmels, aber höchstens gut genug, um auf die Perlen des Liedes ausgestreut zu werden.

      IX.

      Sage, Morgenwind, mit Schmeicheln

      Jener lieblichen Gazelle,

      Auf die Berge, in die Wüsten

      Hat die Liebe mich getrieben.

      Warum frägt der Zuckerhändler

      (Herr, erhalte ihm das Leben)

      Warum frägt er nicht ums Wohlsein

      Seines Zucker-Papageies?

      Wenn du bei dem Liebchen sitzest,

      Wein an seiner Seite trinkest,

      O erinnre dich der Freunde,

      Die umher gleich Winden irren.

      Wisse, Rose, dir geziemt es

      Nicht so stolz zu sein auf Schönheit,

      Dass aus Stolz du nach der irren

      Nachtigall nicht einmal fragest.

      Nur mit guter Art und Weise

      Wirst du den Geliebten fangen,

      Denn es gehen kluge Vögel

      Nicht ins Netz und in die Schlinge.

      Wer belehrt mich, warum diese

      Dunkeln Augen, hohe Formen,

      Diese vollen Mondsgesichter

      Mir so gar nicht hold sein wollen!

      Deiner Schönheit fänd’ ich wahrlich

      Gar nichts anders auszusetzen,

      Als dass insgemein die Schönen

      Nichts von Treu’ und Liebe wissen.

      Für den Umgang mit den Freunden,

      Für die Gunst des Glückes dankbar,

      Sei auch eingedenk der Fremden,

      Die durch Heid’ und Wüsten streifen.

      Was ists Wunder, wenn im Himmel,

      Durch Hafisens Lied gewecket,

      Zu dem Lautenspiele Suhres1

      Der Messias Reigen tanzet?2

      1Suhre oder Sohre auf Arabisch, auf Persisch Nahid (Anaitis), der weibliche Genius des Morgen- oder Abendsterns, ehemals ein tugendhaftes Weib auf Erden, welches die in menschlicher Gestalt die Erde durchpilgernden Engel Harut und Marut umsonst zu verführen sich bemühten. Diese wurden zur Strafe in einem Brunnen bei Babylon an den Füßen in Ketten aufgehangen, Suhre aber zur Belohnung ihrer Tugend unter die Sterne versetzet, wo sie als himmlische Venus auf der Laute die Melodien spielt, nach denen die Sphären tanzen.

      2Der Messias oder nach Sudi Hasreti Issa, der Herr Jesus.

      X.

      Unser Scheich wallte gestern

      Aus dem Bethaus in die Schenke.

      O ihr frommen Männer, saget,

      Was ist uns forthin zu raten?

      Wie doch können wir, die Jünger,

      Das

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